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FEBER 2016

Interview

Der allerletzte Tag

Am 18. Feber kommt Kabarettist und FM4-Ombudsmann Hosea Ratschiller ins Treibhaus. 6020 hat mit ihm über legendäre Auftritte, Heinz Fischer mit Krone und die Fußball-EM gesprochen.

Interview: Barbara Wohlsein
Fotos: Peter Silhorsch, Ingo Pertramer
6020:

Kurz gefragt: Worum geht es in Ihrem Programm „Der allerletzte Tag der Menschheit“? Hosea Ratschiller: Kurz geantwortet: Um Österreich. An einem heißen Sommertag titelt eine Gratis-Zeitung „Kommt jetzt der Weltkrieg?!“. Und dann fliegen wir 90 Minuten lustig quer durchs Land und beobachten verschiedenste Figuren dabei, wie so eine Schlagzeile in ihr Leben einbricht. Wir begleiten den Minister zur Thai-Massage, den Polit-Aktivisten ins Gefängnis, wir werden Zeugen der politisch korrektesten Kebab-Bestellung aller Zeiten, fahren ein Stück mit dem Kanzler im Auto mit, schauen auf Bauernhöfe, in Redaktionsstuben, Pfarrhäuser, Bobo-Wohnungen und vieles mehr. Insgesamt spiel ich ca. 43 Rollen und die grandiosen RaDeschnig-Zwillinge musizieren dazu.  

Gibt es aktuelle Themen, die Sie in das Programm einbauen würden, wenn Sie es gerade schreiben würden? Ja, sicher. Aber beim Nachdenken darüber, was ein aktuelles Thema sein könnte, verlasse ich mich nicht auf die Hochrechnungen breitenwirksamer Zeitungen. Die müssen ja jeden Tag was schreiben. Und dabei so tun, als wäre das extrem wichtig und richtig. Meine Programme sollten möglichst ein Jahr nach der Premiere auch noch gegenwärtig wirken.

„Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, aber über Fußball macht man keine Witze.“

Hosea Ratschiller

 

Was bewegt die Österreicher Ihrer Meinung nach im Moment am meisten? Wenn sie Kinder haben, deren Wohlbefinden. Wenn sie keine Kinder haben, wahrscheinlich irgendwas zwischen Zuwanderung, Fitness und Justin Biebers neuer Frisur.

An was werden wir uns erinnern, wenn wir an 2016 zurückdenken? Hoffentlich an möglichst wenig. Dann hatten wir ein schönes Jahr.

An was werden Sie zurückdenken? An meinen legendären Auftritt im Treibhaus Innsbruck. Bist du deppert, als sich dann alle ausgezogen haben. Das glaubt man ja gar nicht, wenn man nicht dabei war.

Wer wird Bundespräsident oder -präsidentin? Wen würden Sie sich aus Kabarettisten-Sicht wünschen? Ein schönes Symbol finde ich, dass mit Andreas Khol und Alexander Van der Bellen gleich zwei Kinder aus Migranten-Familien zur Wahl antreten. Das wäre nicht in jedem Land möglich. Aber letztendlich wird es wohl keine der bisher kandidierenden Personen werden. Ich glaube, Heinz Fischer wird noch vor Ostern die Krone angeboten.  

Wer wird Fußball-Europameister? Österreich? Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, aber über Fußball macht man keine Witze. Wenn alle fit und in Form sind, ist ein Viertelfinale drin. Ich fürchte, für mehr fehlt noch ein bisserl die Breite im Kader. Aber 2018 werden wir Weltmeister.

soloprogramm.„Doppelleben“ stellt Ratschiller am 11. März im Treibhaus vor.

 

Wie ist es um das heimische Kabarett Ihrer Einschätzung nach im Moment bestellt? Besser denn je. Die Bandbreite ist enorm, die Qualität steigt wieder, es gibt unzählige junge, talentierte und intelligente Beginner. Und nach ein paar Jahren Durststrecke wird Kabarett aus Österreich auch in Deutschland und der Schweiz wieder interessierter verfolgt. Klar, es gibt nach wie vor das fade Abfrühstücken von Klischees, aber so viel Spannendes gab es noch nie. Was derzeit ein bisserl fehlt, ist eine breitenwirksame Plattform für künstlerische Entwicklung. Aber wir arbeiten auch daran. 

„Ich glaube, Heinz Fischer wird noch vor Ostern die Krone angeboten.“

Hosea Ratschiller