in Kind verändert die Welt. Stimmt. Dass sich die Alltagsgestaltung drastisch verändert, wenn man mit einem Kinderwagen unterwegs ist, wissen nur jene, die selbst die Erfahrung gemacht haben. Plötzlich sieht man die Welt etwas anders: Stufen bei Eingängen, Kassen im ersten Stock ohne Lift und viel zu schmale Gänge sind die neuen Feinde. Die besten Freunde sind dagegen behindertengerechte Toiletten, weil sie die einzige Möglichkeit darstellen, um mit einem Kinderwagen das stille Örtchen benutzen zu können.
Damit der Kaffee am Nachmittag auch schmeckt, wenn das kleine, wunderbare Geschöpf dabei ist (und das ist es eigentlich immer) und sich Ausflüge nicht wegen der Schwierigkeiten mit dem Kinderwagen und dem vielleicht manchmal etwas lauten Nachwuchs in ein Disaster verwandeln, hat 6020 vier kinderfreundliche Kaffeehäuser im Zentrum von Innsbruck ausgewählt. Fünf Faktoren waren hier ausschlaggebend: Barrierefreiheit, Kinderfreundlichkeit (also keine Beschwerden seitens der Gäste sowie des Personals), Vorhandensein von Hochstuhl, Wickeltisch und Spielecke.
Cappuccino für Mama.
Das Schindler in der Maria-Theresien-Straße bietet sich nicht nur aufgrund seiner zentralen Lage als Ort zum Verschnaufen an. Kinderfreundlichkeit wird hier ganz groß geschrieben – nicht nur, weil die Besitzer selbst Eltern sind. In das Lokal befördert neben der herkömmlichen Treppe ein Lift, zwei Hochstühle und die direkte Nähe zum Kaufhaus Tyrol, in dem man mehrere Möglichkeiten zum Wickeln und zum Spielen für Kinder vorfindet, laden Familien mit und auch ohne Kinderwagen ein.
//Auch das Café Katzung in der Altstadt ermöglicht in Form einer kleinen Rampe einen barrierefreien Zugang. Zu den Toiletten, die sich im Obergeschoß befinden, gibt es keinen Lift, was der Sache aber keinen Abbruch tut, da man das Baby oder Kleinkind zum Wickeln die Stufen hinauftragen und den Kinderwagen in der Zwischenzeit im Parterre stehen lassen kann, wo dieser meistens in bester Gesellschaft ist. Nur die Notdurft von Mama muss in diesem Szenario auf später verlegt werden, weil man das Kind zwischenzeitlich nicht im Kinderwagen ablegen kann. Im Café stehen für die kleinen Gäste ein paar Spielsachen sowie ein Hochstuhl bereit.
//Ebenfalls in der Altstadt Innsbruck beheimatet, zeigt sich auch das Café Munding von seiner kinder-freund-lich-en Seite, indem es neben Wickeltischen und Hochstühlen sogar eine eigene Ecke mit Spielsachen, Kinderbüchern und Malsachen für den Zeitvertreib der Kleinen während der Kaffeepause der Erwachsenen bereit hält. Nur in Sachen Barriere-freiheit kann das in einem 600 Jahre alten Altstadthaus gelegene Kaffeehaus mit den anderen Lokalitäten nicht mithalten, da die Eingangstür ohne Mithilfe oder Übung nur schwer mit Kinderwagen zu öffnen ist. Auch hier befinden sich die Toiletten im ersten Stock.
Das am Inn gelegene Cammerlander ist sowohl aufgrund seiner Barrierefreiheit als auch wegen seiner Kinderfreundlichkeit ein Lokal, das für Familien bestens geeignet ist.Neben Hochstühlen und einem Wickeltisch in der Toilette im Obergeschoß (mit Lift) kann das Cammerlander mit einer großen Spielecke, in der Kleinkinder während der Kaffeepause von Mama oder Papa gut aufgehoben sind, aufwarten.
Mit dem Bus nach Hause.
Vor der ersten Kinderwagenfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hegt der eine oder andere vielleicht doch ein paar Bedenken. Vor allem, wenn man selbst schon einmal miterlebt hat, wie sich Fahrer oder andere Fahrgäste gegenüber Menschen mit Kinderwagen in Bus oder Bahn verhalten können. Böse Blicke, Augenrollen oder Kopfschütteln kann man schon einmal als Besitzer eines Kinderwagens ernten. Aber davon soll man sich auf keinen Fall einschüchtern lassen, denn der Großteil der Mitmenschen reagiert hilfsbereit und verständnisvoll.
//Vor allem das Ein- und Aussteigen kann manchmal zu Stresssituationen ausarten. Aber es wird besser: Da der öffentliche Personennahverkehr zumeist mit Niederflurbussen ausgestattet ist (das sind Busse, die mit tiefliegenden Böden im Innenraum ausgeführt sind), wird die barrierefreie Nutzung von Kinderwagen oder Rollstühlen erleichtert und bei den neu ausgebauten Gehsteigkanten ist ein fast ebenerdiger Ein- und Ausstieg möglich. In den Bussen der Innsbrucker Verkehrsbetriebe unterstützt ein Knopf mit einem Kinderwagen-Symbol den Ein- und Ausstieg, der einerseits das Absenken des Busses und andererseits das Offenhalten der Türen gewährleistet.
„Mit offenen Türen lassen sich die Busse aber leider nicht mehr absenken. Das heißt, wenn ein Fahrgast mit einem Kinderwagen erst später zur Haltestelle kommt, ist ein Absenken auch durch Betätigen des Knopfes nicht mehr möglich.
Der Knopf für Kinderwagen dient dann vor allem dazu, dass die Türen länger offen gehalten werden. Wenn sich kein Fahrgast im Bereich der Türen befindet, die Tür also kontaktlos ist, schließt sie sich nach drei Sekunden. Mit dem Drücken des Knopfes bleibt die Türe so lange geöffnet, bis der Busfahrer die Türe mit einer Taste selbst schließt“, informiert Kurt Schmarl von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben.
Und das Ticket?
Hat man den Kinderwagen mit oder ohne Hilfe im Bus deponiert und gesichert, ist es Zeit für das Entwerten oder Kaufen eines Tickets. Ein späteres Losfahren aus Gründen der Sicherheit, also erst nachdem die Fahrkarte entwertet oder gekauft ist, ist in den Beförderungsbedingungen der IVB bedauerlicherweise nicht enthalten. „Es ist festgelegt, dass mindestens eine erwachsene Person mit dem Kinderwagen im Bus anwesend sein muss, die für die Sicherung des Kinderwagens Sorge trägt. Eine Regelung, die ein späteres Losfahren vorsieht, gibt es bei uns nicht“, erklärt Kurt Schmarl und ergänzt, „dass jedoch in den Schulungen des Fahrpersonals der IVB sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass das Anfahren des Busses möglichst sanft erfolgen soll.“
//Für die Zukunft ist seitens der Innsbrucker Verkehrsbetriebe ein weiterer Ausbau der Gelenkbusse geplant. „Ziel ist es, in nächster Zeit mehr Kinderwagen und Rollstuhlfahrer mitnehmen zu können. Bei den neueren Gelenkbussen ist ein zweiter Einstieg bereits möglich“, so Schmarl.