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Kunst am Durchzugsort

Es gibt ein Subkulturleben hinter dem Südring. Hier gibt es mit dem „Motel“ ein nicht genutztes Areal, das viel zu schade für den Verfall ist. Der Kulturverein Brache ist in der Grassmayrstraße 23 also genau am richtigen Ort, um kreative Wiederbelebungsmaßnahmen anzuwenden.

Fotos: Dominique Huter
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ie Idee ist in vielen Großstädten längst ein Klassiker: Leerstehende Gebäude für kurze Zeit reaktivieren, dort verweilen, schön den Künstlerfreak rauslassen und das Ganze auch zelebrieren, inklusive Publikum. Im speziellen Fall des Vereins Brache ist der Name paradoxes Programm. Seine Mitglieder generieren kulturellen Output bereits während der Zeit, in der das Objekt noch brach liegt, also bevor es seine definitive Bestimmung findet, und eigentlich technisch unbestellbar ist. Aber nur zum Schein. Und die temporäre Verfügbarkeit des Gesamtpakets macht es umso reizvoller. 

Blick für Spielwiesen.

Das „Motel“-Areal neben der Olympiabrücke war früher den Glockengießern und dem Metallhandel vorbehalten, dann Recyclinghof, irgendwann wird es wohl dem Straßenbau an der Grassmayrkreuzung weichen müssen. Quasi ein Hotspot der Innsbrucker Stadtentwicklung.

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Um brachliegende Spielwiesen wie diese in der Hochburg der absurden Immobilienpreise zu finden, ist ein aufmerksamer Raumbeobachterblick hilfreich. Die Brache-Vereinsgründer Paul und Vinz verfügen über solche Superkräfte. Die bayrischen Geografen haben bereits 2014 abrissbereite Locations ausfindig gemacht und umfunktioniert. Das Ergebnis war unter anderem ein Treffpunkt in der Alten Schmiede des Mariahilfparks – ein sensationell besuchtes Mundpropaganda-Event namens „Öl“ mit dem sympathisch-schmuddeligen Touch einer spannenden Subkultur-Location ist den Innsbruckern in Erinnerung geblieben. 

Plattform-Prinzip.

Dem Verein schwebt am Südring einiges vor: „Wir versuchen grundsätzlich mit wenig Geld möglichst viel auf die Beine zu stellen und planen diesen Sommer einige Veranstaltungen, die sich auf den Nachmittag und den frühen Abend konzentrieren“, erzählen Paul und Vinz.

 

„Wir versuchen, mit wenig geld möglichst viel auf die beine zu stellen.“

paul und vinz, verein brache
Es passiert was. Das „Motel“ wird von TKI und stadt_potenziale unterstützt. Im Bild: Vinz (li.) und Paul (Mitte) vom Verein Brache
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Das 1.060 Quadratmeter große „Motel“-Areal fungiert als Treffpunkt für Initiativen und Kulturschaffende aus sehr unterschiedlichen Bereichen. „Diese Plattform wird es bis Ende 2015 geben“, erzählen sie. Und wer macht mit? Die erste Foodcoop Innsbrucks ist mit von der Partie. Dabei handelt es sich um eine „Kooperation zum Fruchtgenuss“, die lokale Bio-Lebensmittel gemeinsam nutzt und verteilt. Oder auch das Innsbrucker Kultur- und Architekturkollektiv Krater Fajan, das gestalterisch bereits das Bonanza-Festival, das „Machete – Burrito Kartell“ oder den Club Aftershave unterstützt. 

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Auch Kunstschaffende haben ihre Ateliers im „Motel“ und nutzen den Raum kontinuierlich. Für Paul und Vinz sind alle Projektpartner auch Mitstreiter. Sie tüfteln gemeinsam an einer mehrteiligen Eventreihe – denn was sie am „Motel-Areal“ machen, und wie dieser sonst brach liegende Ort verwandelt wird, will schließlich auch gezeigt und erlebt werden. Darum findet im Herbst beispielsweise ein „Motel Talk“ statt, eine Gesprächsrunde zum öffentlichen Raum und dessen temporärer Nutzung. Verschiedene Akteure aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur, aber auch Wohnungswirtschaft und Politik werden Gespräche zu Möglichkeiten, Chancen und Problemen aktueller Stadtentwicklung führen.  

Grand Motel Festival.

Wer aber noch nicht die Nerven für Terminfixierungen nach dem Sommer hat, kann sich schon mal das „Grand Motel Festival“ am 27. Juni im Kalender notieren. 

„Wann passiert je etwas hinter dem Südring?“

Bei diesem Event wird gut sichtbar sein, was die kreativen Köpfe gerade auf die Beine stellen: Krater Fajan ist beispielsweise für das Bühnen- und Location-Design zuständig, für die Kulinarik sorgen Kooperationen mit Innsbrucker Lokalen wie dem Gleim, dem Machete und dem Koch-lokal/Spielraum. In der „Motel“-eigenen Pink Gallery gibt es eine Kunstausstellung, ab dem Nachmittag werden auch diverse spannende Bands auftreten, unter anderem auch eine namens Thing Kong, wo Paul sogar mitspielt. Ob er den ganzen Aufwand mitbetreibe, nur um seiner Band einen Gig zu checken? „Ja, ausschließlich!“, scherzt er. 

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„Wann passiert je irgendwas hinter dem Südring? Diese Straße ist fast so etwas wie eine Grenzlinie, die man einfach nicht überquert. Deswegen passt auch der Name ‚Motel’ zum Konzept: ein anonymer Durchzugsort. Den wir aber für kurze Zeit komplett nutzen wollen“, erklären Paul und Vinz weiter. „Es ist keine hochglanzpolierte Location, dafür können wir jederzeit eine Wand einreißen, wenn wir es für sinnvoll und wünschenswert erachten.“ So muss Kreativität. Aber sie versprechen, bis zum Ende der Motel-Ära genug vom Areal übrig zu lassen, „damit sich ein würdiger Abschluss ausgeht“.

Grand motel Festival am 27. Juni 

 

13 bis 22 Uhr: Marktstände (Nanma, Chinchillo und grga Ledermanufaktur) und Essen

ab 15 Uhr: Bands und DJs wie Aloa Input, Yarah Bravo, Pollyester, Monobrother, Thing Kong, DJane D.E.Y. und DJ Andi Stecher

Eintritt: 14 bzw. 9 Euro im VVK

Alle Infos zu den Moteliers sind auch auf online unter: www.motelinn.info