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JUNI 2016

Musik aus Tirol

Sound in progress

6020 stellt Musiker aus Innsbruck vor. Diesmal: The Black Bones

Neuerfindung. Aus Punked! Wurde The Black Bones.

A

m Anfang war das YouTube-Video einer Garagen-Coverversion von „Whatsername“, einer eher unterschätzten, aber sehr eingängigen Nummer auf dem „American Idiot“-Album von Green Day. Wir schreiben das Jahr 2009 und zwischen YouTube, den Sillhöfen und Wilten beschließen die befreundeten Teenager Moritz und Arlyn, dass sie so etwas auch können. Sie formieren sich zum Duo Punked! und widmen sich fortan den einfachen, rotz-melodischen Klängen. Sie spielen überall in Tirol, auf Privatpartys und sogar Kinderspielplatzeröffnungen vor Müttern und Kindern: „Die Kids hatten aufblasbare Luftgitarren, dann nahmen sie auch noch die Bühne ein – sie haben den Punksound voll abgefeiert“, erinnern sich die zwei. Arlyn ist Schlagzeuger, Moritz Gitarrist. Sein Bruder Elias verrät, dass es Fotos gibt, wo er schon als Baby auf eine Gitarre hämmert und scherzt: „Im Grunde tut er das ja immer noch.“ Kein Führerschein, aber ein Gig.

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2011 nahm Punked! an mehreren Contests, darunter auch an einem Voting für einen Novarock-Auftritt teil – den sie aber bald wieder vergaßen: „Das Gegeneinander bei diesen Contests ist nicht ganz das Wahre, als Band sollte man sich doch lieber vernetzen und gegenseitig unterstützen“, finden Moritz und Arlyn. Trotzdem rief plötzlich ein Freund an: Punked! war beim Novarock-Lineup dabei, er wollte gratulieren. „Und wir hatten keine Ahnung“, erzählt Moritz.

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So mussten sie kurzerhand ihre Eltern bitten, sie zum Festival nach Nickelsdorf zu bringen, und holten Moritz’ Bruder Elias als Bassisten an Bord. Er war damals erst 15 Jahre alt und hatte gerade einmal ein paar Monate lang Bassgitarre geübt. Und wie war es? „Lässig!“, antwortet Arlyn prompt, „und extrem heiß“, fügen die anderen noch hinzu. Immerhin teilten sich die jungen Punk-Newcomer den Backstage-Bereich mit Acts wie Boysetsfire oder Social Distortion. Hier hatten sie Zugang zu kühlen Getränken und einem Garten im Schatten: „Und der war Gold wert“, erzählt der Drummer.

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Irgendwann nahm aber das Interesse am Punk ab und verschob sich in Richtung konstruierterer Klänge. Sie kamen auf den Geschmack von Bands wie Nirvana, Velvet Underground, Jack White und vor allem Black Rebel Motorcycle Club – es wurde Zeit für eine kreative Neuausrichtung. Tatkräftige Unterstützung gab es dabei von Upload-Promoter Peter Sandner, den die Band als „vierten Mann der Truppe“ bezeichnet und der sie auch aktuell managt. „Er hat uns einmal zu sich geholt, um uns eine VHS der Rolling Stones zu zeigen“, erzählt Arlyn, „und er hat generell eine wichtige Rolle bei unserer Neufindung gespielt, wodurch wir an neuen Aufgaben wachsen konnten.“

„Wir merken, dass viele Menschen Bock auf klassisch besetzte Rockbands haben.“

Moritz

Ab in die Großstadt.

Während der Neufindung blieb das Trio ganze eineinhalb Jahre den Bühnen fern, nach dem neuen Bandnamen wurde eine Weile gesucht: „Wir wollten nicht genauso klingen wie die Bands, die wir schätzten, sondern schon einen eigenen Stil finden“, erzählt Moritz. Dann war Zivildienst angesagt und im Anschluss wurde der schrittweise Umzug nach Wien geplant. In dieser Zeit hatte es wohl Elias als Jüngster am schwersten: Als Gigs in Wien feststanden, hieß es für den Bassisten, zwischen Hauptstadt und Zivi-Job in Tirol zu pendeln, falls nötig auch mehrmals in der Woche. Mittlerweile wohnen alle in Wien: „Hier ist einfach mehr Laufkundschaft“, erklärt Elias. Das Café Carina, das Fluc oder das B72 haben sie hier schon als The Black Bones bespielt, in Innsbruck standen sie auf den Bühnen der p.m.k und des Weekender Clubs, aber nicht mehr mit derselben Frequenz wie zu Punked!-Zeiten.

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Wenn man sich in der heimischen Szene rarmacht, habe das auch Vorteile: „Dann kommen mehr Leute, wenn wir mal wieder spielen“, sagt Arlyn.

 

 

Man merkt dem Sound der Black Bones nach der Neuorientierung zwar die Einflüsse ihrer Helden an, sie schaffen es aber, in ihre Musik eine persönliche Note mitreinzubringen. Sie proben regelmäßig, sind zielstrebig und entwickeln sich stetig weiter. Und sie beobachten auch die Szene rund um befreundete Formationen wie Vague und White Miles. „Wir merken, dass viele Menschen Bock auf klassisch besetzte Rockbands haben“, sagt Moritz. Dieser Umstand bestätigt sie in ihrem Weg. An Texten und Melodie arbeiten The Black Bones stets bis zur Konsensfindung zusammen, in der Gruppe sind alle gleichberechtigt, es gibt keinen Frontman. Sie haben viele Songs, aber wollen sich damit nicht wirklich auf ein Album festlegen: „So sehr wir diese Entwicklung bedauern: Alben sind nicht mehr zeitgemäß“, findet Arlyn. Dafür nehmen sie sich die künstlerische Freiheit, ihr Schaffen ständig weiterzuentwickeln: „Ein Song ist nie endgültig fertig“, sagen die Brüder, zudem lasse sich vor allem eine Psychrock-Performance live viel intensiver erleben als „nur“ auf Platte. Und The Black Bones können damit gut leben.

Musikserie 6020 A200 Black Bones 2

Live zu hören sind sie am 4. Juni im Weekender Club.

 

Musik von The Black Bones in Worten:

Psychedelischer Rock in typischer Instrumentalbesetzung (Gitarre, Bass, Drums, Gesang). Ihre klassische Rezeptur ist zeitlos und funktioniert vor allem bei der Live-Darbietung.

Bandmitglieder:

Moritz Kristmann (Gitarre und Gesang)

Elias Kristmann (Bass und Gesang)

Arlyn Brecher (Drums)

Wo treten The Black Bones auf?

In ganz Österreich und Italien

Bekanntheitsgrad:

Acht von 10 Noten

Mehr Infos:

www.facebook.com/theblackbonesmusic

 

The Black Bones sind auch auf Spotify zu hören.