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JÄNNER 2018

Sauna

Wedeln, bis der Letzte schwitzt

Kaum jemand kommt bei seinem Job so ins Schwitzen wie ein Saunameister. Gerade in den kalten Wintermonaten ist sein Können wortwörtlich heißbegehrt. 6020 hat einem Innsbrucker Saunameister aus Leidenschaft am Damendienstag über die erhitzte Schulter geschaut.

Fotos: Franz Oss
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chreiben Sie Folgendes: Ernesto ist immer freundlich und nie grantig. Schreiben Sie außerdem, dass wir die Damensauna unbedingt weiterhin brauchen.“ Die Dame im geblümten Handtuch hat klare Anweisungen für unseren Artikel, und das noch bevor das Saunaerlebnis so richtig begonnen hat. Dienstag ist Damentag in der Erlebnis-Oase Olympisches Dorf. Ich entschuldige mich dafür, dass mein Fotograf männlich ist, die anwesenden Damen sehen großzügig darüber hinweg. Schließlich ist er nicht der einzige Mann hier. Ernesto Graspointner betritt die Saunakabine, er ist wie jeden Dienstag der Saunameister der Damenrunde. Früher war Ernesto im Anzug mit dem Auto in ganz Österreich unterwegs, heute steht er in der Sauna und sorgt für gesundes Schwitzen.

„Ich sehe mich als Gesellschafter. Alle, die zu mir in die Sauna kommen, sollen sich wohlfühlen.“

Ernesto Graspointner

 

Seinem früheren Job als Verkäufer für Werbe- und Serviceprodukte in der Gastronomie und Hotellerie trauert der Innsbrucker keine Sekunde nach.

Schwitzen for life.

Während Ernesto den Aufguss vorbereitet, rätseln die Damen, wie lange sie schon die Sauna besuchen. „Sicher seit 30 Jahren“, meint die Dame im geblümten Handtuch. „Wenn ich genau überlege, gehe ich seit den Olympischen Winterspielen 1976 in die Sauna, also sogar schon seit über 40 Jahren“, korrigiert sie und wirkt darüber selbst ein wenig erstaunt.

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Ernesto beginnt mit dem Aufguss. Seit acht Jahren ist er als Saunameister und Bademeister tätig, zuerst hat er eine Saison im Tivoli gearbeitet, dann in der Sauna Salurnerstraße und schlussendlich ist er im Hallenbad O-Dorf gelandet. „Ich sehe mich als Gesellschafter. Alle, die zu mir in die Sauna kommen, sollen sich wohlfühlen und eine schöne Auszeit vom Alltag genießen.“ Bettina aus Mils ist Stammgast: „Ich habe drei Söhne und einen Mann daheim, die Dienstagssauna ist meine Oase“, lacht sie. Ernesto nickt eifrig. „Genauso soll’s sein, deswegen empfange ich die Saunagäste jeden Tag mit viel Freundlichkeit und Warmherzigkeit.“

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Apropos warm. Nicht nur mir, auch der Kamera des Fotografen wird es langsam zu warm. Ernesto öffnet kurz für uns die Saunatür, auch wenn das normalerweise nicht üblich ist. Die anwesenden Damen sehen erneut großzügig darüber hinweg.

Ernesto Graspointner

 

Was beim Blick in die Runde auffällt: Die Liebe zur Sauna kennt kein Alter. Wie alt sind eigentlich die ältesten Dienstagsbesucherinnen? Rätselraten, die Damen einigen sich darauf, dass Grete über 90 und Liesl 84 Jahre alt sind. Beide sind topfit, vor allem aufgrund des Saunagehens, sind die Damen überzeugt.

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Ernesto will über sein Alter lieber nicht reden. „50 plus“, lacht er. Vor acht Jahren war er der älteste Bewerber für die Stelle als Bade- und Saunameister und so war es für ihn eine große Freude, dass er die Chance zum beruflichen Umstieg tatsächlich bekommen hat.

„Eine Handtuchshow mach ich nicht. Das Handtuch schnalzen lassen und ähnliches ist nicht so meins.“

Ernesto Graspointner

Die 10 Sauna-Gebote

  1. Sauber: Vor und nach jedem Saunagang ohne Pflegeprodukte duschen und gut abtrocknen.
  2. Barfuß: Badeschuhe mitbringen, aber die Sauna selbst barfuß betreten.
  3. Gruß-Formel: Kurze Begrüßung beim Betreten der Sauna.
  4. Gemischtes Doppel: Großes Handtuch als Sitzunterlage, kleines Handtuch zum Abtrocknen. Kein Schweiß aufs Holz!
  5. Zimmer-Lautstärke: Rücksicht auf andere nehmen und wie in der Kirche wenig beziehungsweise leise sprechen.
  6. Zeitlimit: Ein Saunagang dauert acht bis 15 Minuten. Anfängern reicht ein Saunagang, Schwitz-Profis absolvieren bis zu drei.
  7. Frische Luft: Nach dem Saunagang zwei Minuten an die frische Luft.
  8. Wasser marsch: Nach der Frischluft ab zum Kneippschlauch oder unter die Schwallbrause. Vorm Tauchbecken: Schweiß abspülen. Gesundheitsfördernd ist es nur, wenn die Abkühlung durch Kaltwasser und Frischluft stark genug ist.
  9. Relax: Kein Sport nach der Sauna. Pausieren mindestens so lang, wie der Saunagang war.
  10. Tabu: Glotzen und Fummeln! Saunaclubs sind etwas anderes.

Die Saunamythen

Nicht nur Politikern, Veganern und Langzeitstudenten eilt ihr Ruf voraus. Der Sauna geht es nicht anders: Über sie gibt es zahlreiche Mythen, hier sind die sieben beliebtesten.

 

Saunieren beugt Muskelkater vor.

Jein! Die feinen Muskelrisse und die daraus resultierenden Schmerzen, die bei einem Muskelkater auftreten, können durch die Sauna und der erhöhten Durchblutung der Muskeln gelindert, aber nicht eliminiert werden.

Saunieren hilft beim Abnehmen.

Jein! Sauna verbrennt kein Fett. Wenn nach einem Saunabesuch festgestellt wird, dass man ein oder sogar zwei Kilogramm verloren hat, dann handelt es sich hierbei um einen reinen Flüssigkeitsverlust. Denn beim „richtigen“ Abnehmen ist lediglich die tägliche Kalorienbilanz entscheidend. Allerdings: Die Anregung des Stoffwechsels kann positiv zu einem Gewichtsverlust beitragen.

Saunieren entschlackt.
Falsch! Giftstoffe werden, wenn überhaupt, über Darm und Nieren ausgeschieden.

Saunieren hilft gegen Erkältungen.

Falsch! Wer krank ist, sollte keinesfalls in die Sauna gehen. Der ständige Wechsel zwischen Schwitzen und Abkühlen würde durch die Temperaturreize die Infektion erst so richtig zum Ausbruch bringen. Ist eine Erkältung hingegen schon fast vollständig abgeklungen, kann ein Saunabesuch die Genesung fördern.

Saunieren erhöht die Gefahr einer Erkältung.

Falsch! Der Wechsel zwischen kalt und warm löst keine Erkältung aus. Wer allerdings schon geschwächt ist, bleibt besser zu Hause. Der Körper soll keinem zusätzlichen Stress ausgesetzt werden, das ist kontraproduktiv und kann sogar die Gesundheit gefährden.

Je heißer die Sauna, desto mehr wird das Immunsystem gestärkt.
Falsch! Tatsächlich spielt bei der Stärkung des Abwehrsystems der Wechsel zwischen Hitze und Kälte eine vorrangige Rolle. Durch die rapide Senkung und Erhöhung der Temperatur wird das Immunsystem stimuliert und gestärkt. Eine hohe Temperatur alleine ist somit keine Garantie für ein starkes und vitales Immunsystem.

Saunas sind Bazillenschleudern.

Falsch! Aufgrund der hohen Temperaturen von bis zu 100 Grad sterben viele Krankheitserreger ab, daher ist das Infektionsrisiko in öffentlichen Saunen eher gering. Im alten Finnland wurden aus diesem Grund sogar Geburten in der Sauna durchgeführt.