ier junge Frauen, drei Blogs, ein Ziel. Unter #tirolpower haben sich Verena-Annabella Raffl, Leonie Eberhard, Jasmin Seremont und Sarah Eppacher zusammengeschlossen, um zu zeigen, dass Innsbruck modetechnisch ganz vorne mitmischen kann. In monatlichen Aktionen präsentieren sie zum Beispiel vier verschiedene Outfits zu einem Thema oder sie veranstalten ein Blogger-Dinner. 6020 stellt die jungen Frauen und ihre Blogs vor.
Verena-Annabella Raffl, 26
Wann hast du deinen Blog gegründet und worum geht es? Verena-Annabella Raffl: Im April 2013 habe ich whoismocca.com gegründet. Er ist auf meine französische Bulldogge aufgebaut, die Mocca heißt – man braucht einen Wiedererkennungswert. Angefangen habe ich mit Fashion, dann kam Beauty dazu und später noch Rezepte und Interieur. Ich achte darauf, dass jeden Tag ein anderer Themenbereich gepostet wird, damit jeder etwas auf meinem Blog findet.
Wie kamst du zum Bloggen? Irgendwie bin ich da so hineingerutscht. Ich habe selbst einige Blogs gelesen und mich dann gefragt, wie sie das machen. Mode war und ist meine Passion und daher dachte ich mir, das probiere ich auch. Dann kamen die ersten Kommentare und ich merkte, dass es funktioniert.
Wie kann man die Arbeit, die hinter einem Blog steht, mit dem Beruf vereinen? Es ist schon sehr schwierig. Am Anfang bin ich um 17 Uhr vom Arbeiten heimgekommen und habe anschließend bis 22 oder 23 Uhr Posts
für meinen Blog geschrieben. Auf Dauer ging es so nicht. Und dann kam die Entscheidung, meine Stunden als Grafikerin zu reduzieren.
Und schließlich der Weg in die Selbständigkeit? Heuer kam der Entschluss, mich selbständig zu machen. Mein Vorteil war, dass ich mir meinen Blog vorher neben meinem Job aufbauen konnte. Es war nicht der Cut: „Ich kündige meinen Vollzeitjob und starte einen Blog bei Null.“ Ich habe vorher bereits gesehen, dass ich von meinem Blog leben kann.
Wie kann man sich die finanzielle Seite eines Blogs vorstellen? Es kommen Agenturen auf dich zu und stellen dir ein Produkt zur Verfügung, also zum Beispiel ein Beautyprodukt oder ein Outfit. Als ich gesehen habe, dass es läuft, habe ich angefangen, für die Arbeit, die ein Post macht, Geld zu verlangen. Entweder kommen dann ganz entrüstete Antworten mit dem Hinweis, dass man dafür kein Budget habe, zurück oder die Firmen steigen gleich ein. Die seriösen Anbieter und Agenturen wissen auch, was ein Blog mit bestimmten Leserzahlen wert ist.
Wer steckt hinter den neuen Trends, die man auf Blogs findet? Es gibt natürlich auch eigene Agenturen, deren Aufgabe es ist, viel gelesene Blogs anzuschreiben. Dementsprechend gibt es dann Bloggerwellen – wenn dann auf allen Blogs zur gleichen Zeit dasselbe Produkt auftaucht, weiß man, dass hier ein Sponsor dahintersteckt.
Gibt es deinerseits Kooperationen mit lokalen Firmen? Ja, darum habe ich die Rubrik „Mocca in the city“ gegründet, um Tiroler miteinzubeziehen. Ich habe hier zum Beispiel schon mit Lush, Petera und Rebekka Ruétz zusammengearbeitet. Aktuell arbeite ich gemeinsam mit Leonie (allispretty.net) mit dem Polestudio Innsbruck zusammen.
Ist es deiner Meinung nach relevant, von welchem Ort aus man bloggt? Am Anfang habe ich mir gedacht, dass es wichtig ist. Ich war damals sogar schon beim Überlegen, nach Wien zu gehen. Aber mittlerweile bin ich froh, dass ich in Tirol bin. Wenn das ganze Thema richtig bei uns angekommen ist, dann bin ich schon da und weiß bereits, wie es abläuft.
Leonie Eberhard, 21
Beschreibe dich und deinen Blog. Leonie Eberhard: Ich bin 21 Jahre und habe den Blog gegründet, weil ich zeigen wollte, wie ich mich anziehe und dass man auch in Tirol stylisch sein kann. Meinen Blog habe ich vor einem Jahr gegründet und vor zwei Monaten hat er ein neues Design bekommen – seitdem heißt er allispretty.net.
Warum „all is pretty“? Ich will die schönen Dinge im Leben zeigen. Und „All is pretty“ ist ein Zitat von Andy Warhol und hängt bei mir im Wohnzimmer.
Warum hast du den Blog gegründet? Zum Ausgleich. Der Blog ist für mich ein kreatives Ventil, wo ich alles rauslassen kann. Ich hatte bereits mit 14 meinen ersten Blog, den ich aber zum Glück offline genommen habe. Das würde ich jetzt nicht mehr sehen wollen. Aber das Bloggen war für mich immer schon ein Weg, um zu schreiben und zu zeigen, wer ich bin. Es macht mir einfach Spaß.
Wie lässt sich der Blog mit Studium und Arbeit vereinen? Schwierig.
Ich studiere ja berufsbegleitend Wirtschaft an der FH Kufstein und bin für 20 Stunden in einer Werbeagentur angestellt. Man muss sehr gut organisiert sein. Ich stehe morgens zwischen 5.30 und 6 Uhr auf. Dann fange ich meistens mit dem Blog an. An den Tagen, an denen ich arbeite, sitze ich abends mit dem Laptop auf der Couch. Es macht mir sehr viel Spaß, deswegen könnte ich wahrscheinlich die ganze Nacht durchmachen.
Es steckt also viel Arbeit hinter einem Blog, die viele nicht sehen? Wenn ich es hochrechnen würde, würde ich für die Zeit, die ich in meinen Blog investiere, nicht so viel verdienen wie in der Agentur. Viele Leute sehen das einfach nicht. Sie denken sich, dass man einfach ein paar Bilder macht und einen Text schreibt und das war es. Aber dahinter steckt viel mehr.
Wie kommen Kooperationen zustande? Bei den Onlineshops ist es so, dass sie dich direkt anschreiben, und bei den kleineren Marken läuft es über eine PR-Agentur. Sie schicken dir dann meist gleich ein Lookbook von den Marken, die sie vertreten, und du gibst dann Bescheid,
welches Outfit zu dir nach Hause geschickt werden soll. Und dann kommt der Briefträger mit zehn Paketen und sagt: „Ups, was ist denn da passiert?“ Die Onlineshops geben dir entweder ein Budget oder man sucht sich ein paar Teile aus. Ich könnte es mir persönlich gar nicht leisten, so viele Klamotten zu kaufen, um fünf- bis sechsmal pro Woche neue Outfits zeigen zu können.
Und wie verdient man als Blogger dabei? Ich arbeite mit rewardstyle – das ist ein Monetarisierungstool für den Blog, wo man die Kleidungsstücke direkt mit dem Shop verlinken kann. Wenn die Leser dann draufklicken und etwas in dem Onlineshop kaufen, dann verdiene ich als Bloggerin etwas daran. Leider wird darüber nicht so viel geredet, aber ich finde es nicht schlimm, zu sagen, wie es läuft.
Warum hat es so lang gedauert, bis die Bloggerszene nach Innsbruck gekommen ist? Innsbruck ist sehr sportlich – ich glaube, dass irgendwann das Modische auf der Strecke geblieben ist. Ich weiß nicht, ob die Leute so modeinteressiert sind. Vielleicht ist das aber nur ein Vorurteil.
Jasmin Seremont, 22
Sarah Eppacher, 25
Was steckt hinter eurem Blog? Jasmin Seremont: Unser Blog heißt kitschick.at und besteht aus Sarah und mir. Wir sind ein Mode- und Lifestyleblog, der den Fokus auf Innsbruck richtet.
Sarah Eppacher: Der Hintergrund war der, dass in Innsbruck eigentlich relativ viel passiert und es viele Menschen gibt, die in Innsbruck etwas bewegen. Man bekommt davon leider oft so wenig mit. Unsere Idee war es daher, zu zeigen, was in Innsbruck alles geschieht.
Jasmin: Das Spannende an unserem Blog ist vor allem auch die Tatsache, dass wir beide komplett unterschiedlich sind. Aber wir harmonieren sehr gut und versuchen, den Kontrast zwischen unseren Personen im Blog herzustellen.
Jasmin, du hast den Blog alleine gestartet. Warum hast du Sarah mit ins Boot geholt? Jasmin: Naja, ich habe einfach keine Zeit mehr gehabt. Ich habe damals nur mehr einmal pro Monat gepostet und jetzt, seit wir zu zweit daran arbeiten, posten wir drei- bis viermal pro Woche.
Sarah: Wir haben uns bei der Arbeit kennengelernt und ich hatte bereits den Plan,
etwas Eigenes zu starten. Dann kam der Entschluss, den bestehenden Blog gemeinsam weiterzuführen und auszubauen.
Wie wichtig ist Innsbruck für euren Blog? Sarah: Fashion- und Lifestyleblogs gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer. Deshalb haben wir uns gedacht, den Fokus auf Innsbruck zu legen.
Jasmin: Wir haben sogar einen eigenen Thread mit dem Titel „Our Innsbruck“. Dort zeigen wir, welche Shops und Lokale gerade eröffnet werden.
Wie stark beeinflusst euch die Stadt? Sarah: Es gibt aktuell eine junge Szene in Innsbruck, die wirklich etwas anpackt und in der Stadt bewegt.
Jasmin: Diese Szene ist sehr modefokussiert, weil sie sich dadurch auch ausdrückt. Und das ist in erster Linie unsere Zielgruppe.
Wie bekommt ihr die Balance zwischen Studium, Beruf und Blog geregelt? Sarah: Ich arbeite als Social-Media-Redakteurin und bin gerade dabei, mein Studium abzuschließen, aber schon seit zwei Jahren. Es zieht sich halt.
Wir merken, dass sich etwas mit dem Blog tut. Daher stecken wir momentan sehr viel Zeit, Energie und Herzblut rein.
Jasmin: Wir sind sehr froh, dass wir zu zweit sind. Ich arbeite als Grafikerin und studiere Komparatistik – ich bin auch beim Fertigwerden, aber neben dem Blog ist es schon schwierig.
Sarah: Ich habe mir persönlich noch nie ausgerechnet, wie viele Stunden pro Woche ich in den Blog investiere. Ich glaube nämlich, dass mich das erschrecken würde. Es fühlt sich aber nicht wie Arbeit an, weil es einfach so viel Spaß macht.
Auf eurem Blog findet man den Bereich „Streetstyle“ – ist Innsbruck modebewusst? Jasmin: Gerade rund um die Unis gibt es viele modebewusste junge Leute.
Sarah: Ich glaube auch, dass vor allem die Studenten ein gewisses Flair in die Stadt bringen. Ich finde, dass die Innsbrucker sehr sportlich sind, aber trotzdem ihren Stil haben. Es ist nicht High Fashion und das wird Innsbruck auch nicht werden. Man hat die Berge quasi vor der Haustüre, kann aber auch sonst viel unternehmen – das macht die Stadt so einzigartig.