Das Bandmotto lautet: Was geht, geht.
er Zufall ist oftmals eine eigenwillige, treibende Kraft. Auch bei der Entstehung der siebenköpfigen Equipe namens timesnewroman war der Zufall in vielerlei Hinsicht beteiligt. Zuerst lernte Drummer Ferdinand beim Architekturstudium an der Uni Innsbruck Sänger Martin kennen und die beiden beschlossen, zusammen zu musizieren. Dann ergaben sich, wieder rein zufällig, die weiteren fünf Uni- beziehungsweise Bandkollegen. Und zwar just zu der Zeit, als schöne Unplugged-Musik dank digitaler Spiegelreflexkameras endlich auch in Eigenregie unkompliziert inszeniert werden konnte.
//„Geprägt haben uns Bands mit einfachen Songs und Tiefgang, zum Beispiel Bon Iver, Mumford and Sons oder die großartigen Arcade Fire“, erzählt Ferdinand. So entstand ihr Vorhaben, selber ähnliche Harmonien und vielschichtige Klänge zu fabrizieren:
„Man wird sich immer an Zitaten bedienen müssen, selbst wenn man meint, der Erste zu sein, der etwas entwickelt.“
Die Uni ist eine Bühne.
Von den Jamsessions im Stellwerk des Architektenkollektivs columbosnext war der Weg zu einem eigenen Proberaum nicht mehr weit. Diesen fanden sie auf der Uni, und zwar in einem umfunktionierten Abstellraum des Studio 3, dem Institut für Experimentelle Architektur. „Prof. Volker Giencke hat die Angelegenheit als interdisziplinäres Forschungsprojekt gesehen, quasi als Baustelle für neue Spannungsfelder zwischen Bild und Ton, und hat uns daher sehr unterstützt“, erzählt Ferdinand.
//Was an dieser Stelle etwas theoretisiert oder verkopft klingen mag, ist ganz und gar nicht so: timesnewroman bezeichnen ihre Musik als Independent Country,
ihre Songs sind allesamt durch stundenlanges Improvisieren und Spielen entstanden, sind mal ruhig und instrumental, dann wieder laut und stampfend. Für Ferdinand liegt beim Songschreiben der Vergleich mit der Architektur besonders nahe: „Kreativität geht mit Emotion und Impuls Hand in Hand, dann wird darüber reflektiert. Man muss das Material eine Weile sacken lassen, um es dann zu verfeinern“, beschreibt er den kreativen Prozess, den viele kulturelle Bereiche gemeinsam haben. Die Band ließ es sich aber nicht nehmen, unfertige Songs auch live zu spielen, um ihre Wirkung zu testen. Für die erfahrenen Musiker kein Problem: „Für uns war es wunderbar, Arbeits- und Spielplatz an einem Fleck zu haben.“ Es freuten sich sogar die vermeintlich konservativen Bauingenieure über die musikalische Beschallung. Noch ein glücklicher Zufall.
„Kreativität geht mit Emotion und Impuls Hand in Hand, dann wird darüber reflektiert.“
Ferdinand
Band ohne Businessplan.
Mit einem unprätentiösen „Was geht, geht“-Konzept wagte sich die Tiroler-Vorarlberger Kombo bald auf größere Bühnen und zu Bandcontests. „Eine merkwürdige Erfahrung war, dass 85 Prozent der teilnehmenden Bands Metal oder Hardrock spielten“, erinnert sich Ferdinand. Die kontrastreiche Erfahrung hat sich trotzdem gelohnt, timesnewroman wurden an viele interessante Locations vermittelt und bespielten die ganze Ost-West-Achse, von der Poolbar in Feldkirch über die p.m.k, das Treibhaus und den Weekender in Innsbruck bis zum Wiener Gasometer. „Wir haben uns eigentlich nie bei Bookern beworben, unsere Gigs haben sich immer durch unser Netzwerk ergeben“, erzählt Bandmitglied Wolfi Hackspiel. „Und dabei konnten wir immer das machen, worauf wir Lust hatten und was die Bandkassa ermöglichte.“
//Selbst wenn es nur das Musizieren im Proberaum gegeben hätte, wären die Burschen damit zufrieden gewesen. Die Bühnenerfahrungen möchten sie im Nachhinein dennoch nicht missen.
Ihrem unberechenbaren Netzwerk sind auch Auftritte in etwas außergewöhnlicheren Locations zu verdanken, zum Beispiel im schweizerischen Lausanne bei der Europameisterschaft der Fahrradkuriere. „Wir machten aus den Gigs richtige Ausflüge und hatten immer einen Riesenspaß“, erzählt Ferdinand. „Das war uns wichtiger als der musikalische Durchbruch oder das Ziel, auf großen Sendern gespielt zu werden. Wir hatten keinen Businessplan.“
Leben nach der Studiband.
Das alles ist nun ein paar Jahre her. Vieles hat sich verändert, nun hat die jungen Musiker die vielzitierte Realität eingeholt. Die Architekturstudenten sind erwachsen geworden, leben in Vorarlberg und Tirol, haben mit Anfang 30 Karriere und auch schon Familie. Aber ihre große Sehnsucht und Affinität zu Musik, Kunst und Architektur ist geblieben. Ob sie denn manchmal nostalgisch zurückblicken? „Nein – wie gesagt, was geht, geht“, betonen Wolfi und Ferdinand.
„Wir haben uns eigentlich nie bei Bookern beworben, unsere Gigs haben sich immer durch unser Netzwerk ergeben.“
Wolfi H.
Selbst wenn sich ein gemeinsames Musizieren mittlerweile seltener ergibt, ist ihnen dabei die gesellschaftliche Komponente am wichtigsten. „Es ist immer wieder spannend, was dabei entsteht. Wenn uns danach ist, schreiben wir einfach neue Songs“, sagt Wolfi.
//Die Band war schon immer ein bunter Mix aus unterschiedlichen Persönlichkeiten mit starken Charakteren, wo sich trotzdem immer ein Konsens finden ließ. Schließlich wollen alle Beteiligten einfach nur
gute Songs machen – und dafür verlassen sie sich seit jeher auf die Magie des Teamworks, aller Individualität zum Trotz.
//Selbst wenn sie gerade nicht aktiv spielen, bekommen sie Feedback, zum Beispiel im Netz. Hanno Mackowitz, Sportdokumentarfilmer und Bruder von Sänger Martin, baut gerne die Musik von times-newroman in seine Arbeiten ein. Dabei achtet er penibel auf das Zusammenspiel von Bild und Ton. „Auf seinem YouTube-Kanal wird er oft gefragt,
was das für eine Band sei. Die Resonanz ist positiv, was uns wiederum bestätigt“, sagt Ferdinand. Auch die Musikvideos zu den eigenen Songs lassen sich sehen – und auch in diesen Belangen ergab sich vieles durch spontane Anfragen. Wie etwa der Unterwasser-Clip zu „Our Home“: Er ist die Abschlussarbeit von Phillip Moosbrugger, der die Band um eine Kooperation bat. Gedreht wurde übrigens am Architektur-Institut und im Dornbirner Schwimmbad. Wie passend.
Die Musik von timesnewroman in Worten:
Indie-Country bringt es genau auf den Punkt.
Auflerdem sind sie eine absolute Live-Band.
Wo treten timesnewroman auf?
So ziemlich ¸berall zwischen Lausanne und Wien.
Da ihre Gigs immer hˆheren Seltenheitswert erlangen, empfiehlt die Redaktion, die Chance zu nutzen,
sie beim Wiesenrock Festival zu sehen.
Bekanntheitsgrad:
8 von 10 Noten
Bandmitglieder:
Martin Mackowiz: Gesang und Gitarre
Tobias Franz: Bass
Elias Walch: Trompete
Thomas Niederberger: Gitarre
Wolfgang Hackspiel: Gesang, Ziehharmonika, Glockenspiel
Wolfgang Schwarzmann: Synthie und Visuals
Ferdinand Fritz: Drums
Infos und Songs zum Nachhören unter: