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JUNI 2019

Geschichten, Kunst und Zauberteppiche

Unter dem Motto „Die Klangwelten des Dazwischen“ findet in Innsbruck gerade das internationale Kulturprojekt Magic Carpets statt. 6020 hat nachgefragt, was es damit auf sich hat.

Fotos: Natalija Zajacikova, Axel Springer
U

m gleich am Anfang mit möglichen Missverständnissen aufzuräumen: Bei Magic Carpets geht es nicht wirklich um fliegende Teppiche. Stattdessen handelt es sich um ein EU-Kulturprojekt zum internationalen Austausch von Künstlern – und Geschichten. Der Name des Projektes kommt von der Idee, dass Geschichten und Kunst es ermöglichen, wie durch Magie Grenzen zu überwinden und andere Länder, Leben und Welten zu entdecken, genau wie es die verzauberten Teppiche aus 1.001 Nacht tun.

Bunte Mischung.

Durchgeführt wird die Creative Europe Platform* Magic Carpets unter der Leitung der Kaunas Biennale. Das Ziel ist die Förderung der interdisziplinären, intermedialen und internationalen Mobilität aufstrebender Künstler. Über vier Jahre finden dafür Residenzen mit verschiedenen künstlerischen Schwerpunkten statt, deren Resultate 2022 in Kaunas – dann europäische Kulturhauptstadt – ausgestellt werden.

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Mit dabei sind Kulturorgani­sationen aus insgesamt 13 ver­schiedenen EU- und EU-Beitritts­ländern; für Österreich ist es der Verein zur Förderung der Alltagskultur aus Innsbruck, der aus Charly Walter und Danijela Oberhofer Tonkovic besteht und in Wilten den Veranstaltungsraum openspace.innsbruck betreibt.

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Ursprünglich war Österreich gar nicht als Partner vorgesehen, erzählt Oberhofer Tonkovic, die Magic Carpets nach Innsbruck geholt hat. Sie hat in Kroatien schon an einem anderen EU-Projekt mit Kaunas gearbeitet und wurde dann gefragt, ob sie auch bei Magic Carpets mitmachen wolle. Da sie selbst seit Jahren in Innsbruck lebt, aber beruflich meistens in Wien oder Kroatien unterwegs war, schlug sie damals vor, Innsbruck als zusätzlichen Standort in das Projekt aufzunehmen. Die Projektmitglieder waren einverstanden, mit Charly Weber und dem Verein zur Förderung der Alltagskultur fand sie einen passenden Partner und auch die Stadt konnte überzeugt werden.

Danijela Oberhofer Tonkovic und Charly Walter machen für Magic Carpets gemeinsame Sache mit Chris Koubek und dem Heart of Noise Festival.

Die Ergebnisse der Inns­brucker Residencies werden am 6. Juni im Rahmen des Wiltener Kultursommers sowie von 7. bis 9. Juni am Heart of Noise Festival präsentiert. Zusätzlich gibt es im Juni kreative Workshops für Kinder, eine öffentliche Diskurs-Plattform am Kaiserschützenplatz und weitere Veranstaltungen.

Teamarbeit.

Da die erste Runde des mehrjährigen Programmes bereits letzten Sommer stattfinden sollte und die anderen Partner mehrere Monate Vorsprung hatten, musste alles sehr schnell gehen: „Wir haben den Vertrag im März 2018 unterschrieben und hatten dann nur wenige Monate Zeit, um alles vorzubereiten, aber wir haben uns als sehr gutes Team herausgestellt und alles rechtzeitig hinbekommen“, berichtet sie. „Jetzt haben wir mehr Zeit und können die Arbeit am Projekt mehr genießen.“

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Zu dieser Arbeit zählt neben Organisatorischem vor allem die Betreuung der Künstler. „Wir versuchen herauszufinden, was die Interessen der Künstler sind, und sie entsprechend zu unterstützen“, erzählt die Projektmanagerin. Das reicht von der Vermittlung von Know-how und der Bereitstellung von Materialien bis hin zur Vernetzung mit der lokalen Kunstszene.

„Wir versuchen heraus­zufinden, was die Interessen der Künstler sind, und sie entsprechend zu unterstützen.“

Danileja Oberhofer Tonkovic, Projektmanagerin Magic Carpets Innsbruck

Klingende Geschichten.

Die diesjährige Ausgabe von Magic Carpets Innsbruck steht unter dem Motto „Die Klangwelten des Dazwischen“. Dafür wurden die Künstler Mika Motskobili (entsendet vom Center of Contemporary Art in Tiflis) und Jiří Suchánek (entsendet von der Prague Biennale) eingeladen, Geschichten über und aus der Stadt mithilfe von Klängen zu erzählen.

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Seit Anfang Mai sind die beiden in Innsbruck und arbeiten hauptsächlich im Wiltener open.space an Installationen und Performances, die Anfang Juni im Rahmen des Wiltener Kultursommers und des Heart of Noise Festivals präsentiert werden. Einige Teile der Installationen sind schon entwickelt, aber was genau es am Ende zu sehen und hören gibt, ist offen und verändert sich permanent mit den Eindrücken und Erfahrungen, die die Künstler hier machen, erzählt Mika Motskobili.

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Die junge Georgierin beschäftigt sich mit Themen wie Repräsentation, Medienmanipulation und Arten des persönlichen und kollektiven Widerstandes und fühlt sich wohl in Innsbruck: „Die Unterstützung ist großartig, für uns Künstler ist es wirklich ein Luxus, so umsorgt und auch in die lokale Szene integriert zu werden. Es ist ein komplexes Projekt, aber weil es sehr organisiert und glatt abläuft, sollte sich alles gut ausgehen.“

Künstlerin Mika Motskobili arbeitet im Rahmen ihrer Residency im open.space u. a. an einer Video- und Klanginstallation.

„Für uns Künstler ist es wirklich ein Luxus, so umsorgt und in die lokale Szene integriert zu werden.“

Mika Motskobili, Artist in Residence

Talente-Export.

Auch heimische Talente sind Teil von Magic Carpets. Während einige lokale Künstler wie Johannes Payr (aka ludwig technique) im Rahmen der Innsbrucker Residency mitwirken, konnten mit Benjamin Tomassi, Matthias Krinzinger und David Prieth dieses Jahr gleich drei Künstler für internationale Residenzen vermittelt werden.

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Für Prieth geht es im Sommer nach Georgien. „In Tiflis fließt ein großer Fluss durch die Stadt, der ist aber nicht wirklich Teil des städtischen Lebens. Es wurde schon mal ein kleines Festival organisiert, um das zu ändern, und jetzt wollen sie ein größeres Fest machen“, erzählt er. „Es geht um Integration des Flusses und gleichzeitig auch um Bürgerpartizipation.“ Er wurde schon letzten Oktober dafür angefragt, weil er als Künstler, Veranstalter und Geschäftsführer der p.m.k die notwendige kultur- und gesellschaftspolitische Erfahrung mitbringe. „Ich habe dann auch schnell zugesagt, weil ich glaube, dass ich hier etwas Positives beitragen kann.“

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Einen Beitrag leisten wollen auch die Innsbrucker Organisatoren: „In erster Linie möchten wir hier einfach gute Arbeit leisten und das Projekt zusammen mit allen Beteiligten und den Innsbruckern genießen“, betont Tonkovic Oberhofer, „aber vielleicht können wir damit ja auch den einen oder anderen Dialog anstoßen. Das wäre schön.“

„Ich habe dann auch schnell zugesagt, weil ich glaube, dass ich hier etwas Positives beitragen kann.“

David Prieth, Teilnehmer Magic Carpets

Weitere Partner

• EVA International (Irland) • Folkestone Fringe (Großbritannien) • Ideias Emergentes – Imerge (Portugal) • LAB 852 (Kroatien) • Latitudo S.r.l. (Italien) • META Kulturstiftung (Rumänien) • Neues Theaterinstitut Lettland (Lettland) • Novo Kulturno Naselje (Serbien) • Prag Biennale (Tschechische Republik) • Tiflis CCA (Georgien) • KUNSTrePUBLIK e. V./ZK/U (Deutschland)