ier Paolo Pasolini sei das Symbol einer Kunst, die Machtverhältnisse bekämpft: seine Schriften skandalös, seine Filme von der Zensur verfolgt, von gleich vielen Menschen geliebt wie gehasst. So wird der berühmte italienische Filmemacher und Schriftsteller im Pressetext zu Abel Ferraras gleichnamiger filmischer Biografie vorgestellt. Tatsächlich war der 1975 verstorbene Pasolini einer der spannendsten und kompromisslosesten Akteure des italienischen Kinos und als solcher verantwortlich für Werke wie „Die 120 Tage von Sodom – Salò o le 120 giornate di Sodoma“. Dieser den Faschismus anprangernde Film stand wegen seiner ungeschönten Darstellung von Vergewaltigung, Folter und Mord in vielen Ländern lange auf dem Index.
Verhängnisvoller Fehler.
Mit „Pasolini“ zeigt der amerikanische Regisseur Abel Ferrara den letzten Tag im Leben des italienischen Filmemachers: In einer nur 86 Minuten langen filmischen Biografie werden die Zuseher Zeugen eines intensiven Arbeitstages, der mit einem sanften Weckritual durch Pasolinis Mutter beginnt.
Im weiteren Tagesablauf absolviert Pasolini Zeitungs-Interviews, trifft sich mit Freunden, führt Gespräche mit seinen Mitarbeitern, arbeitet im Film-Schnittstudio und begeht schließlich einen verhängnisvollen Fehler. Gemeinsam mit einem am Schwulen-Strich aufgelesenen Jungen unternimmt er eine Fahrt nach Ostia. Dort wird er, erst 53-jährig, Opfer eines brutalen Mordes.
Brillanter Dafoe.
Ferrara setzt einen ruhigen, distanzierten und unnahbaren Pasolini ins Zentrum seines Films. Während sich die erste Irritation – ein von Willem Defoe brillant in Szene gesetzter, aber Englisch sprechender Pasolini – noch gut verarbeiten lässt, wird man sich mit weiteren Stilmitteln Ferraras schwerer tun: Immer wieder vermischen sich die Erzählebenen. Reale Film- und phantastische Vorstellungssplitter durchbrechen die Erzählebene wiederholt zeitlich und thematisch. Wer den Fehler gemacht hat, sich ohne vorherige Beschäftigung mit der Person Pasolinis dieser Film-Biografie zu nähern, wird das Kino wohl eher ratlos wieder verlassen. Auch wer Pasolini bereits kennt, wird in Ferraras Film kaum neue Facetten des künstlerischen Genius Pasolini finden, wohl aber einen Regisseur und einen Schauspieler am Höhepunkt ihrer Schaffenskraft.