ngesichts des Wetters braucht es in Tirol zum Zweiradfahren entweder eine große Liebe – oder eine große Notwendigkeit. Eine Vespa wird man wohl eher aus ersterem Grund kaufen, für den reinen Nutzen sind längst koreanische Billig-Roller zuständig. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Vespa Primavera 125 nicht praktisch wäre. Sie ist es, vor allem in der Stadt, wo man sich mit ihr rasch als italophiler Ampelstart-Gewinner, Innenstadt-Parker und Südringstau-Vorbeifahrer gefällt.
Klassische Schönheit.
Die Vespa Primavera 125 Settantesimo lockt aber vor allem mit klassischer italienischer
Schönheit und eleganten Stahlblech-Rundungen. Damit verweist sie auf die Ur-Vespas, läuft aber dank schlanker Linienführung nie Gefahr, in eine 50er-Jahre-Üppigkeit abzukippen. LED-Tagfahrlicht, ein analog-digitaler Tacho, eine neu entwickelte Vorderradaufhängung und ein optionales ABS zeigen, dass die Primavera technisch ganz auf der Höhe der Zeit ist. Die Sonderedition „Settantesimo“ zeichnet sich durch zwei exklusive Sonderlackierungen, titangraue Felgen und einen braunen Kunstledersattel samt dazu passendem Heckköfferchen aus. Letzterer trägt aber eher wenig zum klassischen Auftritt der Primavera bei und könnte zur Not auch abmontiert werden.
Der 125-ccm-Motor der Primavera ist in der Stadt ein Freudenbringer, stellt am Berg jedoch die untere Grenze von dem dar, was man bewegen will: Kaum wird die Straße etwas steiler, sind kaum mehr als 50 km/h möglich, zu zweit wird man so trotz 11 PS zur Gemütlichkeit verpflichtet. Autobahn bis Tacho-Tempo 100 kann die Primavera zwar, will sie aber nicht: Ab 80 wird es zugig und laut, das passt so gar nicht zu ihrem grundentspannten Charakter. Den genießt man am Besten im Flachen, auf dem Weg zur Arbeit, auf kleineren Touren in die Umgebung und im Alltag als tauglicher Autoersatz auf allen Kurzstrecken, die man mit der Primavera fesch und schnell erledigt.
VEspa Primavera 125 i.e. 3V abs Se Settantesimo
Motor: Luftgekühlter 1-Zylinder, 4-Takt
Hubraum: 124 ccm
Leistung: 11 PS
Höchstgeschwindigkeit: 91 km/h
Antrieb: Stufenlose Variomatik
Karosserie: Stahlblech
Bremsen: Vorne Scheibe, hinten Trommel
Gewicht Fahrfertig: 130 kg
Farben: Azzurro 70 bzw. Grigio 70
Preis: 4.899 Euro
1.Welche Vintage-Vespas eignen sich für den Einsteiger besonders?
Problemlos sind die ab 1977 gebauten PX-Modelle, die bereits Blinker haben und mit ihrer Achtzigerjahre-ƒsthetik optisch punkten. Die Ersatzteillage ist gut, die Auswahl grofl, die Preise beginnen bei etwa 2.000 Euro. Soll es von der Form her noch klassischer sein, dann wäre unser Tipp eine Vespa Sprint, die von 1965 bis 1976 hergestellt wurde. Sie ist ab rund 3.500 Euro zu haben und kann problemlos
repariert und gewartet werden.
2.Welche Vespas sind besonders gesucht?
Selten und begehrt sind Wideframe-Modelle bis zum Baujahr 1957. Sie kosten zustandsabhängig von 7.000 Euro aufwärts.
//Auch die Vespa GS 160 der Baujahre 1962-1964 ist rar, Modelle in akzeptablem Zustand sind kaum unter 5.000 Euro zu finden. Dieses Sportmodell war in den Sechzigerjahren einer der stärksten Vespa-Roller.
//Darling vieler Vespa-Fans ist die Primavera
mit der Karosserie einer kleinen 50er-Vespa und 125er-Motor. Sie wurde von 1967 bis 1982 gebaut, war über 80 km/h schnell und wird kaum mehr unter 4.500 Euro zu finden sein. Ein optisches Kuriosum ist die ab 1965 gebaute Vespa 90 SS (Supersprint)
mit stehendem Reserverad und Tankattrappe. Für ein Modell der ersten Serie werden inzwischen gerne auch mehr als 10.000 Euro verlangt.
3.Welche Vintage-Vespa sollte man auf keinen Fall kaufen?
Die Vespa PK 50 Automatica
aus den Achtzigerjahren. Hier gibt es kaum mehr Ersatzteile, die Automatik raubt dem Motor die eh schon spärliche Kraft und macht die Vespa zur lahmen Schnecke. Auch von der Vespa Cosa
raten wir ab. Sie wurde von 1988 bis 1998 gebaut, trotzdem lassen sich schon jetzt wichtige Ersatzteile nur noch schwer finden. Die Cosa ist zwar die letzte neu entwickelte Vespa mit Schaltgetriebe, echte Fans lehnen sie aber nicht zuletzt wegen ihrer Optik ab, die sie zu einer missgl¸ckten Neuinterpretation der klassischen Vespa macht. Finger weg auch von aus Asien importierten Vespas: Hier ist die Wahrscheinlichkeit, ein optisch ansprechendes, technisch aber kaputtes Fahrzeug zu erwischen, einfach zu grofl.
4. Wie kauft man eine Vintage-Vespa?
Vespa-Neulinge kennen sich noch nicht so gut aus und sind daher leichte Beute für Blender und Preisphantasten, die es am Gebrauchtmarkt immer wieder gibt. Unser Tipp ist der Weg zum Profi. Ein solcher ist zum Beispiel der ober österreichische Vespa-Händler „Stoffis Garage“ (www.stoffis.com), der seit vielen Jahren mit Vintage-Vespas handelt. Und auch wenn Händler-Vespas auf den ersten Blick teurer wirken: Sie sind typisiert, restauriert, man steigt auf und fährt und hat auch einen Ansprechpartner. Kauft man eine Vespa privat, dann bitte nur gemeinsam mit einem Profi, der sich auskennt
5.Wo finden sich typische Schwachstellen bei einer Vintage-Vespa?
Am Beinschild hinter dem vorderen Kortflügel und am Unterboden befinden sich rostanfällige Stellen. Die sollten auf Durchrostung und eventuelle Überlackierungen überprüft werden. Wellen im Bereich des Beinschilds könnten zudem auf einen Unfall hindeuten. Beim Motor gilt: Ein Vespa-Motor wird nie hundertprozentig trocken sein. Sind Motor oder Getriebe aber Ölgetränkt oder wirken neu wie aus der Fabrik, dann ist Vorsicht geboten. Auch hier hilft es, wenn man einen Profi an seiner Seite hat. Der kann auch anhand eines Kickstartvorgangs und über die Art der Gasannahme sehr gut überprüfen, ob die Vespa gut läuft.
Vespa MP6 Prototyp
1946
Der erste Vespa verlässt im April 1946 in Pontedera das Werk.
Vespa Sei giorni
1952
Die Sportmodelle der Vespa werden bereits seit 1947 parallel zu den Serienfahrzeugen hergestellt.
Vespa 125 VNA
1958
Mit der VNA beendet Piaggio die Ära der Modelle mit dem Scheinwerfer auf dem Kotflügel.
Vespa 50
1963
Die neue kleine Vespa ist sofort ein durchschlagender Erfolg.
Vespa 125 Primavera ET3
1976
Inzwischen eine gesuchte Rarität: die Primavera, hier eine späte Version
Vespa PX
1977
Eine neue Ära beginnt, die PX kündigt die Achtzigerjahre an.
Vespa ET 4 125
1996
Mit neuem Design und neuer Technik …
Vespa Granturismo 125/200
2003
… fährt die Vespa ins neue Jahrtausend.
Vespa LXV 125
2006
Anlässlich des 60. Jahrestages wird die LXV vorgestellt, die den Originallook der Vespa neu interpretiert.
22 Vespa 946 Armani
2015
Future-Retro made by Vespa
Vepsa 70 PX
2016
Bis 2016 werden rund 18 Millionen Vespas ausgeliefert, die PX wird
seit 1977 gebaut.