Was ist Jodel?
Jodel ist eine deutsche Smartphone-App, die sich selbst als „der anonyme Campus-Talk“ beschreibt. Jeder User kann anonym und ohne Anmeldung Beiträge (Text oder Bild) posten, die für andere User im näheren Umkreis (10 Kilometer) sofort sichtbar sind. Die User können auf Posts antworten – auch diese Antworten sind für die gesamte Community sichtbar. Als Belohnungs- und Regulierungssystem gibt es sogenannte Karma-Punkte. Jeder Post kann von den Usern up- oder downgevotet werden, je nach Nutzen für die Gemeinschaft bekommt der User dafür zusätzliche Karma-Punkte. Die genaue Formel der Karma-Punkte-Vergabe ist geheim. Jodel erinnert an Apps wie „Whisper“ oder „Secret“, die in den USA sehr beliebt sind.
Der Name …
… ist, ehrlich gesagt, ziemlich uncool. In Berlin oder Hamburg mag es vielleicht Charme haben, Jodeln als lokales Kommunikationsmittel in Bergregionen symbolisch zu verwenden, in einer Stadt wie Innsbruck wirkt das aber ein bisschen klischeehaft. Ja, wir jodeln von Talseite zu Talseite, haha.
Was wird wirklich auf Jodel gepostet?
„Das, was Studenten früher an die Klowand kritzelten“, so die Zusammenfassung des „Spiegel“. In Innsbruck ist es derzeit eine Mischung aus unirelevanten Themen bzw. Witzen (etwa die Hälfte), Fragen zum Stadtleben, recycelten lustigen Sprüche von Facebook, Dating- und Sexthemen, Nachtleben-Updates sowie Running Gags der Community.
Die häufigsten Themen?
- die Uni-Bib, vor allem zur Prüfungszeit (Gibt's noch freie Plätze? Hat wer ein Handykabel? Wie lange hat die Bib heute offen? etc.)
- Liebe, Sex und Zärtlichkeit (M20 sucht Mädel zum Kuscheln. Wie oft bekommt ihr von eurer Freundin einen Blowjob? Wer von euch ist auf Tinder?)
- Alltagsprobleme (Liege im Bett und habe Hunger, wer rettet mich? Vor lauter nicht lernen wollen habe ich gerade die ganze WG geputzt – auch noch nie passiert. Wenn der Mitbewohner so Netflix-süchtig ist, dass er mit iPad am Klo schaut.)
Was amüsiert an Jodel?
Die Running Gags, die sich in der Community entwickeln. Angebliche Star-Sichtungen in Innsbruck zum Beispiel. Eine Zeit lang wurde auf Jodel immer wieder verbreitet, dass Ryan Gosling in der Stadt gesichtet worden sei. Die schlecht gefotoshoppten Fotos waren der endgültige Beweis, dass die Meldungen schlichtweg Bullshit waren.
Hier wurde gelacht
- An den Typen, der gerade mit zwei Flaschen Wodka in einem Plastikeimer voll Schnee zum Bus gelaufen ist. Ich feiere dich!
- Hört ihr das? So ein dumpfes Rauschen? Ich glaub, die Südtiroler kommen mit ihren Trolleys.
- Meine Noten sagen „heirate reich“, mein Aussehen sagt „lern weiter“ …
- Wenn einmal spülen nicht reicht. Mein McMoment.
- Ein Jodler, ein Klugscheißer und ein Single kommen in eine Bar. Er bestellt ein Bier.
- Muss man bei der Inskription für BWL eigentlich auch die Seriennummer seines MacBooks angeben?
Was nervt an Jodel?
Geklaute, mittelmäßig amüsante Posts, die immer und immer wieder auftauchen. Es gibt sogar eine „Best of Jodel“-Facebookseite – was hier auftaucht, findet sich später zu 90 Prozent auch in der lokalen Jodel-Gruppe wieder. Ebenfalls überflüssig: User, die durch bewusst provokante Posts um Aufmerksamkeit betteln. Und ebenfalls ein Nervfaktor: Zu viele unkonkrete Posts, die nichts mit Innsbruck, dem aktuellen Tag oder aktuellen Themen zu tun haben.
Lieblingsopfer bei Jodel-Witzen
FH-Studenten, Lehramt-Studenten, reiche Jus-Studenten, Veganer
Typische Innsbruck-Themen, die behandelt werden
Ausgehlokale, Öffis, Supermärkte, umliegende Skigebiete
Die Jodel-Fotos
Gepostet werden vor allem Bilder vom Essen, von Gebäuden, Straßen oder Situationen – alles mäßig spannend. Nachdem in Deutschland Nacktfotos aufgetaucht sind, werden alle Fotos vor der Veröffentlichung geprüft.
Das 6020-Fazit:
Jodel ist ein bisschen wie studiVZ, nur als App, und mit dem zusätzlichen Aspekt der Anonymität. In Summe ist das Gejodele ganz unterhaltsam, es wird sich zeigen, in welche Richtung sich die Community entwickelt. Etwas mehr Lokalbezug und weniger aufgewärmte Witze würden Jodel Innsbruck auf jeden Fall guttun. Zur Info: Die Jodel-App ist für iOS und Android kostenlos im App-Store erhältlich.