ee Israel hat schon bessere Zeiten erlebt. Früher lebte die Schriftstellerin und Katzenliebhaberin von Prominentenporträts und schrieb Artikel für Magazine wie „Esquire“. Ihre Biografie der Journalistin Dorothy Kilgallen landete sogar auf der Bestsellerliste der „New York Times“.
Selbstmitleid und Alkohol.
All das ist lange her. Inzwischen nagt Lee Israel – vom geänderten Zeitgeist der Neunzigerjahre rechts überholt – am Hungertuch. Eine veritable Schreibblockade ist die Folge, aufkeimendes Selbstmitleid wird im Alkohol ertränkt. Als Israel bei der Recherche zu einer neuen Biografie auf einen Brief der Komödiantin Fanny Brice stößt, beginnt sich alles zu ändern. Um Schulden zu begleichen, versucht die Schriftstellerin, diesen Brief zu verkaufen, was ihr überraschend leicht gelingt: Ein florierender amerikanischer Memorabilienmarkt lechzt derart nach handgeschriebenen Promi-Hinterlassenschaften, dass für das Überprüfen der Authentizität kaum mehr Zeit bleibt.
Can You Ever Forgive Me? Biografie, Drama, Komödie. USA 2018. 106 Minuten. Regie: Marielle Heller Mit: Melissa McCarthy, Richard E. Grant
Diesen Umstand machen sich Lee Israel und ihr Saufkumpane, der schwule Lebenskünstler Jack Hock (Richard E. Grant), zunutze. Israel beginnt, hunderte Briefe von verstorbenen Schriftstellern und Schauspielern zu fälschen und echte Briefe zu stehlen. Jack hilft ihr all das zu versilbern, bis eines Tages das FBI vor der Tür steht.
//„Can you ever forgive me“ beruht auf den gleichnamigen Memoiren der 2014 verstorbenen Lee Israel, die trotz Verhaftung und Gerichtsurteil zeitlebens „stolz auf eine unkonventionelle Geschäftsidee“ war.
Als Duo gut.
Darstellerin Melissa McCarthy ist sonst eher für filmische Schenkelklopfer à la „Brautalarm“ und „Tammy – Voll abgefahren“ bekannt. In „Can you ever forgive me?“ lässt sie (fast) allen Popcornkino-Schalk hinter sich und wechselt mit Bravour ins ernste Fach. Ihr Schauspielerkollege Richard E. Grant folgt ihr dabei auf dem Fuß, wie auch die gemeinsamen Auszeichnungen beweisen: Beide wurden für ihre hier gezeigten Leistungen für die British Academy Film Awards und den Golden Globe nominiert.