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JULI 2019

(komische Dinge ein)

Touristen(-) fallen

Innsbruck lebt von seinen Touristen und deren Launen. Und weil TripAdvisor nun mal der digitale Spucknapf von geplagten Bürohengsten auf Reisen ist, muss mittlerweile jede Sehenswürdigkeit auf der Hut sein – auch steinerne Bögen, Kaufhäuser und vor allem der Alpenzoo.

Alpenzoo: „Lots of birds“

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Das beliebteste Ausflugsziel für die Schulklassen einfallsloser Lehrer, der Innsbrucker Alpenzoo, ist nicht nur voller Wildkatzen, Käuzen, die den Kopf kreisen, und neurotischen Bären, die ihren Körper an der Glasscheibe reiben und vielleicht um Erlösung aus der Gefangenschaft flehen. Hier gibt es vor allem Waldvögel und Geier in großen und kleinen Käfigen, vor denen man 15 Minuten stehen muss, um den verdammten Grünfink oder Steinadler endlich zu sehen.

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„Ich habe den Zoo mit einem traurigen Gefühl verlassen“, schreibt Mona-ib in ihrer Rezension, und irgendwie kann man das nachvollziehen. Ist der Käfig nicht längst zur Metapher geworden, auch für uns Menschen? Der Weltschmerz scheint im Zoo zu wohnen, zwischen Auerhuhn und Waldrapp. Und es mussten wohl auch manchem Schüler die Verse des im Deutschunterricht tausendfach durchgekauten Rilke-Gedichts durch den Kopf gehen: „Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe / so müd geworden, daß er nichts mehr hält. / Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe / und hinter tausend Stäben keine Welt.“

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Zugegeben: Die Biberfamilie am Anfang ist wirklich süß. Pluspunkt für alle Hundehasser: Selbst mitgebrachte Vierbeiner findet man hier nicht, auch wenn TripAdvisor-Nutzer Dagobert0102 das „wiedersprüchlich“ findet.

Kaufhaus Tyrol: „hohler Schein“

gugux

Das Kaufhaus Tyrol ist die zentrale Einkaufsperle für die gehobenere städtische Mittelschicht, denen der Sillpark zu sehr Lugner-City und das DEZ zu sehr in der Hand der Schüttelbrot-Mafia ist. Auch Touristen würden das schicke Bauwerk von Stararchitekt David Chipperfield lieben, hätte nicht der Todfeind der neoliberalen Gesellschaft hier Einzug gehalten – der gemeine Raucher. Diese Bastarde sind übrigens auch Schuld, dass die „beiden kleinen Aufzüge laufend von Leuten besetzt“ sind, die nur mehr die Lungenfunktion eines Zweijährigen haben.

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Wenn man sich erst einmal den Ärger bei einem überteuerten Karamell-Cappuccino im hauseigenen Pseudo-Starbucks einmal runtergespült hat, kann es ganz nett sein, mit den verwirrend kafkaesken, kreuz und quer nach oben steigenden Rolltreppen ein paar mal hoch- und runterzufahren. Übrigens ist eine Fahrt mit den tyrolensischen Rolltreppen auch das Sinnbild unserer meritokratischen Gesellschaft – die Shopping-Tour entpuppt sich als Stairway to Heaven, oder als die Rolltreppe zum Saturn.

 

Triumphpforte:
„Nicht gerade spektakulär“

Conny u

Ganz kurz vorweg, ihr lieben Besucher der Triumphpforte: Was habt ihr bitte erwartet? Dass aus diesem Brocken eine Kaiser-Max-Lasershow abgeht, wenn ein Bus durchfährt? Dass für jedes Foto vom Bogen im Vorbeigehen automatisch ein Euro auf das Konto des Fonds gegen Gentrifizierung und massentouristische Verblödung geht? „Irgendwie sind sie sich alle sehr ähnlich“, stellt Joerg M in seiner Rezension eines steinernen Bogens fest, und verdammt recht hat er.

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Die Triumphpforte ist mit diesem Schicksal nicht alleine – siehe und höre die Rolling-Stones-Diskografie, sämtliche Woody-Allen-Filme, alle Dan-Brown-Romane und Poetry Slam im Allgemeinen. Man müsste was draus machen, sagt die Tirolern inhärente Stimme des Tourismus. Wie wäre es mit einem Regenbogen oder einem überdimensionierten Arsch de Triomphe (oder einem Marble Arsch), der dreimal am Tag in die Innenstadt furzt. Klar wäre das eine bogenlose Frechheit, aber zumindest bringt es Klicks, Klicks, Klicks!