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OKTOBER 2016

Was mach’ ich denn hier?

Nach der Matura erst mal studieren. Aber was will man überhaupt studieren? Nach dem Studium fragt man sich wieder, wie es weitergehen soll. Wir haben Businesscoach Judith Heizer nach Tipps für die richtige Studien- oder Jobwahl gefragt.

Foto: Emmanuel Kaser

 

Judith Heizer

 

Zur Person  

DDr. Judith Heizer ist Coach & Unternehmensberaterin, Trainerin und Speaker. Als promovierte Bildungswissenschafterin und Theologin sowie langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin an mehrere Österreichischen Fakultäten kennt sie die Herausforderungen des Uni-Lebens von beiden Seiten. Heute ist sie Hochschul-Dozentin in Wien und als Coach in Innsbruck tätig. Sie berät auch Studierende oder die, die es werden wollen, in Bezug auf ihre Studien- oder Berufswahl. 

 

www.juditheizer-coaching.com

Das richtige Studium.

Wer schon mit sieben wusste, dass er mal Tierarzt wird, braucht sich hier nicht angesprochen zu fühlen. Den Unentschlossenen sei gesagt: Hier werden Sie geholfen. Businesscoach DDr. Judith Heizer weiß, wie Studis ihre Berufung finden. Wichtig ist, sich schon früh Gedanken zu machen: Was will ich mit dem Rest meines Lebens anfangen? Um sich selbst diese Frage zu beantworten, stellt man sich am besten noch mehr Fragen. Was mache ich gerne in meiner Freizeit? Bin ich lieber allein oder unter Menschen? Oder: Gefällt mir Kreativität besser als Logik?

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Sobald man einmal angefangen hat, darüber nachzudenken, findet unser Unterbewusstsein oft selbst das richtige Ziel. Ein Top-Tipp am Rande: Träumen ist erlaubt. Das hartnäckige Aber, das immer im Kopf herumspukt, einfach mal beiseitelassen und sich überlegen: „Was wäre denn so richtig cool?“ Der Realismus kommt dann später.

Schon im Gepäck.

Wenn man sein Ziel einmal vor Augen hat, kann man anfangen, konsequent und realistisch darauf hinzuarbeiten. Dafür sollte man zuerst bei sich selbst beginnen. Was kann ich gut? Was interessiert mich? Welche Erfahrungen habe ich bereits gesammelt? Jeder hat seinen ganz persönlichen Mix aus Talenten, Interessen und Erfahrungen. Dieser ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Leider sind einem die eigenen Skills häufig gar nicht bewusst. Hier hilft, einerseits Freunde und Familie auszuquetschen, die einen oft besser kennen als man selbst. Andererseits kann auch eine dritte Meinung von einer fremden Person, die objektiv an die Sache herangeht, ausschlaggebend sein.

Ein Top-Tipp am Rande: Träumen ist erlaubt.

I have a dream.

Laut Judith Heizer ist die ultimative Voraussetzung für die richtige Studienwahl: Interesse. Selbst wenn alle sagen: „Studier’ bloß nicht an der Geiwi! Damit hast du am Arbeitsmarkt praktisch verloren!“ Erstens wird man nur glücklich, wenn man das macht, was einem Spaß macht. Und zweitens ändert sich der Arbeitsmarkt sowieso rasend schnell. Und wer weiß? Vielleicht sind Kunsthistoriker morgen schon gefragter denn je. Und wer sich dennoch nicht sicher ist, kann als Back-up-Plan noch ein zweites Studienfach wählen. Ausprobieren ist nie ein Fehler. Selbst wenn es zwischendurch Phasen gibt, in denen man ein Fach am liebsten schmeißen möchte: Am Ende stellt es sich oft als Segen heraus.

Immer her damit.

Sobald klar ist, was man will und was man bereits hat, erarbeitet man sich das, was noch fehlt. Heutzutage stehen der Generation Y so viele Möglichkeiten zur Verfügung wie noch nie. Das Überangebot kann aber schnell zur Herausforderung werden. Damit das nicht passiert, ist Informieren das A und O. Internet, Beratungsstellen, Infobroschüren: Alles wird eingesaugt und mit dem abgeglichen, was man sich vorgestellt hat. Wer die klassischen Informationswege leid ist, sollte sich unbedingt Leute suchen, die im eigenen Traumberuf arbeiten. So erfährt man aus erster Hand, wie die Praxis wirklich abläuft.

„Je mehr ich weiß, desto besser kann ich entscheiden.“

Judith Heizer

Die Hürden.

Schon vor dem Studium stehen angehende Studis vor einer scheinbar unüberwindlichen Hürde: die Aufnahmeprüfung. Viele rasseln durch und sind verzweifelt: Muss ich meinen Traum jetzt aufgeben? Judith Heizers Tipp besteht erst mal darin, sich klarzumachen, woran es überhaupt liegt. Schlechte Vorbereitung aufgrund von Faulheit oder schlichte Prüfungsangst lassen sich immer lösen. Üben heißt hier das Zauberwort. Häufig will einem das Unterbewusstsein mit einer versemmelten Prüfung auch etwas sagen: Eigentlich will ich das ja gar nicht, Medizin war doch bloß Papas Idee. Dann sollte man das Studienfach wirklich hinter sich lassen und noch mal in sich gehen.

Studium Abgeschlossen – und jetzt?

Frischgebackene Absolventen feiern erst einmal gebührend ihren Abschluss. Aber dann folgt die Ernüchterung: Was fange ich jetzt mit meinem Studium an? Judith Heizer rät auch hier, sich klarzumachen: Was will ich, was hab ich, was gibt es? Im Idealfall matchen die Fähigkeiten exakt das, was am Arbeitsmarkt gesucht wird. Was die Frage „Was will ich?“ betrifft: Schon während des Studiums sollte man ab und an hinterfragen, warum diese und jene Tätigkeit gerade Spaß macht. Betreibt man nämlich schon früh Motivationsforschung, hat man später eine konkretere Vorstellung, wo’s denn eigentlich hingehen soll. Den ersten Job nach dem Studium muss man immer individuell anpassen, da gibt’s leider keine Faustregel. Wer die Herausforderung sucht, sollte sie auf jeden Fall annehmen. Wer lieber auf Nummer sicher geht, fängt erst mal klein an und arbeitet sich langsam hoch.

Traumjob auf Umwegen.

Selbst wenn sich der erste Job als Griff ins Klo herausstellt: Aus jeder Erfahrung kann man etwas für die Zukunft mitnehmen, weiß Heizer. Viele Studis jobben nebenher und machen dort schon ihre ersten Berufserfahrungen. Leider nicht immer gute. Aber gerade aus den schlechten kann man lernen. Ein Beispiel: Herrscht der Chef dich an, lernst du dich diplomatisch zur Wehr zu setzen. Oder du lernst deine eigenen Fehler einzugestehen und entwickelst dich so persönlich weiter. Und später kommt einem vielleicht ein Job im Service zugute, wenn man in der Marketingabteilung eines Gastronomieunternehmens sitzt. Der erste Job nach dem Studium muss heutzutage auch lange nicht mehr der letzte sein. Umwege führen ebenso zum beruflichen Ziel. Nur muss man aufpassen, dass man nicht beim ewigen Ausprobieren hängen bleibt. Wichtig ist, eins im Hinterkopf zu behalten: Das Nonplusultra ist Spaß an der Arbeit. 

Erster Schritt: Ziel klären

 

Was will ich machen? Wo will ich hin? Diese Fragen müssen zuerst geklärt werden, um das Studium zu finden, das meine Interessen trifft.

 

Zweiter Schritt: Ressourcen checken

 

Was bringe ich schon mit? Was kann ich? Talente, Interessen und Erfahrungen sind Stärken, die ich mir bewusstmachen muss. 

 

Dritter Schritt: Strategie wählen

 

Was brauche ich noch? Was wird angeboten? Informieren ist hier das Schlüsselwort, um für mich die richtige Entscheidung zu treffen.