nes (Sandra Hüller) ist Unternehmensberaterin in Bukarest. Mit der kleinen Welt ihrer Herkunftsfamilie scheint sie so gar nichts mehr zu tun zu haben. Wenn sie Deutschland besucht, dann nur kurz, wenn sie mit ihren Verwandten in Kontakt tritt, dann nur oberflächlich zwischen zwei Business-Telefonaten.
Peinlicher Toni.
Mit den schrulligen Marotten ihres Vaters Winfried (Peter Simonischek) hat sie umzugehen gelernt, indem sie Distanz hält. Pech nur, dass Winfried beschließt, unangemeldet Rumänien zu besuchen. Dort lernt er nicht nur Ines’ gruselig normiertes Business-Leben kennen. Nachdem seine Tochter die Frage nach dem eigenen Lebensglück nicht zufriedenstellend beantworten kann, erspürt Winfried auch väterlichen Handlungsbedarf, wenn es darum geht, Alternativen zum gleichgeschalteten Erfolgsdasein aufzuzeigen. Diese Aufgabe übernimmt Winfried allerdings nicht selbst. Er delegiert sie an sein Alter Ego Toni Erdman, in das er – verkleidet mit Zottelmähne und deutlichem Überbiss – schlüpft. Vor Toni ist ab sofort kein Fettnäpfchen mehr sicher.
Mal gibt er sich als deutscher Botschafter aus, der nur gebrochen Englisch spricht, mal als international tätiger Unternehmenscoach, der jede Feinheit im Umgang vermissen lässt. Unglaublich peinlich und zunehmend unheimlich ist er seiner Tochter in beiden Rollen gleichermaßen.
Echt skurril.
Die deutsche Regisseurin Maren Ade nimmt sich opulente 161 Minuten Zeit, um mit „Toni Erdmann“ weniger einen Generationenkonflikt, sondern mehr das Aufeinandertreffen komplett unterschiedlicher Lebensentwürfe zu skizzieren. Liebevoll erzählt sie eine Geschichte, in der die verhärteten Fronten zwischen Vater und Tochter langsam, fast unbemerkt aufweichen. Dass dabei die beiden Hauptdarsteller Sandra Hüller und Peter Simonischek in aller Absurdität so authentisch wirken, als wären sie die eigenen Nachbarn von nebenan, macht den Film endgültig zur sehenswerten Empfehlung. In Cannes wurde „Toni Erdmann“ von den Kritikern gefeiert. Die Tatsache, dass er bei der Preisverleihung trotzdem leer ausging, bezeichnete der „Spiegel“ diesmal wenig zurückhaltend als „Fehlentscheidungen der Jury“, den Film selbst als „Zäsur im deutschen Kino“.