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MÄRZ 2020

Kino

Pures Leben

„Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ ist eine geglückte Mischung aus hervorragendem Schauspiel, hoher Regie-Könnerschaft und einem starken Drehbuch: In Cannes gab es dafür die Auszeichnung „Bester Film in der Kategorie Un Certain Regard“.

Kritik: Klaus Erler
Fotos: PandaFilm/THiMFilm
R

io de Janeiro, Anfang der Fünfzigerjahre: Die unzertrennlichen Schwestern Eurídice und Guida sind als junge Frauen Teil einer für diese Zeit typischen matriarchal geprägten Familie in einem männlich-chauvinistischen Umfeld. Die Männer, die sie umgeben, haben keine Kraft, aber alle Macht. Davon zunächst noch weitgehend unberührt sind die Schwestern Gusmão voller Träume: Eurídice will Konzertpianistin werden, Guida lässt sich blind verliebt von einem Matrosen nach Griechenland entführen. Bald jedoch wird klar: Die konservative Enge des Elternhauses lässt keinen Platz für Träume. Frauen sind dafür da, gute Ehefrauen und Mütter zu werden, Selbstverwirklichung ist – wenn überhaupt – ein männliches Thema.

Tränen, Schweiß und Sinnlichkeit.

Als Guida verlassen und schwanger aus Griechenland zurückkehrt, weist ihr der Vater Manuel die Tür. Zudem lässt er sie glauben, Eurídice sei zum Klavierstudium nach Wien gegangen und wolle keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester. So leben die Schwestern über Jahre in Rio, ohne voneinander zu wissen. Jede kämpft für sich und voller Leidenschaft um ein selbstbestimmtes Leben. Was Eurídice und Guida Kraft gibt, ist ihre Liebe zueinander und die Hoffnung, sich eines Tages wiederzufinden.

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Drama Brasilien/ Deutschland
 

Mit: Júlia Stockler, Carol Duarte

Regie: Karim Aïnouz