Wir empfehlen
AUGUST 2016

Klassiker reloaded

1946 rollte die erste Vespa vom Band, 2016 präsentiert die Mutterfirma Piaggio anlässlich des 70-Jahre-Jubiläums die Vespa-Sonderedition „Settantesimo“. 6020 fuhr auf der Primavera 125 Settantesimo dem Sommer entgegen.

Fotos: Emanuel Kaser, Faber GmbH
A

ngesichts des Wetters braucht es in Tirol zum Zweiradfahren entweder eine große Liebe – oder eine große Notwendigkeit. Eine Vespa wird man wohl eher aus ersterem Grund kaufen, für den reinen Nutzen sind längst koreanische Billig-Roller zuständig. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Vespa Primavera 125 nicht praktisch wäre. Sie ist es, vor allem in der Stadt, wo man sich mit ihr rasch als italophiler Ampelstart-Gewinner, Innenstadt-Parker und Südringstau-Vorbeifahrer gefällt.

Klassische Schönheit.

Die Vespa Primavera 125 Settantesimo lockt aber vor allem mit klassischer italienischer

 

Schönheit und eleganten Stahlblech-Rundungen. Damit verweist sie auf die Ur-Vespas, läuft aber dank schlanker Linienführung nie Gefahr, in eine 50er-Jahre-Üppigkeit abzukippen. LED-Tagfahrlicht, ein analog-digitaler Tacho, eine neu entwickelte Vorderradaufhängung und ein optionales ABS zeigen, dass die Primavera technisch ganz auf der Höhe der Zeit ist. Die Sonderedition „Settantesimo“ zeichnet sich durch zwei exklusive Sonderlackierungen, titangraue Felgen und einen braunen Kunstledersattel samt dazu passendem Heckköfferchen aus. Letzterer trägt aber eher wenig zum klassischen Auftritt der Primavera bei und könnte zur Not auch abmontiert werden.

VEspa Primavera 125 i.e. 3V abs Se Settantesimo

Motor: Luftgekühlter 1-Zylinder, 4-Takt

Hubraum: 124 ccm

Leistung: 11 PS

Höchstgeschwindigkeit: 91 km/h

Antrieb: Stufenlose Variomatik

Karosserie: Stahlblech

Bremsen: Vorne Scheibe, hinten Trommel

Gewicht Fahrfertig: 130 kg

Farben: Azzurro 70 bzw. Grigio 70

Preis: 4.899 Euro

 

6020 Online A202 Coverstory Deteiansicht

Die Vespa-Experten vom Mountainmen Vespa Club (v. l.): Peter mit spanischer Motovespa 125 Sport, 1958 Mike mit Vespa VBB 150, 1961 Klaus mit Vespa Rally 180, 1970 Georg mit Vespa 125 Gran Turismo, 1966

1.Welche Vintage-Vespas eignen sich für den Einsteiger besonders?

Problemlos sind die ab 1977 gebauten PX-Modelle, die bereits Blinker haben und mit ihrer Achtzigerjahre-ƒsthetik optisch punkten. Die Ersatzteillage ist gut, die Auswahl grofl, die Preise beginnen bei etwa 2.000 Euro. Soll es von der Form her noch klassischer sein, dann wäre unser Tipp eine Vespa Sprint, die von 1965 bis 1976 hergestellt wurde. Sie ist ab rund 3.500 Euro zu haben und kann problemlos
repariert und gewartet werden.

2.Welche Vespas sind besonders gesucht?

Selten und begehrt sind Wideframe-Modelle bis zum Baujahr 1957. Sie kosten zustandsabhängig von 7.000 Euro aufwärts.

// 

Auch die Vespa GS 160 der Baujahre 1962-1964 ist rar, Modelle in akzeptablem Zustand sind kaum unter 5.000 Euro zu finden. Dieses Sportmodell war in den Sechzigerjahren einer der stärksten Vespa-Roller.

// 

Darling vieler Vespa-Fans ist die Primavera

Gesucht: Die Vespa Primavera

mit der Karosserie einer kleinen 50er-Vespa und 125er-Motor. Sie wurde von 1967 bis 1982 gebaut, war über 80 km/h schnell und wird kaum mehr unter 4.500 Euro zu finden sein. Ein optisches Kuriosum ist die ab 1965 gebaute Vespa 90 SS (Supersprint) 

Lieb und Teuer: Für die Vespa 90 SS werden 10.000 Euro und mehr verlangt.

mit stehendem Reserverad und Tankattrappe. Für ein Modell der ersten Serie werden inzwischen gerne auch mehr als 10.000 Euro verlangt. 

3.Welche Vintage-Vespa sollte man auf keinen Fall kaufen?

Die Vespa PK 50 Automatica

Finger Weg: Für die Vespa PK 50 Automatica gibt es kaum Ersatzteile, der Motor ist lahm.

aus den Achtzigerjahren. Hier gibt es kaum mehr Ersatzteile, die Automatik raubt dem Motor die eh schon spärliche Kraft und macht die Vespa zur lahmen Schnecke. Auch von der Vespa Cosa

Ungeliebt: Fans der Marke schlossen die Vespa Cosa nie ins Herz.

raten wir ab. Sie wurde von 1988 bis 1998 gebaut, trotzdem lassen sich schon jetzt wichtige Ersatzteile nur noch schwer finden. Die Cosa ist zwar die letzte neu entwickelte Vespa mit Schaltgetriebe, echte Fans lehnen sie aber nicht zuletzt wegen ihrer Optik ab, die sie zu einer missgl¸ckten Neuinterpretation der klassischen Vespa macht. Finger weg auch von aus Asien importierten Vespas: Hier ist die Wahrscheinlichkeit, ein optisch ansprechendes, technisch aber kaputtes Fahrzeug zu erwischen, einfach zu grofl.

Timeline

Vespa MP6 Prototyp 

1946

Der erste Vespa verlässt im April 1946 in Pontedera das Werk.

Vespa Sei giorni

1952

Die Sportmodelle der Vespa werden bereits seit 1947 parallel zu den Serienfahrzeugen hergestellt.

Vespa 125 VNA

1958

Mit der VNA beendet Piaggio die Ära der Modelle mit dem Scheinwerfer auf dem Kotflügel.

Vespa 50

1963

Die neue kleine Vespa ist sofort ein durchschlagender Erfolg.

Vespa 125 Primavera ET3 

1976

Inzwischen eine gesuchte Rarität: die  Primavera, hier eine späte Version

Vespa PX 

1977

Eine neue Ära beginnt, die PX kündigt die Achtzigerjahre an.

Vespa ET 4 125 

1996

Mit neuem Design und neuer Technik …