a haben sich zwei gefunden: Ein irakischer Arzt flüchtet aus seiner Heimat und findet über die Caritas Schutz in einer Innsbrucker Flüchtlingsunterkunft. Der junge Mann hat ein Medizinstudium in der Ukraine erfolgreich abgeschlossen, diesen Bildungsweg schlagen viele ambitionierte Ärzte aus Syrien oder dem Irak ein. Am liebsten würde er sofort mit seiner Arbeit loslegen, aber zunächst müssen einige Hürden, auch bürokratischer Natur, überwunden werden. Gleichzeitig meldet sich ein pensionierter Arzt beim
Freiwilligenzentrum, der sich ehrenamtlich engagieren möchte: Ein toller Zufall. Die beiden werden einander vorgestellt, die Buddy-Chemie stimmt, sie kommunizieren ohne Probleme auf Englisch und lernen zusammen Deutsch. Der pensionierte Arzt ist der ideale Partner dafür – er kann mit dem jungen Mediziner auch gleich medizinisches Fachvokabular üben, und hilft ihm sogar bei der Anerkennung seiner Ausbildung. „Das ist schön zu beobachten, ein Glücksfall“, sagt Jürgen Gschnell. Der Bereichsleiter ist unter anderem für die Flüchtlingsarbeit der Caritas in Tirol zuständig und hat einige erfreuliche Buddy-Geschichten parat.
Wie jene vom Theologie-Professor, der einen Analphabeten beim Deutschlernen unterstützt, weil er laut eigenen Angaben „etwas tun will, anstatt nur darüber zu reden". Die große Hilfsbereitschaft der Freiwilligen findet Gschnell sagenhaft – und berichtet vom großen Bedürfnis der Flüchtlinge, sich zu revanchieren: „Die Asylwerber-Familien laden gerne zum Essen ein, wobei man sie fast ein bisschen einbremsen muss. Sie sind eben sehr gastfreundlich, und das, was sie haben, teilen sie.“
„Die eigentliche Arbeit passiert dann dort, wo wir nicht mehr eingreifen.“
Jürgen Gschnell
Wer sind die Buddys?
Das Freiwilligenzentrum Tirol Mitte hat insgesamt etwa 150 Personen aus allen Altersgruppen im Flüchtlingsbereich vermittelt. In letzter Zeit kamen immer mehr junge Frauen dazu. „Es entstehen gerade neue Formen des Ehrenamtes, wo sich auch junge Leute engagieren. Das freut uns sehr“, sagt Gschnell. Er leitet die Obdachlosen- und Beratungsstellen sowie die Lernhilfe und Lerncafés, wo Betreuungsnachmittage für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund stattfinden. In diesen Bereichen sind auch die Aktivitäten der Freiwilligen und Buddys verortet.
//Im Freiwilligenzentrum Tirol Mitte in der Caritas-Zentrale können sich Interessierte melden und angeben, wo sie gerne tätig wären
und welche Kompetenzen sie mitbringen. Dann wird nach einer passenden Stelle gesucht. Vor allem im Flüchtlingsbereich gibt es aktuell sehr viel zu tun – und Buddys spielen hier eine grundlegende Rolle. Selbst, wenn die Tätigkeiten simpel sind: Neben Deutsch-Übungen sind auch einfache Spaziergänge, um die Stadt kennenzulernen, oder ein Kinobesuch möglich. Oder Buddys begleiten die Flüchtlinge bei Behördengängen. Das Freiwilligenzentrum dient dabei als Initialzünder und steht den Buddys beratend zur Seite. „Die eigentliche Arbeit passiert dann dort, wo wir nicht mehr eingreifen“, schildert Jürgen Gschnell. Integration könne man nicht von oben herab verordnen, das müssten Menschen untereinander erledigen. Geht ein Buddy etwa zur Lernbetreuung auf Hausbesuch, ergeben sich nicht selten auch Freundschaften mit dem Rest der Familie. „Wenn sich eine muslimische Asylwerberin und eine Helferin treffen und sich zum Beispiel persönlich über das Tragen eines Kopftuches unterhalten können, werden Werte im Alltag erlebt und begriffen, statt nur rezitiert“, sagt der Integrationsexperte. „Die zwischenmenschliche Begegnung und der gegenseitige Respekt sind unabdingbar für ein Zusammenleben“, erklärt er weiter. Respekt könne man sogar einfordern: Die Anpassung an ein neues Wertesystem bedeute zwar viel Arbeit, kann mit viel Kommunikation aber gelingen.
Integration könne man nicht von oben herab verordnen, das müssten Menschen untereinander erledigen. Geht ein Buddy etwa zur Lernbetreuung auf Hausbesuch, ergeben sich nicht selten auch Freundschaften mit dem Rest der Familie. „Wenn sich eine muslimische Asylwerberin und eine Helferin treffen und sich zum Beispiel persönlich über das Tragen eines Kopftuches unterhalten können, werden Werte im Alltag erlebt und begriffen, statt nur rezitiert“, sagt der Integrationsexperte. „Die zwischenmenschliche Begegnung und der gegenseitige Respekt sind unabdingbar für ein Zusammenleben“, erklärt er weiter. Respekt könne man sogar einfordern: Die Anpassung an ein neues Wertesystem bedeute zwar viel Arbeit, kann mit viel Kommunikation aber gelingen.
Tipps für angehende Buddys:
Für die ehrenamtliche Tätigkeit ist keine spezielle Ausbildung notwendig, auch gemeinsames Kaffeetrinken hilft. Die Bereitschaft können Freiwillige selber und flexibel einteilen, wobei empfohlen wird, sich nicht zu viel vorzunehmen: Lieber längerfristig eine Stunde Zeit pro Woche investieren, als ein paar Tage intensiv zu arbeiten, um dann aus Überforderung abbrechen zu müssen. Die Freiwilligenzentrale betreut auch die Ehrenamtlichen, Kontakt und Infoaustausch mit anderen Buddys ist jederzeit möglich.
Mehr Infos im Netz: www.freiwillige-tirol.at