„Wir sehen das Potenzial unseres FabLabs im Wissenstransfer.“
Stefan Strappler
s wird wieder gespielt im ehemaligen Kindergarten in der Franz-Fischer-Straße in Wilten. Die Altersgrenze ist dabei leicht nach oben geklettert und das Spielzeug wurde mit 3D-Druckern, CNC-Fräsern und anderem Werkzeug ersetzt. Trotzdem geht es hier noch immer um das Ausprobieren, um den Austausch und vor allem um das Miteinander. „Diese Aspekte sollten im FabLab immer im Vordergrund stehen“, erklärt Stefan Strappler, der zusammen mit seinen drei ehemaligen Studienkollegen Heinrich Pan, Oliver von Malm und Alexander Schuierer (allesamt Architekten) den gemeinnützigen Verein gegründet hat. Idee und Konzept standen schon länger im Raum, seit Jänner 2016 hat der Verein endlich ein richtiges Zuhause, das nicht nur für die Gründer, sondern vor allem für die Innsbrucker Hobbybastler, Produktdesigner und Studenten ein Ort ist, um Grenzen auszutesten.
Fabrikationslabor.
Ein „Fabrication Laboratory“, kurz FabLab, ist per Definition eine offene High-Tech-Werkstatt, in der Privatpersonen industrielle Produktionsmethoden nutzen können, um Produkte in Einzelstückzahl herzustellen. In der Regel stehen in einem FabLab 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen sowie Pressen zum Tiefziehen und Fräsen zur Verfügung. Die Werkstätten haben ihren Ursprung in den USA, sind mittlerweile aber auf der ganzen Welt verbreitet. Ihr Ziel ist es, Innovation voranzutreiben und den Wissenstransfer im Hinblick auf Produktionstechnologien zu fördern.
//„Im Prinzip kommt die FabLab-Idee einer Gemeinschaftswerkstätte sehr nahe“, erzählt Stefan Strappler. „Kreativschaffende können unsere Geräte nutzen, Prototypen herstellen und im Anschluss ausprobieren, ob eine Kleinserie ihrer Produkte für den Markt interessant sein könnte. Die Kosten sind dabei auch noch überschaubar“, so der Vorarlberger. Das Auslagern der einzelnen Arbeitsschritte macht nämlich den höchsten Kostenfaktor aus – entfällt jedoch, wenn man das Produkt selber herstellen kann. Noch dazu, wenn man die Geräte nicht selbst kaufen muss.
Think global, produce local.
Die nachhaltige Idee der FabLabs wird auch in ärmeren Gegenden der Welt eingesetzt, um lokale Probleme zu lösen. Gemeinschaftswerkstätten, in denen sich die Dorfbewohner eine Kreissäge oder einen Akkuschrauber teilen, sind dort etwas ganz Selbstverständliches. Zudem sind diese Regionen in das internationale Netzwerk der FabLabs eingebunden, dessen Ziel es ist, mit innovativen Ideen ärmere Länder zu unterstützen. „Man schaut zunächst, welche Probleme es vor Ort gibt und welche Tools vorhanden sind, um diese Probleme lösen zu können“, erklärt Stefan Strappler. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Wikihouse, ein Open-Source-Bausystem, das im Grunde fast jedem ermöglicht, ein einfaches Haus zu bauen. Dazu muss man lediglich einen simplen Plan lesen können und eine CNC-Fräsmaschine zur Verfügung haben. Diese könnte zum Beispiel in einem FabLab bereitstehen.
//Grundsätzlich versucht man innerhalb des FabLab-Netzwerks Möglichkeiten für ein „think global, produce local“-Handeln zu entwickeln, bei dem nicht die Produkte transportiert werden, sondern Ideen zur Problemlösung vor Ort. „It’s easier to ship recipies than cookies“ ist ein beliebter Spruch der FabLab-Bewegung. „Bis die Kekse irgendwo angekommen sind, kann es sein, dass sie gar nicht mehr gebraucht werden“, erklärt Strappler. Die Nachhaltigkeit von Rohstoffen ist ein weiteres, viel diskutiertes Thema in der FabLab-Bewegung.
„Vor allem die Auswahl der Materialien im 3D-Druck ist interessant. Da passiert momentan sehr viel in Richtung abbaubare Kunststoffe, wie zum Beispiel Kunststoff PLA (Polylactide), der auf Maisstärke basiert und komplett abbaubar ist“, erläutert der Architekt. „Für Prototypen macht es sehr viel Sinn, abbaubare Materialien zu verwenden. Oft druckt man zehn Stück und Nummer elf ist das eine, welches passt. Der Rest wird weggeworfen.“
Der Innsbrucker Spielraum.
Die Vereinsgründer sehen sich gern als Problemlöser und tüfteln gemeinsam an herausfordernden Projekten. Die Vier haben bereits im Architekturstudium viel gemeinsame Zeit im Zeichensaal verbracht. Vor allem sagt ihnen das „Co-Being“ zu, also „miteinander zu existieren und miteinander oder nebeneinander Dinge umzusetzen, ohne dabei in Konkurrenz zu stehen“. Den klassischen Architektenweg wollte keiner von ihnen einschlagen und Hierarchien lehnen sie sowieso ab. Viel lieber arbeiten sie in einer offenen Gemeinschaft. Die Räumlichkeiten in Wilten haben sie zunächst komplett renoviert und dafür die ersten Monate keine Miete bezahlt. Für die Anschaffung der meisten Geräte kamen Fördergelder ins Spiel, jetzt steht der Verein allerdings auf eigenen Füßen und muss über die Mitgliedsbeiträge und Workshops seine Fixkosten decken. Noch geht das Konzept nicht ganz auf, aber man ist auf einem guten Weg. Im Moment gibt es wöchentlich Workshops zu verschiedenen Themen.
Die Idee ist, dass man in einem Workshop den Verein und vor allem den Umgang mit den Geräten kennenlernt und sie anschließend eigenständig benutzen kann. An den Vereinstagen, von Donnerstag bis Samstag, stehen die vier FabLab-Spieler als Unterstützung zur Verfügung. In weiterer Folge sollen die Workshops einem ganzheitlichen Ansatz folgen und dabei thematisieren, wie man eine Idee aufs Papier bringt, sie anschließend in ein Computerprogramm transportiert, später einen Prototypen mit dem Lasercutter realisiert und am Ende das Objekt produziert und vermarktet.
//„Wir sehen das Potenzial unseres FabLabs im Wissenstransfer“, sagt Stefan Strappler. Dabei geht es nicht nur um die Geräte, sondern auch um Materialien. „Beim Holz gibt es zum Beispiel bereits klassische Verbindungsmethoden und es muss nicht jeder immer bei null anfangen und selber ausprobieren.“ Im Innsbrucker Spielraum geht es auch darum, Leute miteinander zu vernetzen. Ob Schüler, Studenten, Designer oder Pensionisten, die sich ein Modellflugzeug bauen, die Leute sollen miteinander agieren, sich gegenseitig helfen und dabei ihr Wissen austauschen. Je mehr Leute kommen und je vielfältiger das Projekt wird, desto bunter und interessanter. „Wir haben die Basis geschaffen, die Infrastruktur eingerichtet und hoffen jetzt, dass sich die Idee verselbständigt.“
„Im Prinzip kommt die FabLab-Idee einer Gemeinschaftswerkstätte sehr nahe.“
Stefan Strappler