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JUNI 2018

Endzeit

„Der Hauptmann“ von Robert Schwentke entblößt die moralischen Untiefen der menschlichen Natur in Zeiten des Krieges. Unterstützt wird der Hollywood-erprobte Regisseur dabei von einer großartigen Kamera und herausragenden Schauspielern.

Kritik: Klaus Erler
Fotos: Julia M. Müller, Filmladen Filmverleih
K

urz vor dem Zusammenbruch des Dritten Reichs findet der junge Deserteur Willi Herold eine Hauptmannsuniform. Er überlegt nicht lange und schlüpft in die Rolle eines kommandierenden Offiziers. Geblendet von der ungebrochenen Strahlkraft der NS-Uniform sammeln sich rasch marodierende Soldaten um ihn herum. Sie bilden schon bald die brutal agierende „Leibgarde Herold“. Willi Herold selbst steigert sich immer mehr in die Rolle eines skrupellosen Hauptmanns, der mit seiner Leibgarde dort hart durchgreift, wo andere durch einen letzten Rest bewahrter Menschlichkeit zurückschrecken. Im Rausch einer zuvor nicht gekannten Macht zur versteinerten Fratze mutiert, zeigt Herold schließlich, wohin die Idee des Übermenschentums in Wirklichkeit führt.  

Wahre Begebenheiten.

„Der Hauptmann“ basiert auf der wahren Geschichte des Schornsteinfegers Willi Herold, der im Zweiten Weltkrieg eine Uniform am Straßenrand fand, als Hochstapler ein Gefangenenlager übernahm und 172 Menschen ermordete.

 

DER HAUPTMANN Deutschland, Frankreich, Polen 2017, 119 Minuten, Schwarzweiß Regie: Robert Schwentke Mit: Max Hubacher, Frederick Lau, Milan Peschel, Alexander Fehling