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MÄRZ 2016

Musik

Mein erstes Mal: beim Metalkonzert

Die letzten Abenteuer der Menschheit mögen fern von Innsbruck zu bestehen sein. Doch auch bei uns gibt es Neues zu entdecken. 6020-Redakteure erleben ihr erstes Mal. Diesmal: Ein Besuch beim Metalkonzert.

6020 Online A197 Mein Erstes Mal 3

KLEIN, ABER HART IM NEHMEN.

Theresa beim Sabaton-Konzert

E

in Metalkonzert – in meiner Vorstellung heißt das: laute, aggressive Musik, zu der die Meute vor der Bühne tobt und sich umherstößt. Natürlich begleitet von Headbangen, bis das lange Haar gleichmäßig auf die Umstehenden verteilt ist. Es ist Zeit herauszufinden, wie es in dieser mir fremden Welt tatsächlich zugeht. Ich wage mich auf ein Metalkonzert in der Music Hall.

Das Publikum.

Es beginnt mit einer Abkühlung. Feiner Nieselregen geht über der Warteschlange nieder, die sich im Flutlicht vor dem unscheinbaren Eingang gebildet hat. Entweder wärmt die Vorfreude einige von innen heraus oder es sind in ihre schwarzen T-Shirts Heizdrähte eingewoben. Ich dagegen fröstle sogar unter meiner dicken Jacke, während ich mich umschaue.

Neben ein paar besonders ernsten Exemplaren in Camouflage-Hosen, Springerstiefeln und Shirt-Aufdrucken wie „Metal is Religion“ stehen sich auch gemäßigtere Fans die Beine in den Bauch. Sie sind meist etwas älter als ihre auffälligen Kollegen, auch überraschend viele Frauen warten auf den Einlass. Ich muss schmunzeln – hier haben ausnahmsweise die Jungs die längeren Haare. Entsprechend neugierig werde ich gemustert. Meine Kombination aus knallpinkem Undercut und flatternden Goahosen sieht man hier auch nicht alle Tage. Übertrumpft werde ich nur noch von einem jungen Mann, der sich scheppernd und klirrend fortbewegt. Er hat Patronengürtel um Schultern und Hüfte geschlungen und um den großen Stahlhelm, der auf seinem Kopf wackelt, werde ich ihn später noch beneiden.

 

Um den großen Stahlhelm, der auf seinem Kopf wackelt, werde ich ihn später noch beneiden.

Pfeif auf Ernst.

Während Bloodbound ihren Auftritt recht seriös über die Bühne gebracht haben, kommt die nächste Band mit einer gehörigen Portion Selbstironie daher. Auf ihrem riesigen Banner steht ihr Name, Alestorm, eingerahmt von zwei in Entenköpfen endenden geschälten Bananen. Als der Leadsänger im rot-schwarzen Rock herausstürmt –
ein Baseballcap auf dem Kopf und die Kitara im Anschlag –, johlt die Menge. Für mich wird in diesem Moment klar: Auch Metalfans wollen ihren Spaß haben. Der Mann im Rock schwingt munter das Bein, jede Andeutung von Klatschen oder Boxbewegungen nimmt das Publikum begeistert auf. So sieht also überdrehter Piratenmetal aus.

Nichts für Zimperliche.

Gerade, als ich mich endgültig dem fröhlichen Durchdrehen anschließe, trifft mich ein kräftiger Stoß in den Rücken. Klarer Fall: Hinter mir hat das Moshing begonnen.

Wie intensiv es dabei zugeht, begreife ich spätestens, nachdem ich zum dritten Mal zur Seite segle. Zimperlich sollte man auf einem Metalkonzert defintiv nicht sein – besonders, wenn man einen Kopf kleiner ist als der Rest. Auch das rhythmische Springen im Pulk hat seine Tücken, unzureichende Höhe oder Taktabweichungen bescheren einem schnell nähere Bekanntschaft mit den Ellenbogen der Nachbarn. Nach dem ersten Schock hat dieses Chaos durchaus etwas für sich – zum Stressabbau kann man es sicher weiterempfehlen.

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Dann zischt die Ferse eines verunglückten Crowdsurfers an meiner Nase vorbei. Aber die Meute ist verlässlich: In Sekundenschnelle hebt sie ihn hoch und wirft ihn direkt vor der Band ab. Die lässt gerade die letzten Töne verklingen und aalt sich in der Begeisterung des Publikums. Zum Schluss werfen sie ihre Picks in die Menge, die ihnen wie irre nachspringt. Auch eine fabelhafte Gelegenheit, erschlagen zu werden.

Immer wieder skandierten wir im Chor: „Noch ein Bier.“ Wieso? Ich weiß es selbst nicht.