ch lebe weder vegetarisch, noch entstamme ich einer Öko-Community. Als ich ein Kind war, haben meine Eltern das Fleisch beim Biometzger im Nachbarsdorf geholt. Frankfurter Würstl und Wurstsalat waren jahrelang meine Leibgerichte. Auch der Anblick von vakuumierten Steaks und Filets, welche monatlich vor dem Einfrieren auf unserem Küchentisch lagen, erfüllte mich mit Freude. Ebenso liebte ich es, vom Motorgeräusch der Aufschnittmaschine geweckt zu werden, denn das bedeutete: Jausenbrot mit Krakauer.
//Mittlerweile sind die wurstlastigen Zeiten meiner Kindheit vorbei. Und ich zähle mich eher zu den Fleischkätzchen als zu den Fleischtigern. Ganz ohne, kann und will ich nicht sein. Aber die Vorstellung, faschiertes Rindfleisch in zuckrigem Gebäck zu essen, rief in mir immer Ekel hervor. Selbst als ich in Städten lebte, die so viele Burger-Buden zählten wie Innsbruck Bäckereien, war dieser Widerstand stärker als meine Offenheit für neue Gerichte.
//Dass ich noch nie einen Burger gegessen hatte, löste in meinem Bekanntenkreis regelmäßig Unverständnis aus. Die Diskussionen führten irgendwann so weit, dass das begehrte Gericht auf der Liste meiner Neujahrsvorsätze für 2014 landete. Zehn Monate lang ignorierte ich diesen Punkt erfolgreich, bis mich eine Kollegin beim Mittagessen als „Burger-Jungfrau“ bezeichnete. Zeit, die Offensive zu ergreifen.
„Als mein Teller leer ist, bin ich fast ein bisschen traurig.“
Eva schwienbacher
Die Premiere.
Noch am selben Tag wird der Schlachtplan fixiert: Ich werde das Fleischlaibchen an drei Orten in Innsbruck testen, zweimal in einem Lokal, einmal hausgemacht daheim. Den Anfang machen wir ganz klassisch bei McDonalds. Nicht weil Burger dort am besten schmecken oder das Ambiente besonders gemütlich ist, sondern weil dieser Laden das Sinnbild für Fast Food ist.
//Beim Betreten der Filiale strömt uns Öl- und Pommesgeruch entgegen. Auf Empfehlung meiner Kollegin bestelle ich einen Hamburger Royal TS, Pommes und ein Getränk. Servierfähig wartet das Mittagessen im Regal hinter der Kasse darauf, verzehrt zu werden. Insgesamt bezahle ich 6,69 Euro. Preislich finde ich die Mahlzeit okay. Wir setzen uns an einen der Hochtische. Vorsichtig öffne ich die kleine Kartonbox. Der Burger ist längst nicht so gigantisch wie auf den Plakatwänden an Bushaltestellen. Er lässt sich sogar gut in einer Hand halten.
//Ich beiße zu. Beim Kauen schaut mir meine Kollegin neugierig auf den Mund. „Und?“, fragt sie. „Hm, was soll ich sagen“, erwidere ich, nachdem ich den Brei geschluckt habe. „Die Kombi aus Brioche-Brötchen und Fleischlaibchen ist überraschend unaufregend, im Großen und Ganzen aber nicht schlecht.“ Ein kleines Zeichen der Freude huscht meiner Kollegin über das Gesicht.
//Für mich steht nach dem Essen fest, dass ein McDonalds-Burger nur ein kurzes Geschmackserlebnis bietet und genauso schnell vergessen wie gegessen ist. Er sättigt und liegt auch nicht unangenehm im Magen, aber zwei bis drei Stunden später kommt spätestens wieder Hunger auf. Die Schuldgefühle angesichts der Tatsache, dass man ungesundes Junkfood gegessen hat, bleiben aus. Am selben Abend noch suche ich nach einem passenden Burger-Rezept zum Nachkochen.
Der Hausgemachte.
Freitagabend in der WG-Küche bei Freunden: Das Rinderfaschierte, das Gemüse und die Zutaten für das Brot liegen einsatzbereit auf der Anrichte. Bei gemütlicher Musik und einem Getränk schnippeln wir Zwiebeln und Co. in feine Scheiben und bereiten den geschmeidigen Hefeteig für die fluffigen Burger-Buns zu. Die Haferflocken, die wir laut Rezept in das Faschierte geben, verleihen dem rohen Fleisch einen Hauch von Öko-Food. Kurz, bevor das Brot goldbraun ist, legen wir die Laibchen mit ein wenig Öl in die Pfanne. Der Duft nach frisch Gebackenem und Gegrilltem erfüllt die Küche.
//Wenig später sitzen wir gemeinsam an einem fein gedeckten Tisch. Jeder bekommt einen Teller mit einem Brötchen und einem Fleischlaibchen und belegt diese nach Belieben mit Zwiebeln, Tomatenscheiben, Salat oder Rucola. Alle sind begeistert vom hausgemachten Burger. Auch ich lasse mich vom Enthusiasmus anstecken. Das zarte, dünne, leicht rosa gebratene Fleischlaibchen, der knackige Salat und die Tomaten, umhüllt vom ofenfrischen Brot, sind ein wahres Geschmackserlebnis. Langsam und genussvoll esse ich den Burger. Als mein Teller leer ist, bin ich fast ein bisschen traurig.
Der Luxuriöse.
Nach zwei Burgern innerhalb einer Woche, die mir einerseits gleichgültig, andererseits ein Vergnügen waren, bin ich gespannt auf die dritte Variante. Diese koste ich im neuen Burger-Restaurant Ludwig in der Museumstraße. Mit seinen großen, zu öffnenden Schaufenstern und der gemütlichen Holzeinrichtung sieht das Lokal einladend aus. Ein freundlicher Kellner bringt meine Arbeitskollegen und mich an den reservierten Tisch, der uns Blick auf die beiden Grillmeister gewährt.
Die Speisekarte bietet klassische, ausgefallene und vegetarische Burgerkreationen und ein paar andere Gerichte. Für die Patties wird ausschließlich einheimisches Fleisch gekauft. Die Brioche-Brötchen stammen aus einer Innsbrucker Bäckerei. Mit der Verwendung einheimischer Zutaten haben die Besitzer bei mir schon gepunktet. Das Lokal ist stark frequentiert und die Köche haben alle Hände voll zu tun. Dann kommen auch unsere Burger. Auch Besteck wird auf unseren Tisch gelegt. „Hier kann man ruhig mit den Händen essen“, sind sich die Kollegen einig. Gesagt, getan. Die ersten paar Bissen schmecken himmlisch: Das Fleischlaibchen ist außen knusprig und innen schön weich, die extra bestellte Chilisauce hat genau die richtige Schärfe. Als nur mehr ein halber Burger auf meinem Teller liegt, bemerke ich, dass 170 Gramm Rindfleisch mit Brot doch etwas viel sind. Allerdings schmeckt der Burger zu gut, um übrig gelassen zu werden. Am Ende bezahle ich für den Burger alleine so viel, wie in der Fast-Food-Kette für ein ganzes Menü. Doch das Gesamterlebnis ist seinen Preis wert.
Das Fazit.
Nach den drei Burger-Degustationen zähle ich mich noch nicht ganz zur Fangemeinde. Ich esse Fleisch weiterhin am liebsten als ganzes Stück, ohne allzu viel Drumherum. Der erste Burger hat mir aber ganz klar gezeigt, dass nicht das Gericht an sich Schuld an meiner jahrelangen Burger-Askese war, sondern das schnelle Abspeisen. Liebevoll zubereitet und serviert kann ein Burger durchaus eine köstliche Mahlzeit sein.
GESAMTERLEBNIS. Im Burger-Restaurant Ludwig wird der dritte Burger verkostet.