Damit unsere Leserinnen und Leser verstehen, wie dieses Gespräch zustanden gekommen ist – wie bist du auf das 6020 gekommen und warum hast du dich gemeldet? Jamie Niederer: Ich bin Künstlerin und Grafikdesignerin und habe vorab online recherchiert, ob ich eine Künstlergruppe oder ein Atelier finde – dazu habe ich nichts Konkretes gefunden, aber zahlreiche Artikel von eurem Magazin, in dem das Wort Kunst vorgekommen ist. Ich dachte mir, wenn man in eine neue Stadt zieht, ist der Kontakt zu einem Stadtmagazin sicher nicht schlecht und weil ich im Moment nur zuhause sitze und Zeit habe, habe ich mich einfach gemeldet. Und jetzt sind wir hier (lacht).
Wann genau bist du in Innsbruck gelandet? Offiziell sind mein Mann und ich am 1. Feber nach Innsbruck gezogen, ich bin aber gleich im Anschluss ein Monat auf Reisen gegangen. Eigentlich wollte ich noch einen Abstecher nach Wien machen, mein Mann hat dann aber gemeint: „Irgendwie wird das gerade alles komisch hier, komm lieber nach Innsbruck.“ Also bin ich mit dem Nachtzug hergefahren, war in Innsbruck und einen Tag später wurde die Quarantäne verhängt.
Wie viel hast du von der Stadt bis jetzt überhaupt gesehen? Nicht viel! Im Feber waren wir im Leokino – „Jo Jo Rabbit“ war der letzte Kinofilm, den wir gesehen haben – und auch zu einem Konzert im Wohnzimmer. Das war sehr cool, wir haben davor in Wien gewohnt und lange nach genau so einem Lokal gesucht – vergeblich – und kaum waren wir in Innsbruck, haben wir es gleich in der ersten Woche entdeckt.
„Ich bin mit dem Nachtzug hergefahren, war in Innsbruck und einen Tag später wurde die Quarantäne verhängt.“
Jamie Niederer
Jamie ist übrigens noch auf der Suche nach einem Atelierplatz und Kontakt zur heimischen Kunstszene und freut sich überKontaktaufnahme über ihre Website www.jamieniederer.com oder auf Instagram: @frl.jamie
Warum überhaupt Innsbruck? Mein Mann und ich sind in den letzten Jahren als digitale Nomaden auf der Suche nach einem neuen Zuhause um die Welt gereist und wollten ursprünglich nach Neuseeland auswandern. Es ist aber praktisch unmöglich nach Neuseeland zu emigrieren und so sind wir in Wien gelandet, dort kannten wir auch schon ein paar Leute und dachten uns: Warum nicht!
Während der Zeit in Wien haben wir Innsbruck besucht und es hat uns an die kleinen Städte in Neuseeland erinnert, die uns so gut gefallen haben: Städte mit einer starken Sport-Community, viel Natur vor der Haustüre, aber auch einem kulturellen Angebot. Also haben wir uns, ehrlich gesagt, ziemlich spontan entschlossen, nach Innsbruck zu ziehen.
Und wie geht’s dir mit der Situation bis jetzt bzw. wie waren die letzten Wochen für dich? Ehrlich gesagt, war es ziemlich frustrierend. Wir sind mit dem Gedanken herkommen: Wir werden coole Leute kennenlernen, viel unterwegs sein, Restaurants und Lokale entdecken, auf Konzerte und ins Kino gehen – und ja, ist dann anders gekommen (lacht). Wenn man viel auf Reisen ist, bringt das auch Einsamkeit mit sich, genau das wollten wir nicht mehr – nicht mehr immer „nur“ zu zweit sein – und dann sind wir in dieser Situation gelandet. Aber es ist ja ein Ende in Sicht.
Wenn die Ausgangsbeschränkungen jetzt gelockert werden – worauf freust du dich? Ich habe die Facebook-Gruppe „Neu in Innsbruck“ entdeckt und mit ein paar Leuten aus dieser Gruppe eine kleine Zoom-Party gemacht. Jetzt hoffe ich, dass ich sie bald mal persönlich treffen kann. Und ich will das Green Flamingo ausprobieren.
Ich muss auch sagen, ich bin sehr froh in dieser Situation in Österreich zu sein. Ein Teil meiner Familie lebt in den USA, wenn man mitbekommt, was dort abgeht, ist man sehr dankbar dafür, wie die Situation hier gehandhabt wird. Und ich freu mich sehr, dass wir jetzt in Innsbruck leben – nur das Timing war halt blöd.
Vielen Dank für das Gespräch – und willkommen in Innsbruck!