ine Band, die sich auf Papier dem Hardcore in irgendeiner Post-Form verschrieben hat und ihr Wesen mit der Tagline „mean songs mean guys“ versieht, stellt man sich zunächst als knüppelharte Rüpel vor – fiese „inyourface“-Botschaften inklusive. Aber keine Angst, die Jungs von kala sind lieb. Ihre Songs behandeln klassische Aufreger wie Liebe und andere herausfordernde Begleiterscheinungen menschlicher Existenz. Wer bei der Genrebezeichnung „Hardcore“ nur Geschrei und harte, schnelle Gitarrenriffs erwartet, liegt falsch: Kalas Sound besteht aus intensiven Shoutpassagen und melodisch-filigraner Gitarrenarbeit. Manche Lieder erinnern an die jungen At the Drive In, um dann doch wieder punkiger und rotziger daherzukommen – ein feines Crossover, das hie und da auch keine Soli scheut. Den knackigen Namen kann man in seiner englischen Variante als [keila] oder – wie er geschrieben steht – als [kala] aussprechen.
„Die Songs entstehen im Kollektiv während der Probe, die Lyrics schreibt Jake, der sie mit CP dann auf die Songs klebt.“
Er hat übrigens mehrere Bedeutungen, die allesamt aus dem indischen Kulturgroßraum stammen: Mal ist es die Bezeichnung für schwarz, mal für weiß, sowie für eine Gottheit der Unterwelt und Höllenpförtner, oder überhaupt für die personifizierte Zeit.
Ernsthaft ambitioniert.
Die fünf Burschen formierten sich zwischen Herbst 2013 und Frühjahr 2014 zur aktuellen Bandbesetzung. Sie sind allesamt umtriebige Musiker mit den unterschiedlichsten Banderfahrungen. Sänger Sebastian aka CP kannte den Gitarristen Jakob aus der Innsbrucker Konzertszene und über Facebook. „Jake hat einen tollen Musikgeschmack, das bewiesen seine Musikpostings“, erinnert sich CP grinsend. So musste er den Gitarristen einfach fragen, ob Interesse an einer Kooperation bestehe. „Und ja, Interesse hatte ich“, ergänzt Jake. Der Rest der Truppe wurde ebenso aus dem erweiterten Bekanntenkreis akquiriert. Für alle gilt: Sie wollten einfach Sound machen, und zwar mit ernsthaften Ambitionen. Für ihr großzügiges Probelokal müssen kala zwar von Innsbruck nach Mieders ausweichen, hier haben sie aber ausreichend Platz zum Jammen und Spielen.
Viele bunte Tücher hängen dekorativ von der Decke, ein großes Ledersofa dient als bequeme Sitzgelegenheit für Strategiebesprechungen und Besucher. „Die Songs entstehen im Kollektiv während der Probe“, erzählen Matti und Marco, „die Lyrics schreibt Jake, der sie mit CP dann auf die Songs klebt“.
//Der Schmäh läuft zwischen den fünf Bandmitgliedern – Sänger CP soll angeblich nicht singen können. Darum wird kurz eine alternative Funktionsbezeichnung für ihn überlegt. Gitarrist Schleifi kämpft derweil tapfer gegen seine Grippesymptome und weiß sich mit einer vollen Thermoskanne Tee und einem Schuss Medizin zu helfen. An der Wand hinter dem Drum-Set hängt eine große Tafel mit der besprochenen Set- oder Sexlist – da war wohl wieder ein Schelm am Werk. Noch ein kurzer Smalltalk über kalte Finger, dann legen sie voll konzentriert los.
//Jeder weiß genau, was zu tun ist, die Zeit ist knapp, aber die Stimmung ist super. „Die Band bedeutet zwar viel Arbeit, aber es ging ganz leicht“, fasst Jake den Werdegang von kala zusammen. Die Mühen scheinen sich zu lohnen: Die Band hat bislang zwei EPs veröffentlicht, tourt aktuell bis Anfang April durch Deutschland und hat einen Label-Vertrag bei Uncle M Records ergattert.
Prominente Kollegen dort sind übrigens Bands wie boysetsfire und Anti-Flag. Inszenierung? Check!
//Das Know-how für klassische Visitenkarten wie die grafische Gestaltung des Cover-Artworks stammt übrigens von CP höchstpersönlich. Die Booklets der beiden Scheiben „Antithesis“ und „Thesis“ tragen die Handschrift des Grafikers und sind Dank ungewohntem Hochformat ein kreativer Eyecatcher. Sie unterstreichen die Wertschätzung für haptische Musikverpackungen, die sich dem Trend der Digitalisierung entgegensetzt. „Ich mag Alben mit Songtexten zum Nachschlagen“, sagt Jake. Die Vorliebe für einen fast andächtigen Umgang mit Musikträgern erinnert stark an eine Devotion der alten Schule, die aber echte Musiknerds bestimmt nachvollziehen können.
//Noch mehr „Band-in-Aktion“-Euphorie vermitteln die Videos von Markus Zimmermann, seines Zeichens Bandfreund und Filmemacher. Sein Video zur Single „Disconnected“ macht definitiv Lust auf mehr – er wird kala während der gesamten Tournee mit seiner Kamera begleiten.
//Kalas nächstes Heimspiel ist für den 20. Juni im Weekender Club geplant.
Musik von kala in Worten:
Intensive Shoutpassagen gekoppelt an schnelle, melodische Hardcore-Punk-Klänge und tiefgründige, gitarrenreiche Postrock-Elemente
Bandmitglieder:
Sebastian „CP“ Platzer, Vocals
Marco Seeber, Bassgitarre
Matthias „Matti“ Rohringer, Drums
Philipp „Schleifi“ Schleifer, Gitarre
Jakob „Jake“ Schuierer, Gitarre
Wo tritt kala auf?
Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien
Bekanntheitsgrad:
Acht von zehn Noten, Tendenz steigend