ie Sitzungen des Gemeinderats waren schon immer öffentlich, und Teile wie die aktuelle Stunde wurden auch bereits seit Jahren vom Uniradio Freirad übertragen. Und auch über eine Liveübertragung im Internet wurde schon länger sinniert. Zuletzt war es Gemeinderätin Julia Seidl von den Neos, die einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Eine Mehrheit des Gemeinderats war einer Übertragung auch nie abgeneigt, am Ende hat es aber die Corona-Pandemie gebraucht, um das Vorhaben auch umzusetzen. Seit April werden die Sitzungen auf der Seite der Stadt Innsbruck im Livestream zur Verfügung gestellt, die Videos findet man auch auf YouTube.
Wer spricht und wie lange?
Potenziell erreichen die 40 Gemeinderätinnen und Gemeinderäte nun also ein größeres Publikum bzw. mehr jener Menschen, die sie gewählt haben (oder auch nicht), um sie zu vertreten. Ein guter Zeitpunkt also, um sich anzuschauen, wie es um die Debattenkultur im höchsten Gremium der Stadt bestellt ist – und genau das hat 6020 getan.
Analysiert wurden die Sitzungen vom Juni und Juli. Gezählt wurden nur jene Minuten und Sekunden, in denen auch tatsächlich debattiert wurde. Die Sprechzeit rund um das Prozedere im Gemeinderat wurde nicht gewertet. Diese Ergebnisse wiederum waren Basis für folgende Unterscheidungen: Wie viel Redezeit entfällt auf männliche, wie viel auf weibliche Gemeinderäte? Wie viel auf die Fraktionen? Wer hat in diesen beiden Sitzungen am meisten Redezeit für sich beansprucht? Wie oft wird durch Zwischenrufe unterbrochen und über welche Themen wurde am längsten diskutiert?
Nicht und trotzdem repräsentativ.
Bei mindestens zehn regulären Sitzungen pro Jahr (also ohne diverse Sondergemeinderäte und den Budgetgemeinderat, der meistens aus zwei Sitzungen besteht) nur zwei auszuwerten – bei der Statistikklausur würde man damit natürlich nicht durchkommen (hoffentlich). Dennoch ergibt die Analyse von rund 17 Stunden Sitzungszeit ein relativ realistisches Bild.
Zusätzlich zum Thema Debattenkultur hat sich 6020 auch angeschaut, wie der Gemeinderat zusammengesetzt ist. Dabei wurde auf Geschlecht, Alter und Ausbildung geschaut. Berücksichtigt wurden nur die gewählten Mitglieder des Gemeinderats der aktuellen Periode (also ohne Ersatzgemeinderäte).