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JUNI 2016

Let’s play together

Die Innsbrucker Kreativlandschaft hat wieder Zuwachs bekommen: Das FabLab ist ein Spielraum für alle, in dem es um das gemeinsame Ausprobieren und um Lösungsfindung geht.

Foto: Emanuel Kaser

„Wir sehen das Potenzial unseres FabLabs im Wissenstransfer.“

Stefan Strappler
E

s wird wieder gespielt im ehemaligen Kindergarten in der Franz-Fischer-Straße in Wilten. Die Altersgrenze ist dabei leicht nach oben geklettert und das Spielzeug wurde mit 3D-Druckern, CNC-Fräsern und anderem Werkzeug ersetzt. Trotzdem geht es hier noch immer um das Ausprobieren, um den Austausch und vor allem um das Miteinander. „Diese Aspekte sollten im FabLab immer im Vordergrund stehen“, erklärt Stefan Strappler, der zusammen mit seinen drei ehemaligen Studienkollegen Heinrich Pan, Oliver von Malm und Alexander Schuierer (allesamt Architekten) den gemeinnützigen Verein gegründet hat. Idee und Konzept standen schon länger im Raum, seit Jänner 2016 hat der Verein endlich ein richtiges Zuhause, das nicht nur für die Gründer, sondern vor allem für die Innsbrucker Hobbybastler, Produktdesigner und Studenten ein Ort ist, um Grenzen auszutesten.

Fabrikationslabor.

Ein „Fabrication Laboratory“, kurz FabLab, ist per Definition eine offene High-Tech-Werkstatt, in der Privatpersonen industrielle Produktionsmethoden nutzen können, um Produkte in Einzelstückzahl herzustellen. In der Regel stehen in einem FabLab 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen sowie Pressen zum Tiefziehen und Fräsen zur Verfügung. Die Werkstätten haben ihren Ursprung in den USA, sind mittlerweile aber auf der ganzen Welt verbreitet. Ihr Ziel ist es, Innovation voranzutreiben und den Wissenstransfer im Hinblick auf Produktionstechnologien zu fördern.

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„Im Prinzip kommt die FabLab-Idee einer Gemeinschaftswerkstätte sehr nahe“, erzählt Stefan Strappler. „Kreativschaffende können unsere Geräte nutzen, Prototypen herstellen und im Anschluss ausprobieren, ob eine Kleinserie ihrer Produkte für den Markt interessant sein könnte. Die Kosten sind dabei auch noch überschaubar“, so der Vorarlberger. Das Auslagern der einzelnen Arbeitsschritte macht nämlich den höchsten Kostenfaktor aus – entfällt jedoch, wenn man das Produkt selber herstellen kann. Noch dazu, wenn man die Geräte nicht selbst kaufen muss.

Let’s play together

Co-being. Der Gemeinschaftsgedanke steht im Vordergrund.

Let’s play together

Das Team: Oliver von Malm, Heinrich Pan, Alexander Schuierer und Stefan Strappler (von links)

Let’s play together

Self-made. Ideen werden in die Realität umgesetzt.

Let’s play together

High-tech für Bastler. Im FabLab kann probiert und produziert werden.

Think global, produce local.

Die nachhaltige Idee der FabLabs wird auch in ärmeren Gegenden der Welt eingesetzt, um lokale Probleme zu lösen. Gemeinschaftswerkstätten, in denen sich die Dorfbewohner eine Kreissäge oder einen Akkuschrauber teilen, sind dort etwas ganz Selbstverständliches. Zudem sind diese Regionen in das internationale Netzwerk der FabLabs eingebunden, dessen Ziel es ist, mit innovativen Ideen ärmere Länder zu unterstützen. „Man schaut zunächst, welche Probleme es vor Ort gibt und welche Tools vorhanden sind, um diese Probleme lösen zu können“, erklärt Stefan Strappler. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Wikihouse, ein Open-Source-Bausystem, das im Grunde fast jedem ermöglicht, ein einfaches Haus zu bauen. Dazu muss man lediglich einen simplen Plan lesen können und eine CNC-Fräsmaschine zur Verfügung haben. Diese könnte zum Beispiel in einem FabLab bereitstehen.

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Grundsätzlich versucht man innerhalb des FabLab-Netzwerks Möglichkeiten für ein „think global, produce local“-Handeln zu entwickeln, bei dem nicht die Produkte transportiert werden, sondern Ideen zur Problemlösung vor Ort. „It’s easier to ship recipies than cookies“ ist ein beliebter Spruch der FabLab-Bewegung. „Bis die Kekse irgendwo angekommen sind, kann es sein, dass sie gar nicht mehr gebraucht werden“, erklärt Strappler. Die Nachhaltigkeit von Rohstoffen ist ein weiteres, viel diskutiertes Thema in der FabLab-Bewegung. 

 

„Vor allem die Auswahl der Materialien im 3D-Druck ist interessant. Da passiert momentan sehr viel in Richtung abbaubare Kunststoffe, wie zum Beispiel Kunststoff PLA (Polylactide), der auf Maisstärke basiert und komplett abbaubar ist“, erläutert der Architekt. „Für Prototypen macht es sehr viel Sinn, abbaubare Materialien zu verwenden. Oft druckt man zehn Stück und Nummer elf ist das eine, welches passt. Der Rest wird weggeworfen.“

Der Innsbrucker Spielraum.

Die Vereinsgründer sehen sich gern als Problemlöser und tüfteln gemeinsam an herausfordernden Projekten. Die Vier haben bereits im Architekturstudium viel gemeinsame Zeit im Zeichensaal verbracht. Vor allem sagt ihnen das „Co-Being“ zu, also „miteinander zu existieren und miteinander oder nebeneinander Dinge umzusetzen, ohne dabei in Konkurrenz zu stehen“. Den klassischen Architektenweg wollte keiner von ihnen einschlagen und Hierarchien lehnen sie sowieso ab. Viel lieber arbeiten sie in einer offenen Gemeinschaft. Die Räumlichkeiten in Wilten haben sie zunächst komplett renoviert und dafür die ersten Monate keine Miete bezahlt. Für die Anschaffung der meisten Geräte kamen Fördergelder ins Spiel, jetzt steht der Verein allerdings auf eigenen Füßen und muss über die Mitgliedsbeiträge und Workshops seine Fixkosten decken. Noch geht das Konzept nicht ganz auf, aber man ist auf einem guten Weg. Im Moment gibt es wöchentlich Workshops zu verschiedenen Themen.

„Im Prinzip kommt die FabLab-Idee einer Gemeinschaftswerkstätte sehr nahe.“

Stefan Strappler