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AUGUST 2018

Hartes Pflaster

Vor allem im Sommer sind Straßenmusiker aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Doch auch hier ändern sich die Zeiten: Neue Regeln und neue Protagonisten – Innsbrucks Straßenmusikszene hat sich gewandelt.

Fotos: Axel Springer

Wo darf musiziert werden?

 

1. Nordseitig vor der Annasäule

 

2. Vor der Spitalskirche (nicht von 18 bis 19 Uhr aufgrund der Messfeier)

 

3. Vor dem Stadtturm

 

4. Kreuzung Kiebachgasse / Seilergasse

 

5. Franziskanerplatz 

Wann darf musiziert werden?

 

1. März bis 15. Oktober

 

Dienstag bis Sonntag 14 – 15, 16 – 17 und 18 – 19 Uhr (nicht vor der Spitalskirche)

 

1. Juni bis 1. September: zusätzlich freitags, samstags und sonntags
20 – 21 Uhr

 

Montag ist Ruhetag

„Die hohen Genehmigungskosten schrecken viele junge Musiker ab, das ist schade.“

Arian Kindl
W

enn Arian Kindl, allein oder mit Bandkollegen, vor der Annasäule einen Song spielt, geht es eher um Visitenkarten als um klingende Münzen im Gitarrenkoffer. „Bei fast jeder Straßenmusik-Session fragen uns Passanten, ob wir bei einem Geburtstag, bei einer Hochzeit, in einem Hotel oder bei einer Veranstaltung spielen wollen. Fast immer ergibt sich daraus tatsächlich ein Auftritt.“ Arian erklärt sich das Interesse vor allem mit der Musikrichtung, der er sich seit einigen Jahren verschrieben hat.

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„Mit meiner Band ‚Hot Club du Nax‘ spiele ich vor allem alte Lieder aus den 1920ern bis 1940ern. Manche sind Jazz-Standards, manches ist an den Begründer des Gypsy Jazz, Django Reinhardt, angelehnt, ich spiele aber auch moderne Pop-Adaptionen. All das kommt gerade sehr gut an. In Innsbruck hat sich schon so etwas wie eine Swingtanz-Szene etabliert.“ Ein Straßenmusikant braucht laut Arian viel Mut. „Dadurch, dass es keine Bühne gibt, hast du als Straßenmusikant viel Nähe und Kontakt zu den Menschen. Das kann schön sein, aber wenn Betrunkene plötzlich mitspielen wollen, wird’s natürlich nervig.“  

Freude an luftige Tönen.

Den ganzen Juli lang ist Arian mit „Hot Club du Nax“ durch Österreich und Süddeutschland getourt. Dabei haben sie bei Veranstaltungen gespielt, aber auch immer wieder auf der Straße.

„Mit der Straßenmusik können wir Werbung für unsere Veranstaltungsauftritte machen, sehen es aber gleichzeitig als Freiluft-Bandprobe und haben einfach viel Spaß daran.“ Das Gitarrespielen hat sich der 25-Jährige als Jugendlicher selbst beigebracht. Dabei ist die Straßenmusik für ihn eine gute Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Auch seine inzwischen gut gebuchte Band hat über Straßenmusik-Kontakte zusammengefunden. 

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Für Arian ist Innsbruck ein gutes Pflaster für Straßenmusik. „Auch wenn wir viel in anderen Städten unterwegs sind, spielen wir immer wieder gern in unserer Heimatstadt. Wir sparen uns die Fahrtkosten und dadurch, dass es so viel Tourismus in Tirol gibt, ergeben sich für uns immer wieder interessante Auftrittmöglichkeiten, zum Beispiel in Hotels.“ Die Verdienstmöglichkeiten als Straßenmusikant variieren stark, stehen für Arian aber nicht im Vordergrund. „An einem lauen Sommerabend ist es schon mal passiert, dass wir 130 Euro pro Person in der Stunde verdient haben, aber das ist eher die Ausnahme.“ Ab und zu trifft Arian auf der Straße Bekannte, die Ansichten zu seiner Straßenmusik sind dabei unterschiedlich. „Einige meinen: Der Arme muss auf der Straße spielen. Aber die meisten haben kein Problem damit. Meine Familie hat mich sowieso immer unterstützt.“ Beruflich hat der Innsbrucker schon vieles ausprobiert.

„Einige meinen: Der Arme muss auf der Straße spielen. Aber die meisten haben kein Problem damit.“

Arian Kindl

„Die Überreglementierung ist typisch für eine Provinzstadt.“  

Felix Rauch, StreetNoise-Orchestra

Ums Provozieren geht es den Musikern nicht, im Gegenteil, sie wollen gute Stimmung verbreiten und bei Demonstrationen, wie etwa anlässlich des EU-Gipfels Mitte Juli, erhitzte Gemüter beruhigen. Um Anrainer nicht zu stören, spielen sie immer nur kurz am selben Ort und sind beim Musizieren viel unterwegs.

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„Es gehört zu unseren selbst auferlegten Aufgaben, den öffentlichen Raum unvermittelt zu bespielen. In anderen Städten wird Straßenmusik als Kunstform verstanden, da wird das deutlich besser geregelt als in Innsbruck. Vor kurzem haben wir nachts in Rom gespielt, das hat keinen gestört“, erklärt Fabio. Das StreetNoise-Orchestra ist immer wieder im Ausland unterwegs und spielt dort mit anderen Streetbands. Einmal wöchentlich trifft sich die Gruppe in einem Probenraum in der Jungen Talstation (alte Hungerburg-Talstation). Musiker mit tragfähigen Instrumenten sind jederzeit willkommen. Denn eines ist allen Musikliebhabern klar: „Wo man singt, da lasse dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“

Hartes Pflaster

REBELLEN AUF DER STRASSE. 

Das StreetNoise-Orchestra trifft sich wöchentlich in einem Probenraum in der Jungen Talstation.

Hartes Pflaster
Hartes Pflaster
Hartes Pflaster
Hartes Pflaster
Hartes Pflaster