as in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts von Wissenschaftlern angedacht wurde, setzten die Nationalsozialisten schließlich um: die systematische Vernichtung all dessen, was als „lebensunwertes Leben“ definiert wurde. Bis Kriegsende wurden so reichsweit in insgesamt sechs Tötungsanstalten für geistig Behinderte und psychisch Kranke 71.088 Menschen ermordet, vergast und verbrannt. Eine dieser Tötungsanstalten war das Schloss Hartheim bei Linz, wo bis 1944 18.269 Menschen ihr Leben verloren.
Ausgehend von der Tatsache, dass das Psychiatrische Krankenhaus Hall im Dritten Reich ein Knotenpunkt für die Deportation von psychisch Kranken auch nach Hartheim war, machen sich der Journalist Bertram Wolf und der Kameramann Heinz Fechner auf eine dokumentarfilmische Spurensuche. Sie interviewen Zeitzeugen sowie Söhne, Enkel, Nichten und Neffen von im Zuge der Euthanasie getöteten Tirolern.
unmenschliche zustände.
Was sie dabei entdecken, ist schmerzhaft: seelische Wunden, die auch nach 70 Jahren noch nicht verheilt sind, dokumentarisches Material, das teilweise unmenschliche Zustände im Psychiatrischen Krankenhaus in Hall belegt, und ein System, das in seiner ganzen Härte auch in Tirol funktionierte. Filmisch begleiten Bertram Wolf und Heinz Fechner dabei auch die jüngsten archäologischen Grabungen im Psychiatrischen Krankenhaus in Hall. Mit der Dokumentation des Auffindens beinahe vergessener Gräberfelder am Klinikgelände gehen die beiden Filmemacher dabei einer wichtigen Frage nach: Lassen sich in den Gräbern Indizien dafür finden, dass auch in Hall systematische Tötungen psychisch Kranker stattgefunden haben? Auch wenn diese Frage anhand des bisherigen Indizienstandes nicht zweifelsfrei beantwortet werden kann: Bertram Wolf und Heinz Fechner haben Beweise dafür gefunden, dass die Euthanasie in Hall politisch zumindest bereits geplant war.
Tote lügen nicht
Österreich 2014, 82 Minuten
Dokumentation Buch und Gestaltung: Bertram Wolf
Kamera: Heinz Fechner
Mit: Oliver Seifert (Historiker), Alexander Zanesco (Archäologe), George McGlynn (Anthropologe), Christian Haring (Psychiater).
Zu sehen im Leokino.
