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OKTOBER 2018

Coverstory

Das ultimative Innsbruck-survival-kit

Du bist neu in der Stadt, jung, ahnungslos und willst sofort dazugehören? Dann heißt es jetzt Augen schärfen, Bleistift spitzen und gut aufpassen. Ein Insider verrät dir, welche Gimmicks du besitzen musst, um in dieser Stadt zu überleben

Illustration: Alina Klampfer
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Longboard

Wenn du zur jungen Schickeria gehören willst, die auf kleinen Gummireifen über die Gehsteige braust, dann musst du dir dieses Gadget unbedingt anschaffen. Die Rede ist vom Longboard, dem Skateboard für Leute, die nicht skaten können. Das längliche, flexible Brett hat einfach nur Vorteile: 1. Es ist scheißegal, ob du damit fährst. Wichtig ist, dass du es immer mit dabeihast, um Fluchttüren zu verstellen, Vorlesungssaaltreppen zu Todesfallen zu machen und im Bus den Sitzplatz neben dir zu blockieren. 2. Statussymbole in Innsbruck zu erwerben, ist gar nicht so einfach. Kanye hat hier noch keinen Pop-up-Shop eröffnet, Starbucks oder einen Abercrombie-&-Fitch-Flagship-Store sucht man vergeblich. Longboards sind einfach eine tolle Art, ordentlich Kohle für ein krasses Customstück rauszuballern. 3. Wenn man die Kunst des Trockensurfens beherrscht, schaut es wirklich gut aus, und wenn nicht, kann man sich mit anderen Kniescheibenamputierten bei einem Marmeladenglas voll Lassi gegenseitig trösten. Und nicht vergessen: Immer schön den Eingang blockieren!

Es ist scheißegal, ob du damit fährst.

Halsschmerztabletten

Wer weiß schon, woher genau dieses berühmte „K“ kommt, dieses harte sprachliche Merkmal, das so grazil und bezaubernd aus unseren Mündern rollt wie eine Lawine. Es hört sich gurgelnd, zischend, fast krachend an – wie (über)kochendes Wasser, das im Rachen brodelt, langsam aufsteigt und etwas vom Groll beherbergt, der über unserer Seele schwebt. Es ist erleichternd, wenn in Pollenzeiten der Hals juckt, es ist süß und drollig für Menschen, die korrektes Deutsch sprechen (also Ausländer), es ist respekteinflößend und ein geheimes Erkennungszeichen unter Einheimischen. „KKKKKK?“ – „KKKKKK, KKKKKK!“ hört man Ureinwohner in ihren Tälern leise fauchen, wenn man in einer stürmischen Oktobernacht die falsche Autobahnausfahrt genommen hat und außerhalb des Bezirkes Innsbruckstadt gelandet ist. Neulinge versuchen meist verzweifelt, dieses „K“ zu erlernen. Was einem niemand erzählt, sind die Folgen, die sich dabei einstellen können: offene Wunden im Rachenbereich, blutige Mandeln, eitrige Halsentzündungen. Das Tiroler „K“ zu bezwingen, ist kein Kindergeburtstag. Was es dazu braucht, ist ein eiserner Wille und eine fette Packung Halswehtabletten.

„KKKKKK?“ – „KKKKKK, KKKKKK!“

Bergtaugliche Jacken und Schuhe

Multifunktionsjacken und Trekkingschuhe sind die Selfie-Sticks der Mode: Sie sind möglicherweise praktisch, sehen aber peinlich und scheiße aus. Trotzdem findet man sie bei jedem noch so geschmackvoll angezogenen Individuum irgendwo im Schrank und Schuhregal versteckt. Für regelmäßige Träger dieser Stücke liegt die Bedeutung aber nicht im Style, sondern in der Symbolik: Ja, ich habe mein Leben unter Kontrolle, ja, ich bin für alle Lebenslagen gewappnet, ja, ich habe eine Jacke, die ich in drei Jahreszeiten anziehen kann, ja, ich beende meinen Bachelor in einem naturwissenschaftlichen Fach in Mindeststudienzeit und ja, ich werde diesen modischen Fauxpas an meine zukünftigen Kinder und deren Kinder bis in alle Ewigkeit weitergeben.

Ja, ich habe eine Jacke, die ich in drei Jahreszeiten anziehen kann.

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Ultrastarkes Haarspray und Haargummi

Du stehst vor der Uni zeitig auf, um dir noch die Haare schön zu machen? Vergiss es, vor allem im Herbst. Der Föhn, dieser verdammte Bastard von einem Fallwind, sorgt dafür, dass wir regelmäßig aussehen, als kämen wir direkt von einem beschissenen Zwilling des Coachella-Festivals – mit Fichtennadeln und Fetzen von Plastiktüten in den Haaren und von fliegendem Straßenstaub geröteten Augen. Trotzdem geben wir nicht auf: Besorge dir tonnenweise ultrastarkes Haargel oder Haarspray und Haargummis – und kleistere dir deine Matte so zurecht, dass sich kein Haar mehr krümmt. Alternativ hilft ein Kurzhaarschnitt, eine sehr aerodynamische Art der Frisur, die echten Statistiken zufolge sogar zu Wahlsiegen verhelfen kann. Dabei hält man allerdings sein Gesicht meist gegen den Wind und den Mund dabei fest zu. Wem’s gefällt ...

Wir sehen alle aus, als kämen wir direkt von einem beschissenen Zwilling des Coachella-Festivals.

Pfefferspray

Vertraut man blind dem, was in der Zeitung steht (und das ist nun mal, was wir anständigen Menschen tun), dann ist Innsbruck ein hartes Pflaster. Deswegen gibt es in Innsbruck laut brandneuen postfaktischen Statistiken auch im Schnitt drei Sicherheitskräfte pro Einwohner. Um sich noch ein bisschen mehr zu schützen, ist es wichtig, sich anständig zu bewaffnen. Waffenläden sind in der Alpenmetropole seit der Ausrottung des Braunbärs und der letzten Wolfsrudel eher selten zu finden. Was man aber leicht bekommt, ist eine Dose Pfefferspray. Da dem ortsansässigen Durchschnittsmenschen krumme Ganoven weniger in dunklen Gassen als in schwarzen Randspalten auf Seite fünf begegnen, stehen viele besorgte Bürger neuerdings vor einem Problem. Was tun, wenn die immer noch ungebrauchte Dose, dieses hübsche Accessoire instrumentalisierter Populistenpanik, langsam abläuft? Keine Sorge: Gelangweilte Food-Blogger haben etwas ausprobiert: Ein kleiner Spritzer Pfefferspray peppt die langweiligsten Gerichte auf, „super-spicy cheese dumplings“ und so.

Ganoven begegnen einem eher in Randspalten als in dunklen Gassen.