eorg (Josef Hader) ist in seinen Fünfzigern und konnte bisher dank seines Jobs als Musikkritiker bei einer Wiener Zeitung ein angenehm bürgerliches Leben führen. Als Opfer hausinterner Sparmaßnahmen verliert er allerdings seine Journalisten-Anstellung und damit zunehmend auch den Halt in seinem Leben. Seiner wesentlich jüngeren Frau Johanna (Pia Hierzegger) verheimlicht er diese Tatsache genauso wie den Umstand, dass er ihren Kinderwunsch nun umso weniger teilt.
Prater statt Redaktion.
Bereits sichtlich aus der Bahn geworfen startet Georg nächtliche Rachefeldzüge gegen seinen ehemaligen Chef, die sich in Intensität und Besessenheit immer weiter steigern. Um den Anschein der Normalität vor seiner Frau zu wahren, besucht er scheinbar weiterhin Redaktion und Konzertsaal, während er in Wirklichkeit seine Tage im Wiener Prater und seine Abende in Zerstörungswut vor der Chefvilla verbringt. Im Prater trifft Georg auch seinen ehemaligen Mitschüler Erich (Georg Friedrich), der ebenfalls arbeitslos ist und dazu noch ein echter Strizzi. Gemeinsam mit Erich und dessen rumänischer Freundin Nicoletta beginnt Georg, eine alte Achterbahn zu betreiben:
die „Wilde Maus“. Seine Frau, die ihr vorbewusstes Unwohlsein mit der ganzen Situation im Alkohol ertränkt, tappt so lange im Halbdunkel, bis Georgs instabile Lebenssituation schließlich in sich zusammenfällt und droht, nicht nur ihn endgültig aus der Bahn zu werfen.
Unwirklich wirklich.
Josef Hader gelingt mit seinem Regiedebüt „Wilde Maus“ genau jene Form von neurotisch-wienerischer Tragikomödie, die man von ihm und wohl auch von einem österreichischen Film generell erwartet: Alle Figuren wirken in ihrer Überdrehtheit überzeichnet, und würden sie in einem deutschen oder Schweizer Film auftreten, wären sie es wohl auch. Da der Film jedoch im Osten Österreichs spielt, beziehen Georg, Johanna, Erich und Co. ihren offensichtlichen Charme aus der Tatsache, dass sie in ihrer glaubhaft dargestellten Unwirklichkeit durchaus auch im realen Leben vorkommen könnten. So ertappt man sich während der „Wilden Maus“ zwar immer wieder beim Gefühl, eigentlich in einer Wolf-Haas-Krimiverfilmung zu sitzen, dem schaurig-voyeuristischen Sehvergnügen tut das allerdings keinen Abbruch.