Wir empfehlen
MÄRZ 2015

Das Modell Wilten

Wilten galt lange als sterbender Stadtteil. Durch die Bemühungen einiger Geschäftsleute und Anrainer wurde aus dem Sorgenkind eine der spannendsten Ecken Innsbrucks – und ein Vorbild für Revitalisierungen anderer Stadtteile.

Fotos: Emanuel Kaser
A

cht Jahre ist es her, dass der Bürgerbeteiligungsprozess rund um das Wiltener Platzl ins Rollen kam. Der Umbau des Platzes durch die Stadt trug schon bald erste Früchte: Die umliegenden Gastgärten und Bänke wurden zu gern besuchten Treffpunkten. Wenig später wurde auch der Verein „Wiltener Platzl“ gegründet. „Unser Ziel ist es, den Punkt auf der historischen Achse zwischen Goldenem Dachl und Bergisel auszufüllen und abseits des Stadtzentrums einen Ort des gemütlichen Verweilens zu gestalten“, erklärt Obfrau Barbara Wachter. Die Arbeit des Vereins wurde belohnt, viele Gebäude rund um das Wiltener Platzl wurden mit privaten Investitionen renoviert, neue Geschäfte zogen ein.

Urban Village Wilten Ost.

Die Gegend besitzt heute fast den Charakter eines urbanen Dorfs, dessen Herzstück das Platzl bildet. Aber auch die Quirligkeit, die aus der Nähe zum Stadtzentrum resultiert, ist spürbar. Diese Lebhaftigkeit bringt Einheimische und Touristen nach Wilten, die hier Außergewöhnliches suchen und finden. Eben das, was man in den großen Ketten im Zentrum nicht findet: individuelle Mode und Accessoires, kleine Einrichtungsgegenstände mit Charme, spezielle Angebote wie etwa ein Kaffeefachgeschäft. Auch kulinarisch ist die Gegend spannend, dies ist Restaurants und Cafés mit interessanten Konzepten, die von Frische, Regionalität und Nachhaltigkeit geprägt sind, zu verdanken. „Für mich war die Ansammlung von Geschäften mit ähnlichen Inhalten ausschlaggebend, als ich mein Lokal hier eröffnet habe“, sagt etwa Iris Mölk, Besitzerin des „Deliris“ direkt am Wiltener Platzl.

Auch die Breite des Publikums ist bemerkenswert. Beim Frühstück trifft man hier Studenten, Mütter mit kleinen Kindern und Bewohner des Altenheims. Viele davon gehören zur Stammkundschaft, was das familiäre Flair verstärkt.
Zum Appeal des Platzls trägt auch das gebotene Programm bei. Dazu gehören der jeden Samstagvormittag stattfindende Bauernmarkt, auf dem regionale Produkte zu finden sind, und auch der „Wiltener Weihnachtszauber“. Dieser spiegelt die Qualitäten des Stadtteils wider: Er ist bunt, alternativ und ent­schleunigt.

Weitere Pläne.

Die jungen Innsbrucker, die zu eben jenem Stadtteilbild beitragen, mögen Wilten, weil es hier noch relativ günstige Mietwohnungen gibt. „Suchen die hier lebenden Studenten einmal regeres Treiben, sind der Weekender Club und das Cineplexx gleich um die Ecke“, betont Adi Rauscher, Obmann des Wirtschaftsbundes und Geschäfts­führer von zwei am Platzl an­sässigen Modeläden.

// 

Auch in Zukunft wird sich die Gegend weiterentwickeln: So soll bald der lang ersehnte Umbau des Kaiserschützenplatzes anstehen, um ein grünes Gegengewicht zum Marktplatz zu schaffen und das „charmante, neue Wilten“ räumlich auszuweiten. Auch die Zusammenarbeit mit dem „Wiesenrock Festival“ – im Vorjahr fand das Warm-up zum Festival am Platzl statt – wird fortgesetzt, zusätzlich sind Sommerfeste und Filmvorführungen geplant.

Die Gegend besitzt heute fast den Charakter eines 
urbanen Dorfs, dessen Herzstück das Platzl bildet.

Wilten im Wandel der Zeit

Der historisch älteste Stadtteil Innsbrucks zeichnete sich schon immer durch seine Lebhaftigkeit aus, denn die römische Siedlung Veldidena war Heerlager und belebte Wegstation für Händler. Das Dorf Wilten, nördlich begrenzt durch den Inn und zur Innenstadt durch den Grenzstein gleich hinter der Triumphpforte, wurde 1904 in Innsbruck eingegliedert.