SPARFÜCHSE
„Wir legen ja eh alles zusammen auf den Grill, oder?“, ist der Vorschlag, der Sparfüchse enttarnt. Meistens treten sie in Paaren auf, bringen Aktions-Würstl, vorgewürztes Putenfleisch und No-Name-Ketchup vom Diskonter mit, sind dann aber garantiert die, die beim feinen Steak und beim Lachsfilet im Päckchen ordentlich zulangen. Nach der ersten Essensrunde legen sie eine strategische Pause ein, um dann am Schluss noch die Reste – „die eh keiner mehr mag“ – auf ihre Teller zu laden. Dann hauen sie sich noch jeweils zwei Portionen Tiramisu und ein paar Gin Tonic rein.
Typische Zitate:
"Das ist ja verrückt, was Biofleisch kostet."
"Wieso schmeckt denn euer Steak so toll?"
FLEISCHLOS - GRILLER
Grillen ist eine derart fleischbetonte Angelegenheit, dass es beim Aufeinandertreffen von Vegetariern und Steak-Verehrern wohl oder übel zu Konflikten kommt. Werden Halloumi, Pilze und Gemüsespieße zuerst gegrillt, um ja nicht mit Kotelett & Co. in Kontakt zu kommen, sind die Vegetarier mit dem Verspeisen des Grillguts fertig, bevor alle anderen anfangen. Den Rest des Abends sitzen die Fleischlos-Griller dann gerne etwas gelangweilt herum und machen Sitzplatzwechsel, wenn der Fleischduft in ihre Richtung zieht. Die beste Variante bei hoher Vegetarier-Beteiligung ist ein Extra-Grill.
Typische Zitate:
"Hier riechts nach totem Tier."
"Mag jemand von meinem Bulgursalat kosten?"
SCHLUCKSPECHTE
Der Schluckspecht kommt als Erster zur Grillfeier und lässt sich mit einem „ich trink erst mal ein paar Bier“ in den bequemsten Sessel fallen. Hilfe kann man vom Schluckspecht nicht erwarten, er ist schließlich „nur zum Trinken da“. Deshalb ist er auch als Erster beschwipst und geht den Profigrillern auf die Nerven, weil er es schon um 21 Uhr lustig findet, die Glut mit Bier zu löschen. Um 22 Uhr steht er dann wankend wieder am Grill und futtert im Alk-Heißhunger das furztrockene Billig-Fleisch der Sparfüchse weg. Wenigstens eine sinnvolle Tat.
Typische Zitate:
"Nimmst du mir ein Bier aus dem Kühlschrank mit?"
"Bei Jackass gab's doch mal ein human barbeque..."
PROFIGRILLER
Kurz gesagt: Sie sind die mit den Schürzen und den Grillzangen. Selbst wenn das Profi-Duo die anderen Gäste begrüßt, hat einer immer die Glut im Auge. Ihr Fleisch haben sie 48 Stunden in Craft Beer und Waldhonig eingelegt, die Etiketten der Grillsaucen sind edler als jene vom Weißwein. Die Profigriller leben in permanenter Angst, das ihnen anvertraute Grillgut zu durch oder zu roh zu servieren. Den perfekten Gargrad kennen aber nur sie selbst, Sonderwünsche nehmen sie nur ungern entgegen. Die Profigriller selbst essen – abgesehen von Testhappen und ein paar Scheiben Baguette – erst gegen 23 Uhr und dann im Stehen.
Tyische Zitate:
"Das Steak links ist medium rare, das rechts ist medium rosa."
"Pulled Pork mach ich ja oft als Abendessen für uns zwei."
DEPPEN VOM DIENST
Die Deppen vom Dienst sind in der Regel die Gastgeber. Obwohl es ja immer heißt, dass „eh jeder selber sein Zeug mitbringt und man sich den Rest aufteilt“, müssen die Gastgeber trotzdem den Garten/die Terrasse/den Balkon vorbereiten, Geschirr bereitstellen und die Mineralwasserkisten nach Hause schleppen. Irgendwann latscht dann jeder mit den Schuhen vom Garten ins Klo, sodass die Gastgeber am nächsten Tag nicht nur den Griller putzen, sondern auch die Dreckspur quer durchs Wohnzimmer beseitigen muss.
Typische Zitate:
"Lasst ruhig alles stehen, das ist dann morgen schnell aufgeräumt."
Unsere Nachbaren sind nicht so heikel, wenn es um Rauch und Lärm geht."
Interview
„Low, slow und local“
Die „Alpine Gypsies Burntablerocker“ sind ein Tiroler Grillkollektiv, das seit 2007 aktiv ist. 6020 hat sie nach den besten Tipps und Tricks gefragt. Foto: Alpine Gypsies
Gibt es 2016 einen neuen Grill-Trend, den jeder kennen muss? Alpine Gypsies Burntablerocker: Wir gehen eigentlich nicht nach Trends, aber wir können unser Motto erklären: „low slow local“. Also indirektes Grillen bei niedriger Temperatur. Und wir legen großen Wert auf lokale Produkte und gute Fleischqualität.
Was bekommen Vegetarier bei euch zu essen?D as ist eine schwierige Frage. Pferdeäpfel? Scherz beiseite: Unseren „Wrapper’s Delight“, einen Wrap mit Gemüse, Sauerrahm, Kräuter und Käse.
Was sind die häufigsten Fehler, die Hobbygriller machen? Schlechte Fleischqualität einkaufen, das Fleisch vor dem Grillen würzen oder – ganz schlimm – vormariniertes Fleisch verwenden. Fertigprodukte sollte man generell nicht kaufen, auch nicht bei Saucen. Auch ein Fehler: zu wenig Leidenschaft!
Das Kollektiv
Die Alpine Gypsies Burntablerocker sind zwischen 28 und 40 Jahre alt und bezeichnen sich selbst als Non-Profit-Grillkollektiv. Ihre Abenteuer am Grill kann man auf ihrer Facebookseite www.facebook.com/burntablerocker verfolgen.
Welche Fleischsorte ist euer absoluter Favorit? Das mag manche erschrecken, aber Pferdefleisch ist eine unserer Lieblingssorten, speziell Fohlen. In Wien und in der Schweiz wird Pferdefleisch häufig gegessen, doch in Tirol ist das anders. Die Tiere werden nicht für das Fleisch gezüchtet. Es sind meist männliche Haflinger-Fohlen, die nicht zur Zucht geeignet sind.
Was ist euer Lieblings-Saucenrezept? Salsa Verde, bei uns auch liebevoll Salsa Pferde genannt, weil sie eben gut zu Fohlen, aber auch zu Fisch und Rind passt. Sie unterstützt den Geschmack des Fleisches, aber überdeckt ihn nicht. Die Zutaten: gutes Olivenöl, ein bisschen Knoblauch, frische Gartenkräuter, Limette, Salz und Pfeffer.
Euer Tipp für eine Nachspeise vom Grill? Eine Schoko-Käse-Banane! Eine Banane in der Schale aufschneiden, in eine Hälfte Käse, in die andere Schokolade stecken und im Grill backen.