urz vor dem Zusammenbruch des Dritten Reichs findet der junge Deserteur Willi Herold eine Hauptmannsuniform. Er überlegt nicht lange und schlüpft in die Rolle eines kommandierenden Offiziers. Geblendet von der ungebrochenen Strahlkraft der NS-Uniform sammeln sich rasch marodierende Soldaten um ihn herum. Sie bilden schon bald die brutal agierende „Leibgarde Herold“. Willi Herold selbst steigert sich immer mehr in die Rolle eines skrupellosen Hauptmanns, der mit seiner Leibgarde dort hart durchgreift, wo andere durch einen letzten Rest bewahrter Menschlichkeit zurückschrecken. Im Rausch einer zuvor nicht gekannten Macht zur versteinerten Fratze mutiert, zeigt Herold schließlich, wohin die Idee des Übermenschentums in Wirklichkeit führt.
Wahre Begebenheiten.
„Der Hauptmann“ basiert auf der wahren Geschichte des Schornsteinfegers Willi Herold, der im Zweiten Weltkrieg eine Uniform am Straßenrand fand, als Hochstapler ein Gefangenenlager übernahm und 172 Menschen ermordete.
Obwohl er auch nach NS-Maßstäben zum Kriegsverbrecher geworden war, ließ ihn eine kaum mehr funktionierende deutsche Gerichtsbarkeit dennoch frei. 1945 wurde Herold dann von der Royal Navy für den Diebstahl von einem Laib Brot verhaftet. Als sich im Verhör herausstellte, welche Kriegsverbrechen er begangen hatte, wurde Herold zum Tode verurteilt und 1946 als 21-Jähriger hingerichtet.
//Regisseur Robert Schwentke gelingt mit seinem in Schwarzweiß gedrehten „Der Hauptmann“ etwas, das sich sein weltweites Fanpublikum nach seichten Hollywood-Regiearbeiten, unter anderem „R.E.D – Älter, Härter, Besser“, so wohl nicht erwartet hat: eine intensive, handwerklich grandiose Abrechnung mit gebrochenen Charakteren, die der eigenen moralischen Zersetzung nichts mehr entgegenzusetzen haben. Unterstützt wird Schwentke dabei von der herausragenden schauspielerischen Leistung seiner Hauptakteure, allen voran der des jungen Max Hubacher als Willi Herold.