Ist das Leben erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert:
Statt zu trauern lässt sich Davis (Jake Gyllenhaal) auf eine Beziehung mit Karen (Naomi Watts) ein.
as ist nur los mit Investmentbanker Davis (Jake Gyllenhaal)? Gerade wurde seine Frau in einem Verkehrsunfall getötet, er jedoch lebt weiter, als wäre nichts geschehen. Während sein familiäres Umfeld dem tragischen Umstand Rechnung trägt und sich verhält, wie es sich für die oberen Zehntausend in Amerika geziemt – private Trauerfeier im opulenten Heim inklusive –, wirkt Davis wie mit dem Gummihammer betäubt.
Schonungslose Ehrlichkeit.
Nichts dringt durch, kein Schmerz ist erkennbar. Die perfekte Basis für schonungslose Ehrlichkeit in allen sozialen Belangen scheint für ihn gefunden und Davis zögert nicht lange, sie an allen auszuprobieren. Und weil er schon dabei ist, alte Zäune niederzureißen, baut er auch gleich noch sein ganzes Leben um, indem er seine Job ruiniert und sein durchdesigntes Upperclass-Haus niederreißt. Wenn in dieser heißen Phase des Films nun die Kundendienst-Mitarbeiterin Karen (Naomi Watts) samt pubertierendem Sohn auftaucht, fürchtet der erfahrene Hollywood-Kinokenner wohl schon die große Läuterungsgeschichte.
DEMOLITION – LIEBEN UND LEBEN
Regie: Jean-Marc VallÈe | USA 2015 | 100 Minuten mit Jake Gyllenhaal, Naomi Watts, Chris Cooper, Judah Lewis Kinostart: 16. 6. 2016
Und tatsächlich, sie scheint sich anzubahnen:Davis findet seinen Weg in das Herz von Mutter und Sohn, während er die Akzeptanz der Schwiegereltern und seinen Beruf verliert. Ein erträgliches Happy-End scheint sich anzubahnen. Doch – und das wissen auch Hollywood und Regisseur Jean-Marc Vallée – ganz so eindimensional funktioniert kein Mensch. Auf Davis wartet noch eine zentrale Erkenntnis, die weder er noch die Schwiegereltern vorhergesehen haben.
Unerwartete Schwenks.
Man würde Jean-Marc Vallée („Dallas Buyers Club“, „Wild“) unrecht tun, wenn man ihm bei „Demolition“ rein schematisches Vorgehen unterstellen würde. Immer wieder sorgt er für unerwartete Schwenks – mal in Richtung Schwarze Komödie, mal in Richtung Gesellschaftskritik – mit durchaus hohem Unterhaltungswert. Dass der Film schlussendlich trotz hochkarätiger Besetzung doch nur ein „netter“ Film wurde, hat vor allem auch mit den Hauptdarstellern zu tun, die man glaubt, in ganz ähnlichen Rollen schon sehr oft gesehen zu haben. So wirkt der Film streckenweise beliebiger, als er es dank grundsolidem Drehbuch eigentlich sein müsste.