ft verlangsamen Passanten ihren Schritt, wenn sie am Schaufenster vorbeigehen. Die bunten Figuren, urigen Bergschuhe oder alten Bücher erhaschen ihre Aufmerksamkeit. Manchmal steht Andrea Peer dann im Geschäftsraum, hinter dem Vorhang der Auslage, und lässt ihren Blick über die Regale und Stellagen des ehemaligen Lebensmittelgeschäfts und Friseursalons streifen. Hier, in der Pradler Straße 50, stehen Erinnerungsstücke aus ihrer Kindheit und Jugend wohlgeordnet nebeneinander. Auch Werkzeug und Schuhe ihres Partners und ehemaligen Schusters Walter bewahrt sie hier auf, und viele andere Gegenstände, die sie zeit ihres Sammlerlebens auf Flohmärkten erstanden hat. Sie überlegt, was davon demnächst besonders gut in ihrer Auslage harmonieren könnte und welche Geschichten das Schaufenster erzählen soll.
Walter unterstützt sie dabei: „Wichtiges ist den Leuten unwichtig, und Unwichtiges wiederum wichtig“, meint er. Viele glauben, sie betrieben ein Geschäft, weil sich mittlerweile alles nur ums Geld drehe. Aber nicht bei ihnen beiden, nicht bei Walter und Andrea. Zwar wollten sie hier vor etwa elf Jahren eine Schusterei eröffnen, doch habe er feststellen müssen, dass die Schuhkultur, wie Walter sagt, „so verkommen ist“, dass er nichts mehr ausrichten könne. Jetzt ist es ein Hobbyraum mit einem Schaufenster, das dank Andrea alle paar Wochen sein Erscheinungsbild ändert und den Passanten einen Blick in eine schöne alte Welt gewährt – und zumindest den ein oder anderen hektisch vorbeieilenden Schritt für wenige Augenblicke wohltuend verlangsamt.
Wichtiges ist den Leuten unwichtig, und Unwichtiges wiederum wichtig“