Preisklasse & Infos
Maflgeschneiderte Snowboards sind ab 750 Euro erhältlich, Skateboards ab 190 Euro, Künstlerdesign exklusive. Alle Infos zu neuen Baguettes, Ausstellungen etc. findet man unter
an nehme: eine dünne Holzplatte aus Esche, Pappel, Buche oder Paulownia für den Holzkern, außerdem Polyethylen, Stahlkanten und flüssiges Epoxidharz auf Glasfasern. Anleitung: Das Ganze in den Backofen schieben, nach Wunsch pressen und in der Hitze erhärten lassen. „Was man in die Presse gibt, ist anfangs ein ziemlich flüssiges, fast teigiges Gemisch, aber das Endprodukt ist hart, und sieht knusprig aus“, lautet Benoits Kurzbeschreibung zur Herstellung seiner Bretter.
//Hier kommt also der Name Baguette Boards her. Dabei überlässt der sympathische Franzose aber nichts dem Zufall, er ist schließlich Fachmann: Aufgewachsen am französischen Fuße der Alpen in La Frénière/Les Bauges in der Nähe von Annecy hatte er schon im Rahmen seines Studiums der Maschinentechnik in Chambéry die Gelegenheit, an Materialien für Ski zu tüfteln.
Seit 2008 wohnt er in Innsbruck. Seit 2011 hat er sich den komplett maßgeschneiderten Boards verschrieben und hierfür sogar die Presse, die er liebevoll Backofen nennt, selbstgebaut.
Good Vibrations.
Die Herstellung und die ständige Optimierung der Baguettes ist für den Ingenieur eine überaus spannende Aufgabe, die auch wissenschaftlich erforscht wird: Allein die mechanische Analyse von Biegung und Torsion (Verdrehung), die bei einem Snowboard anders funktionieren als bei Ski, ist Benoit ein wichtiges Anliegen. Durch seinen Job als Luft- und Raumfahrtingenieur bei der Natterer Firma Intales ergab sich für ihn die Möglichkeit, mit der Universität Innsbruck zu kooperieren. Am Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften testete er etwa mit Prof. Roman Lackner Holzmaterialien.
„Mein Lieblingsholz ist Esche, ein sehr steifes Material. Ich nehme es immer wieder aus meinem Heimatort mit, da gibt es ganz viel davon“, schmunzelt er. „La Frénière“ bezeichnet nicht umsonst einen Ort, an dem besonders viele Eschen wachsen oder gepflanzt wurden. Je nach Bedarf verwendet Benoit auch andere Holzarten, die mal leichter, mal schwerer sein dürfen. Gemeinsam mit dem befreundeten Thomas Furtmüller, Assistenzprofessor im Bereich für angewandte Mechanik, entwickelte er außerdem Modelle für die Aufzeichnung struktureller Eigenschaften und Vibration der Boards, um daraus präzise Erkenntnisse zur Optimierung der Produkte zu gewinnen.
//„In der Musik ist manchmal von der perfekten Frequenz die Rede, die genau bestimmt, wann beispielsweise ein Orchester perfekt harmoniert. Ähnlich perfekte Schwingungen versuche ich für meine Bretter zu finden“, erklärt
Nicht nur die Herstellung der Boards ist individuell, sondern auch der letzte Schliff beim Design.
der 30-Jährige. Er weiß aber auch, dass es je nach Einsatzbereich auch dementsprechend viele Idealformen gibt: Für ein Raceboard sind etwa ganz andere Eigenschaften gefragt als für das Tiefschneefahren. Um ein detailliertes Feedback zu erhalten, bittet Benoit seine Kunden, einen Fragebogen zu beantworten. Die Antworten liefern wichtige Infos zur Beweglichkeit der Boards in ihrer Anwendung und werden an persönliche Daten wie Körpergröße und Gewicht gekoppelt. So kann er die Vielfalt individueller Vorstellungen des perfekten Boards genauestens mitdokumentieren.
Bretterkunst.
Nicht nur die Herstellung der Baguette Boards ist individuell, sondern auch der letzte Schliff beim Top-Sheet-Design. Hierfür arbeitet Benoit gerne mit unterschiedlichen Holztypen wie Erle, Ahorn, Nussbaum oder Sapelli, die helle und dunkle Farbkontraste ermöglichen. Das Oberflächendesign kann außerdem durch Siebdruck oder Malereien per Künstlerhand gestaltet werden. Fürs Baguette-Artwork waren schon Namen wie Lukas Goller, Klara Hanakova und Daniel Hölzl zuständig – im Sommer wurden übrigens 15 Baguettes im Jimmy’s ausgestellt. Doch ist es nicht schade ums Kunstwerk, wenn man damit fährt? „Nein, nein“, beruhigt Benoit, die Boards wollen und müssen gefahren werden, das macht er schließlich auch so: „Auf einem Board zu fahren, das man selbst gebaut hat, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, schwärmt er. Die Frage, ob er auch privat ein passionierter Bretterfan sei, hat sich damit wohl erübrigt.
„In der Musik ist von der perfekten Frequenz die Rede. Ähnlich perfekte Schwingungen versuche ich für meine Bretter zu finden.“
Benoit Caillaud