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JULI 2018

Soundgepäck am Laufsteg

Dominik Strobl und Jonathan Dornfeld lieben Musik und packen sie raffiniert in alte Koffer ein. Dank coolem Design und gutem, tragbarem Klang werden die Kofferlautsprecher von Strofeld auch bald die Berliner Fashionwelt erobern. 6020 macht vorab eine Gepäckskontrolle.

Fotos: Axel Springer
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arum Jonathan Dornfeld stundenlang werkeln und basteln kann, ohne Durst oder Hunger zu spüren, weiß er selber nicht. Für gewöhnlich äußert sein Kompagnon Dominik Strobl dann scherzhaft Bedenken, ob er ihn zwecks Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme vielleicht „irgendwo anhängen sollte“. Dass die gebürtigen Bayern wunderbar im Handwerk aufgehen können, ist also geklärt. Während Jonathan bereits 2013 an Koffern mit Lautsprechern werkelte – sein erster war ein schwarzer Aktenkoffer aus Kunstleder, den er auf Ebay für 1 Euro ersteigerte –, versuchte sich Dominik erst ein Jahr später in derselben Kunst. Und das, obwohl der Management- und IT-Absolvent studienbedingt eher mit Excel-tabellen zu hatte als mit Säge und Soundtechnik. 

Auffällig im Park.

Das Gefühl, etwas mit den eigenen Händen fertigzustellen, gefiel ihm aber, ebenso die Zusammenarbeit mit Jonathan. Für den Bau ihres ersten tragbaren Lautsprechers in einem cremefarbenen Vulkanfiberkoffer nutzten sie jede freie Minute. Insgesamt flossen gut 70 Stunden in diese Arbeit hinein. „Ich wollte so etwas öfter machen“, erinnert sich Dominik. Als die beiden dann gemeinsam mit ihrem Werk durch Innsbrucks Parks und Slackline-Locations gingen, um ein Plätzchen für entspanntes Bierzwitschern und Musikhören zu finden, fielen sie natürlich bald auf. Und trotzdem hätten sie damals noch nicht daran gedacht, mit der Idee ein Unternehmen zu gründen. Die Gründung kam erst 2016, als sie den Creativity Award des MCI gewannen und im Zuge dessen einige Landesförderungen erhielten. 

Koffer ist nicht gleich Koffer.

Die Idee, alte Lautsprecher und alte Gepäcksstücke zusammenzuführen, ist in der DIY-Szene zwar nicht neu, „aber wir wollen sie perfektionieren und unsere Stücke so planen, dass der Sound anständig rauskommt“, erklärt Jonathan.

Ein Computerprogramm unterstützt die anspruchsvolle Planung.

 

Dafür hat sich der Musikliebhaber intensiv mit dem Lautsprecherbau auseinandergesetzt: „Die gute Qualität der Lautsprecher ist das Eine, ob sie aber in einen Koffer passen, ist das Andere.“

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Dafür muss der Innenraum des Gepäcks zunächst per Holzgehäuse abgegrenzt und stabilisiert werden. Das Gehäuse ist in der Regel mehrschichtig, darf nicht zu dick oder zu schwer sein und wird je nach Koffer maßgeschneidert zugeschnitten und verleimt: „Das geht bei viereckigen Koffern leichter. Je runder die Formen, umso größer die Herausforderung“, sagt Dominik. Das Gehäuse muss nämlich bis auf eine einzige Öffnung luftdicht abgeschlossen werden. Ein Computerprogramm, das die Soundqualität im gewünschten Gehäuse simuliert, unterstützt die anspruchsvolle Planung. Mit Soundtechnik lassen sich übrigens kleine, leichtere Schminkköfferchen genauso befüllen wie größere Objekte. Letztere sind dann zwar schwerer, aber für basslastige Musik geeigneter. 

Erinnerungsstücke sind willkommen.

Der größte Kofferlautsprecher der Strofeld Manukfaktur ist 22 Kilo schwer. Die Technik ist reparierbar, zudem wird hoher Wert
auf sinnvolle und transparente Produktinfos gelegt. 

 

„Kein Mensch braucht 500-Watt-Verstärker. Die Leute stehen trotzdem auf solche Angaben, die allerdings kaum etwas über die tatsächliche Klangqualität aussagen. Diese wird je nach Bedarf übrigens sehr subjektiv wahrgenommen“, kritisiert Jonathan. „Darum möchten wir Interessierte auch für solche Marketingtricks sensibilisieren.“ Und wo kommen die Koffer überhaupt her? „Vom eigenen Dachboden und von Flohmärkten“, heißt es, „manche Kunden bringen auch ihre eigenen Erinnerungsstücke her“, sagt Dominik. Wer nicht über solche verfügt, wird vielleicht in der Strofeld-Sammlung fündig. Richtig ausgefallene Schmuckstücke mit schönen Nähten, verlebtem Griff und charaktervoller Patina seien allerdings schwer zu finden oder mit Preisen ab mehreren hundert Euro verhältnismäßig teuer. Der wertvollste Lautsprecherkoffer wurde bislang um 1.600 Euro verkauft, erhältlich sind günstigere Unikate schon ab 850 Euro.

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Vom Lautsprecherkofferbau können Jonathan und Dominik zwar noch nicht leben, die Firma trägt sich aber von selbst: Die Einkünfte werden laufend in neue Systeme und Kooperationsmöglichkeiten investiert: „In naher Zukunft werden wir einen individuell designbaren Bluetooth-Lautsprecher für Hotelzimmer entwickeln und Kooperationen mit Unternehmen eingehen, die für ihre Produkte eine speziell entwickelte Lautsprecherlösung suchen“, so die Strofeld-Gründer.

„Je runder die Formen, umso größer die Heraus­forderung.“

Dominik Strobl

 

„Diese mussten wir damals noch vertagen, da wir mit der Manufaktur erst in den Startlöchern standen. Wir hatten noch nicht einmal eine Homepage“, erinnert sich Dominik. Als der 25-Jährige die Designerin im heurigen Frühling erneut traf, fragte sie: „Wie spontan seid ihr?“ So bot sich die Möglichkeit, Ruétz‘ Models für ihre Show auf der Berliner Fashion Week am 4. Juli mit den stylishen Soundkoffern auszustatten – eine Chance, die rein terminlich zwar mit Jonathans finaler Studienphase und anderen Vorhaben der Firma kollidiert, aber: „Ein bisschen töricht muss man da schon rangehen“, sagt Dominik und lächelt. Darum sagten sie zu.

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Um Mode, Show und Koffer optisch und funktionell perfekt aufeinander abzustimmen, stand laut eigenen Angaben ein riesiger „Stresspatzen“ an, der sich aber ziemlich sicher lohnen wird. Jonathan unterstützt die Vorbereitungen, wo er kann, nach Berlin wird Dominik aber alleine reisen: „Ohne Koffer keine Competition“, scherzen die Strofeld-Burschen in Anlehnung an Bruce Darnells berühmten GNTM-Sager. Passenderweise sollen am 4. Juli auch einige Finalistinnen der Castingshow die Soundkoffer von Strofeld präsentieren. Dem vermeintlichen Bussi-Bussi-Gehabe der Modewelt blickt Dominik dennoch entspannt entgegen – Rebekka Ruétz’ lockere Art habe ihn in dieser Hinsicht bestärkt. „Dabei bin ich gar kein modischer Typ“, sagt er und verrät mit einem fetten Grinser: „Von meinem Lieblingsshirt habe ich mir gleich 20 Stück gekauft.“ 

 

Mehr Infos unter www.strofeld-koffer.com

 

Designerin Rebekka Ruétz fragte: „Wie spontan seid ihr?“