ance Cumson oder Gonzo Gates? Welcher Serien-Beau der 1980er-Jahre ist die bessere Wahl für ein amourös-nostalgisches Kopfkino? Hier der brustbehaarte Gigolo mit reizvollem Weingut-hintergrund aus „Falcon Crest“, dort der lockenköpfige Medizinhippie mit freigeistiger Wohnmobil-affinität aus „Chefarzt Trapper John“. Damals, als anstelle von Corona-Regeln noch Tschernobyl-Ängste umher waberten, standen beide Fernsehfeschaks hoch im Kurs. Was in der Prä-Netflix-Ära um 18.30 Uhr im Einser lief, wurde geschaut. Und am nächsten Tag ausführlich im Schwimmbad besprochen. In der Sinhá-Moça-Periode waren das verdammt ermüdende Konversationen. Weitaus feuriger ging es da bei den Bonnie-oder-April-Diskussionen zu, die aufkamen, wenn ein Mann und sein Auto gegen das Unrecht kämpften. Dabei gab es hier doch gar kein Entweder-oder, sondern nur Bonnie.
Sonnenbrand statt Sonnenschutz.
Die Halb-Sieben-Serie rundete einen perfekten Sommertag erst so richtig ab. Und ja, das mag jetzt verdächtig nach Früher-war-alles-besser-Altklugheit klingen, aber: War es nicht schön, als Erlebnisse noch in keine hippe Insta-Story gepresst wurden, sondern sich im besten Fall in bleibende Erinnerungen verwandelten?
Ich sehe meinen frisch mit Tiroler Nussöl aufpolierten Papa mit fragwürdiger Kopfbedeckung und keckem Badeslip Richtung Familienbecken hatschen. Mit einer Marlboro in der Hand. Ob er sogar beim Schwimmen getschiggt hat? Alles ist möglich. Nahezu unmöglich war es dafür, eine Sonnencreme mit zweistelligem Schutzfaktor zu finden. Nur weinerliche Weicheier, die man – aus der Distanz betrachtet – auch einfach als „schlau“ bezeichnen könnte, schmierten sich mit einer „10er“ ein. Wer lässig – oder aus heutiger Sicht fahrlässig – war, sprang indes mit schuppigen Schultern und rotem Rücken todesmutig vom Zehnerturm. Auf jenen im Haller Schwimmbad führte dereinst eine lebensgefährlich rutschige Leiter. War man oben und es verließ einen dort der Mut, musste man wieder kleinlaut retour klettern. Und zwar über die Köpfe derer, die den Blick in den Abgrund noch vor sich hatten. Wieso ist da eigentlich nie jemand ausgerutscht und auf die Steinfliesen gekracht? Oder ist dieses Bild im Spam gelandet?
Ich sehe meinen frisch mit Tiroler Nussöl aufpolierten Papa mit fragwürdiger Kopfbedeckung Richtung Familienbecken hatschen. Mit einer Marlboro in der Hand.
Blumen im Chlor.
Das distanzlos volle, nach Chlor riechende Becken glich an heißen Tagen – also wenn es 27 Grad hatte – einem Blumenmeer, das aus der Vogelperspektive von blau-weißen Streifen durchkreuzt wurde. Statt Maskenpflicht herrschte ehedem schließlich das ohne Widerrede akzeptierte Badehaubengebot. Das florale Exemplar von meiner Mama, mit dem sie sorgsam ihre Dauerwellen bedeckte, habe ich noch irgendwo im Schrank: ein lila Ungetüm, mit dem man bei jeder Eighties-Sause was hermacht.
Rege Kontaktfreude herrschte auch am Kiosk, wo sich eine Menschentraube um Pommes aus der Tüte anstellte. Bis darin nur noch breiiger Ketchup-Kartoffel-Gatsch pappte, war man satt – und höchstens 18 Schilling los. Der Rest vom Taschengeld-20er wurde in Double Dip oder saure Colaflascherln investiert. Das Mannerstangerl musste dann eben bis morgen warten. Gesunde Jause? Sonst noch was.
Auf einer ranzigen, ausgefransten Bastmatte – Marke: Caorle-Import – könnte man doch mal wieder ausgiebig im „Bravo“ blättern.
Was in der Prä-Netflix-Ära um 18.30 Uhr im Einser lief, wurde geschaut. Und am nächsten Tag ausführlich im Schwimmbad besprochen.
Und du bist dran ...
„Eine kleine Micky Maus zieht sich die Hose aus. Zieht sie wieder an. Und du bist dran.“ Dieser sinnige Reim war der Soundtrack beim „Gummihüpfen“, bei dem die Guten selbst die Hüfthöhe ohne Probleme meisterten. Und ich schon bei den Knien einfädelte. Ob man das mal wieder probieren sollte? Naja, wahrscheinlich ist es klüger, bestimmte Traumata nicht noch einmal in Erinnerung zu rufen. Nostalgische Gefühle werden schließlich auch auf anderem Weg wieder wach: Auf einer ranzigen, ausgefransten Bastmatte – Marke: Caorle-Import – könnte man doch mal wieder ausgiebig im „Bravo“ blättern. „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“ wird natürlich nur mit Badetuch-Schutzabdeckung gelesen. Mit hochrotem Kopf, versteht sich. Jetzt weiß ich es – ich gehe mit Lance. Und lass mir Gonzo als Hausarzt verschreiben.
Statt Maskenpflicht herrschte ehedem schließlich das ohne Widerrede akzeptierte Badehaubengebot.