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SEPTEMBER 2018

Local Legends

Das Toscana

Wenn etwas in Innsbruck kommt und geht, dann sind es Lokale. Die Szene ist in Bewegung wie nie – gut so. Aber: Den Reiz des Neuen würden wir nicht als solchen empfinden ohne dem, was vorher war. 6020 besucht die Local Legends.

Fotos: Franz Oss

Lage.

Diesmal geht es zum Adolf-Pichler-Platz. Links neben dem Eingang zum Kellertheater befindet sich in einem alten Stadthaus das Café Toscana. Durch die großen Fensterbögen zwischen den alten Mauern sieht man in einen bunt geschmückten Raum, der an Wiener Kaffeehäuser um die Jahrhundertwende erinnert. Vor der Tür ist die gemütliche Terrasse mit zehn kleinen Tischen.

Charakter.

Die hohen Räume, Luster, Spiegel und Art-déco-Möbel der 1920er schaffen Kaffeehaus-Flair, die vielen Wandposter von Stars der Musikgeschichte verleihen zusätzlich eine rockige Note. Das Toscana wirkt wie ein alter Künstlertreff, wenn man so will. Wenn auch nicht weit, so ist das doch ein wenig gefehlt: Die Ursprungsidee hinter dem Lokal war „einen Ort zu schaffen, wo sich Menschen wohlfühlen und gerne miteinander reden“. So hatten die Eltern von Günter Nagele das Toscana damals, Anfang der 1980er-Jahre, konzipiert, und so führen er und seine Partnerin Sabine Brenner-Nagele es heute weiter.

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„Im Grunde geht es darum, einen Raum zu bieten, in dem Leute bei einem Bier zusammensitzen und ratschen können“, finden die beiden. Die Gestaltung dieses Raums sei dann die Aufgabe des Betreibers. Der, wie man merkt, auch in einem jahrelang gefestigten Rahmen wie dem Toscana neue Akzente setzen kann: mit knalligem Türkis an der Wand des oberen Gastraums etwa oder dem Lichten der Plakatflut an den Wänden zur Neueröffnung vor zwei Jahren.

„Wir wollten das alte Toscana weiterführen, aber gleichzeitig neuen Schwung hineinbringen“, beschreibt Sabine Brenner-Nagele die Gratwanderung, die es zu bewältigen galt. Vorübergehend aussortierte Möbel seien wieder hereingeholt, Sofas neu bezogen, Spiegel umgehängt worden – „um am Ende festzustellen, dass wir vieles intuitiv wieder genau so hingestellt haben, wie es zur Anfangszeit des Toscana dastand“, schmunzelt die neue Chefin.  

Musik.

„Von Abba bis Zappa“, lacht Nagele und korrigiert sich: „Sagen wir von John Coltrane bis Tom Waits.“ Die Chefs, die während der Öffnungszeiten immer anwesend sind, versuchen die klangliche Untermalung vielfältig zu halten, mit Schwerpunkt auf Klassikern, die die Gäste in Gedanken mitsingen lassen. Zu den Hochzeiten in den 1980ern und 1990ern gab es auch öfters Jazz-Konzerte im Toscana, heute finden nur noch vereinzelt Veranstaltungen statt, etwa ein Flamenco-Konzert im vergangenen Frühling oder eine Aufführung von Autor Christoph W. Bauer und Naked-Lunch-Sänger Oliver Welter im Oktober.

Geschichte.

Wie die meisten unserer Local Legends hat auch das Toscana in den frühen 1980ern seine Pforten geöffnet: Im Dezember macht es 35 Jahre voll. Dass Italien in Tirol damals als Sehnsuchtsort galt, war Inspiration für den Namen des Lokals und auch die besondere Geschichte des Hauses, wie Nagele erzählt wurde.

Das Toscana

Neue Generation. Günter Nagele und Sabine Brenner-Nagele haben das Toscana 2016 übernommen.

Das Toscana

Kulturgut. Im Toscana wirkt der Retro-Stil nicht konstruiert, sondern entstammt der echten Vergangenheit.

Das Toscana
Das Toscana

Dass Italien in den 1980ern als Sehnsuchtsort galt, war Inspiration für den Namen des Lokals.

Publikum.

Früher bekannt als Studenten-Stammlokal und Intellektuellentreff, können die Betreiber heute keine bestimmte Zielgruppe mehr erkennen. Es sei nach wie vor beliebt bei Theaterfreunden, die vor oder nach dem Besuch im Kellertheater vorbeischauen, und ziehe verschiedenste Menschen zum Feierabendbier an. Die Studi-Generation aus den 1980ern komme heute noch manchmal zur Tür herein, oft, um das Lokal ihren Kindern, die jetzt an der Uni studieren, zu zeigen.

Karte.

Passend zum Flair der alten Räume ist auch die Karte im Toscana – noch mit dem Schriftzug aus der Hand der Mutter von 1983 versehen – elegant gestaltet und die Auswahl darin für eine Bar überraschend exquisit.

Nagele ist gelernter Koch und bietet neben Klassikern wie „Schelfalen“ und Schlutzkrapfen mit verschiedenen Füllungen sogar Muscheln in Weißwein-Sahnesauce an. Stören darf einen beim Schlemmen nur der Dunst nicht – das Toscana war und ist überzeugtes Raucherlokal. Das Getränkeangebot kann sich sehen lassen, mit etwa sieben offenen Rotweinen und neun Weißweinen, verschiedenen Gins, Whiskys und Rums. Ein großes Bier gibt’s um moderate 3,50 Euro.

Erfolgsgeheimnis.

Auch im Toscana gab es Zeiten mit weniger Gästen, das „schöne Lokal“ am Adolf-Pichler-Platz ist es aber immer geblieben.

„Jedes Detail hier hat seinen Grund.“

Günter Nagele
6020 Online A227 Toscana 6

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Samstag von 18 Uhr bis 1 Uhr


Das gibt’s nur im Toscana:

  • Richtig gutes Knoblauchbrot, unten wie oben kross gebacken, um 4 Euro
  • Eine Speisenauswahl wie im Restaurant
  • Den Charme der 1980er-Jahre-Barszene von Innsbruck