cht Jahre ist es her, dass der Bürgerbeteiligungsprozess rund um das Wiltener Platzl ins Rollen kam. Der Umbau des Platzes durch die Stadt trug schon bald erste Früchte: Die umliegenden Gastgärten und Bänke wurden zu gern besuchten Treffpunkten. Wenig später wurde auch der Verein „Wiltener Platzl“ gegründet. „Unser Ziel ist es, den Punkt auf der historischen Achse zwischen Goldenem Dachl und Bergisel auszufüllen und abseits des Stadtzentrums einen Ort des gemütlichen Verweilens zu gestalten“, erklärt Obfrau Barbara Wachter. Die Arbeit des Vereins wurde belohnt, viele Gebäude rund um das Wiltener Platzl wurden mit privaten Investitionen renoviert, neue Geschäfte zogen ein.
Urban Village Wilten Ost.
Die Gegend besitzt heute fast den Charakter eines urbanen Dorfs, dessen Herzstück das Platzl bildet. Aber auch die Quirligkeit, die aus der Nähe zum Stadtzentrum resultiert, ist spürbar. Diese Lebhaftigkeit bringt Einheimische und Touristen nach Wilten, die hier Außergewöhnliches suchen und finden. Eben das, was man in den großen Ketten im Zentrum nicht findet: individuelle Mode und Accessoires, kleine Einrichtungsgegenstände mit Charme, spezielle Angebote wie etwa ein Kaffeefachgeschäft. Auch kulinarisch ist die Gegend spannend, dies ist Restaurants und Cafés mit interessanten Konzepten, die von Frische, Regionalität und Nachhaltigkeit geprägt sind, zu verdanken. „Für mich war die Ansammlung von Geschäften mit ähnlichen Inhalten ausschlaggebend, als ich mein Lokal hier eröffnet habe“, sagt etwa Iris Mölk, Besitzerin des „Deliris“ direkt am Wiltener Platzl.
Auch die Breite des Publikums ist bemerkenswert. Beim Frühstück trifft man hier Studenten, Mütter mit kleinen Kindern und Bewohner des Altenheims. Viele davon gehören zur Stammkundschaft, was das familiäre Flair verstärkt.
Zum Appeal des Platzls trägt auch das gebotene Programm bei. Dazu gehören der jeden Samstagvormittag stattfindende Bauernmarkt, auf dem regionale Produkte zu finden sind, und auch der „Wiltener Weihnachtszauber“. Dieser spiegelt die Qualitäten des Stadtteils wider: Er ist bunt, alternativ und entschleunigt.
Weitere Pläne.
Die jungen Innsbrucker, die zu eben jenem Stadtteilbild beitragen, mögen Wilten, weil es hier noch relativ günstige Mietwohnungen gibt. „Suchen die hier lebenden Studenten einmal regeres Treiben, sind der Weekender Club und das Cineplexx gleich um die Ecke“, betont Adi Rauscher, Obmann des Wirtschaftsbundes und Geschäftsführer von zwei am Platzl ansässigen Modeläden.
//Auch in Zukunft wird sich die Gegend weiterentwickeln: So soll bald der lang ersehnte Umbau des Kaiserschützenplatzes anstehen, um ein grünes Gegengewicht zum Marktplatz zu schaffen und das „charmante, neue Wilten“ räumlich auszuweiten. Auch die Zusammenarbeit mit dem „Wiesenrock Festival“ – im Vorjahr fand das Warm-up zum Festival am Platzl statt – wird fortgesetzt, zusätzlich sind Sommerfeste und Filmvorführungen geplant.
Vorbildfunktion für Anpruggen.
Diese Art der Stadtteilbelebung, die offen für kreative Ideen von Veranstaltern, Geschäftsleuten und Privatpersonen ist, ist vergleichbar mit jüngeren Revitalisierungsprozessen in Innsbruck. Auch die aktuellen Projekte in Mariahilf und St. Nikolaus entstanden aus einem Bürgerbeteiligungsprozess, im Zuge dessen auch der Wirtschaftsverein „Anpruggen aktiv“ gegründet wurde. Dieser ist momentan vor allem um einen Ausbau der Infrastruktur und den Zuzug von Grundversorgern bemüht. Zu den Neuerungen sollen auch eine Verkehrsberuhigung und eine Umgestaltung des Hans-Brenner-Platzes, der zur Ruheoase und Begegnungszone werden soll, gehören.
Die besondere Stärke von Mariahilf und St. Nikolaus liege in den Nischen, meint Tamara Putz, stellvertretende Obfrau des Wirtschaftsvereins und Inhaberin des „ModeCafés Taminda“. Die „andere Innseite“ soll nicht länger als Stiefkind der Innenstadt gelten, sie muss aber auch nicht massenkompatibel sein. Was macht den Stadtteil in den Augen von Tamara Putz besonders? „Viele sagen, Anpruggen sei ein Künstlerviertel. Ich weiß nicht, ob das zutrifft, aber eines ist sicher: Wir alle hier sind Lebenskünstler.“ Dieses familiäre Verständnis von Zusammenarbeit ist ein guter Ausgangspunkt für die bevorstehenden Entwicklungen. Das Ziel des Vereins ist es, dafür zu sorgen, dass hinter einigen der bekanntesten Häuserfassaden Innsbrucks in Zukunft auch viele spannende Inhalte stecken.
Die Gegend besitzt heute fast den Charakter eines urbanen Dorfs, dessen Herzstück das Platzl bildet.
Wilten im Wandel der Zeit
Der historisch älteste Stadtteil Innsbrucks zeichnete sich schon immer durch seine Lebhaftigkeit aus, denn die römische Siedlung Veldidena war Heerlager und belebte Wegstation für Händler. Das Dorf Wilten, nördlich begrenzt durch den Inn und zur Innenstadt durch den Grenzstein gleich hinter der Triumphpforte, wurde 1904 in Innsbruck eingegliedert.