AUSDRUCKSSTARK. Die Hungry Sharks bringen urbanen Tanz ins Theater
G
egründet wurde die Gruppe Hungry Sharks von Produzentin Dusana Baltic und Choreograph Valentin Alfery im Jahr 2011 – und zwar aus einem klaren Grund: Sie wollten Tanzstile wie Hiphop, Breakdance Locking, Popping und House auf Theaterbühnen etablieren. „Die Company zu gründen, war ein klarer Ausdruck unserer Unzufriedenheit“, erzählt Valentin. Tanz im Theater gab und gibt es nämlich reichlich, allerdings fast ausschließlich zeitgenössische Stile. Mit dem Ziel, auch urbanen Tanz auf den Bühnen präsenter zu machen, produzieren die Hungry Sharks deshalb regelmäßig Tanztheaterstücke – und sind damit die einzige rein urbane Tanzcompany in Österreich. Ihren Stil könnte man auch als Streetstyle bezeichnen, der Begriff wurde aber in den letzten Jahren kommerziell extrem vermarktet und hat deshalb nicht das beste Image, vor allem nicht im Theater. Deshalb hält sich die Gruppe lieber an den wertfreien Ausdruck „urbaner Tanz“.
//Die Projekte der Hungry Sharks unterscheiden sich in vieler Hinsicht voneinander, deshalb ist auch ihre Besetzung nicht immer dieselbe. „Ab und zu kommt
kommt jemand Neues dazu, aber grundsätzlich haben wir eine Gruppe an Leuten in ganz Österreich, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten“, erklärt Dusana.
#FOMO.
Facebook aktualisieren, WhatsApp-Diskussionen führen und durch Instagram scrollen – das sind alles Dinge, die heutzutage für die meisten einfach dazugehören. Genau damit beschäftigen sich die Hungry Sharks in ihrem Stück #fomo, kurz für „the fear of missing out“. Der Begriff kommt aus dem Internet-Jargon und steht für das Gefühl oder sogar die Angst, etwas zu verpassen, wenn man eine Zeit lang nicht online ist.
//Der Grundgedanke hinter dem Stück war, den Einfluss neuer Technologien auf unser Leben tänzerisch darzustellen. Der Tanzcompany war es dabei wichtig, diesen Umstand weder in negatives noch in positives Licht zu rücken. „Das Letzte, das wir schaffen wollten, ist ein Zeigefinger-Statement“, versichert Dusana. Vielmehr geht es darum, auf den Wandel in der Gesellschaft aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen.
INTERPRETATIONSSACHE.
Aufgeführt wird das Stück von fünf Tänzern, darunter ist auch der Innsbrucker Tarek Tillian. Wie alle anderen Projekte der Hungry Sharks kommt auch #fomo ohne Worte aus. Die Botschaft wird alleine durch die Bewegungen und das Zusammenspiel der Tänzer transportiert und ist trotzdem – oder sogar genau deshalb – sehr ausdrucksstark. Mit verschiedenen Stimmungen, Rhythmen und Choreographien zeigen die einzelnen Szenen sowohl Vorteile als auch Nachteile der digitalisierten Welt. Die Interpretation bleibt den Zusehern dabei ganz bewusst selbst überlassen. Manche animiert es dazu, während der Vorführung ihr Smartphone aus der Tasche zu holen und zu filmen, andere wiederum ermutigt es, weniger Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. Wie auch immer: Das Hauptziel von #fomo ist es, das Bewusstsein für die Veränderungen zu stärken, welche neue Technologien und die zunehmende Digitalisierung mit sich bringen. Das Stück wurde bis jetzt siebenmal aufgeführt, in Österreich, Kroatien und Rumänien.
„Das Letzte, das wir schaffen wollten, ist ein Zeigefinger-Statement.“
Dusana Baltic
SPITZENKLASSE.
Dass die Hungry Sharks Tanz auf höchstem Niveau betreiben, haben sie schon vielfach gezeigt. Zum Beispiel waren sie die erste Gruppe, die in Österreich eine staatliche Förderung für ein urbanes Tanzprojekt erhalten haben. Ein weiterer Meilenstein war der zweite Platz für #fomo bei einem Choreographie-Wettbewerb unter 43 Companies in Italien. Aber auch ihr diesjähriger Beitrag zum Innsbrucker Tanzsommer ist ein Beweis für ihr Können. Als „ganz besondere Ehre“ bezeichnen sie die Möglichkeit, vor einem Publikum dieser Größe und in einer Reihe mit vielen internationalen Spitzentänzern aufzutreten.
//Der Tanzsommer fällt heuer zeitlich mit der Fußball-Europameisterschaft zusammen, weshalb bei allen Vorführungen darauf geachtet wurde, dass sie sich mit keinem wichtigen Spiel überschneiden. Somit können sich auch Fußballfans von der Faszination Tanz überzeugen, ohne etwas zu verpassen. #fomo beeindruckt sowohl durch das hohe tänzerische Niveau als auch durch seine zeitgemäße Botschaft. Einen Besuch ist das Stück deshalb auf jeden Fall wert – egal, ob mit Handy oder ohne.
„Die Company zu gründen, war ein klarer Ausdruck unserer Unzufriedenheit.“
Valentin Alfery
Hungry Sharks Künstlerische Leitung und Musikschnitt:
Valentin Alfery
Produktion, Artwork, Kostüme:
Dusana Baltic
Tänzer:
Farah Deen, Tarek Tillian, Moritz Steinwender, Patrick Gutensohn, Valentin Alfery
Technik:
Joe Albrecht
Weitere Infos: