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FEBER 2020

Kino

Stolz und Vorurteil

Schnörkellos und gekonnt entrollt Polanski in seinem neuesten Film „J’accuse – Intrige“ die Affäre Dreyfus weniger über Effekte als über die filmische und schauspielerische Qualität.

Kritik: Klaus Erler
Foto: Filmladen Filmverleih
D

ie Affäre Dreyfus beinhaltete als französischer Justiz-skandal im ausgehenden 19. Jahrhundert alles, was spannende Geschichte(n) ausmacht: Hochverrat, rechts-widrige Beweise, antisemitische Vorverurteilung, Freispruch und faule Kompromisse: Hauptmann Alfred Dreyfus war 1894 in Paris verurteilt wurden, Landesverrat durch Weitergabe geheimer Akten an das Deutsche Kaiserreich begangen zu haben. Er wurde degradiert und zu lebenslanger Verbannung auf die Teufelsinsel im Atlantik verurteilt. Der gar nicht so kleine Makel an diesem Urteil: Die militärische Rechtssprechung bediente sich rechtswidriger Beweise und zweifelhafter Handschriftengutachten. In den folgenden Jahren kämpften jene, die Zweifel an der Schuld des Angeklagten hatten, gegen hochrangige Militärs, die einen Gesichtsverlust durch Rehabilitierung Dreyfus’ verhindern wollten. Medialer Höhepunkt war 1898 schließlich ein Artikel Émile Zolas, der Mediengeschichte schrieb: Mit „J’accuse …!“ prangerte der Schriftsteller den faulen gesellschaftlichen Umgang mit dem Skandal an und forderte, dass die eigentlich Schuldigen angeklagt werden. 

J’ACCUSE – INTRIGE

Drama, Frankreich,
Italien 2019

 

Mit: Jean Dujardin, Louis Garrel, Emmanuelle Seigner

Regie: Roman Polanski