Wo darf musiziert werden?
1. Nordseitig vor der Annasäule
2. Vor der Spitalskirche (nicht von 18 bis 19 Uhr aufgrund der Messfeier)
3. Vor dem Stadtturm
4. Kreuzung Kiebachgasse / Seilergasse
5. Franziskanerplatz
Wann darf musiziert werden?
1. März bis 15. Oktober
Dienstag bis Sonntag 14 – 15, 16 – 17 und 18 – 19 Uhr (nicht vor der Spitalskirche)
1. Juni bis 1. September: zusätzlich freitags, samstags und sonntags
20 – 21 Uhr
Montag ist Ruhetag
Wie darf musiziert werden?
Die Gruppe darf höchstens vier Leute umfassen.
Die Genehmigung wird in einer Woche an höchstens vier Musikgruppen gleichzeitig erteilt.
Keine Genehmigung gibt es für das Musizieren mit Blechblas- und Schlagwerkinstrumenten.
Außerdem nicht erlaubt sind elektronische Verstärker und Podeste.
„Die hohen Genehmigungskosten schrecken viele junge Musiker ab, das ist schade.“
Arian Kindl
enn Arian Kindl, allein oder mit Bandkollegen, vor der Annasäule einen Song spielt, geht es eher um Visitenkarten als um klingende Münzen im Gitarrenkoffer. „Bei fast jeder Straßenmusik-Session fragen uns Passanten, ob wir bei einem Geburtstag, bei einer Hochzeit, in einem Hotel oder bei einer Veranstaltung spielen wollen. Fast immer ergibt sich daraus tatsächlich ein Auftritt.“ Arian erklärt sich das Interesse vor allem mit der Musikrichtung, der er sich seit einigen Jahren verschrieben hat.
//„Mit meiner Band ‚Hot Club du Nax‘ spiele ich vor allem alte Lieder aus den 1920ern bis 1940ern. Manche sind Jazz-Standards, manches ist an den Begründer des Gypsy Jazz, Django Reinhardt, angelehnt, ich spiele aber auch moderne Pop-Adaptionen. All das kommt gerade sehr gut an. In Innsbruck hat sich schon so etwas wie eine Swingtanz-Szene etabliert.“ Ein Straßenmusikant braucht laut Arian viel Mut. „Dadurch, dass es keine Bühne gibt, hast du als Straßenmusikant viel Nähe und Kontakt zu den Menschen. Das kann schön sein, aber wenn Betrunkene plötzlich mitspielen wollen, wird’s natürlich nervig.“
Freude an luftige Tönen.
Den ganzen Juli lang ist Arian mit „Hot Club du Nax“ durch Österreich und Süddeutschland getourt. Dabei haben sie bei Veranstaltungen gespielt, aber auch immer wieder auf der Straße.
„Mit der Straßenmusik können wir Werbung für unsere Veranstaltungsauftritte machen, sehen es aber gleichzeitig als Freiluft-Bandprobe und haben einfach viel Spaß daran.“ Das Gitarrespielen hat sich der 25-Jährige als Jugendlicher selbst beigebracht. Dabei ist die Straßenmusik für ihn eine gute Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Auch seine inzwischen gut gebuchte Band hat über Straßenmusik-Kontakte zusammengefunden.
//Für Arian ist Innsbruck ein gutes Pflaster für Straßenmusik. „Auch wenn wir viel in anderen Städten unterwegs sind, spielen wir immer wieder gern in unserer Heimatstadt. Wir sparen uns die Fahrtkosten und dadurch, dass es so viel Tourismus in Tirol gibt, ergeben sich für uns immer wieder interessante Auftrittmöglichkeiten, zum Beispiel in Hotels.“ Die Verdienstmöglichkeiten als Straßenmusikant variieren stark, stehen für Arian aber nicht im Vordergrund. „An einem lauen Sommerabend ist es schon mal passiert, dass wir 130 Euro pro Person in der Stunde verdient haben, aber das ist eher die Ausnahme.“ Ab und zu trifft Arian auf der Straße Bekannte, die Ansichten zu seiner Straßenmusik sind dabei unterschiedlich. „Einige meinen: Der Arme muss auf der Straße spielen. Aber die meisten haben kein Problem damit. Meine Familie hat mich sowieso immer unterstützt.“ Beruflich hat der Innsbrucker schon vieles ausprobiert.
Er hat als Dachdecker oder auch als Kassier gearbeitet, für kurze Zeit hat er Jus und Wirtschaftsrecht studiert. Um möglichst viel Zeit für die Musik zu haben, arbeitet er derzeit zwei Tage pro Woche in einer Waschstraße.
Penible Regelungen.
Seit 2017 hat Innsbruck neue Regelungen für Straßenmusiker. „Vor einigen Jahren gab es eine Bettelmusiker-Welle, damals hat kaum ein Straßenmusiker ein Instrument spielen können. Es war somit höchste Zeit für neue Regeln“, erklärt Elmar Rizolli, Leiter des Amts für allgemeine Sicherheit der Stadt Innsbruck. Rizolli ist Kopf der Mobilen Überwachungsgruppe (MÜG), die auf die Einhaltung der Straßenmusikregelungen achtet. Die alte Regelung besagte, dass mindestens jede halbe Stunde der Standort gewechselt werden muss. Laut Rizolli war das nicht kontrollierbar, daher gibt es seit einem Jahr leichter exekutierbare Vorschriften. Straßenmusiker können in Innsbruck dreimal nachmittags, außer montags, um 14, 16 und 18 Uhr für je eine Stunde spielen. Ein Straßenmusik-Auftritt muss wie eine Veranstaltung angemeldet werden, hier unterliegt man dem Veranstaltungsgesetz des Landes. Die Gebühr beträgt 64,30 Euro pro Woche und muss bei Abholung des Bescheids beim Amt für allgemeine Sicherheit und Veranstaltungen in der Museumstraße bar bezahlt werden.
„Einige meinen: Der Arme muss auf der Straße spielen. Aber die meisten haben kein Problem damit.“
Arian Kindl
„Die hohen Genehmigungskosten schrecken viele junge Musiker ab, das ist schade“, sagt Arian. Er wünscht sich Plätze in Innsbruck, an denen Musiker ohne Genehmigung spielen dürfen. Amtsleiter Elmar Rizolli zeigt sich mit der neuen Verordnung „zufrieden“. Die Qualität der Straßenmusik habe sich gesteigert, Beschwerden von Anrainern gebe es höchstens ein- bis zweimal im Monat.
Straßenmusik-Rebellen.
„Die Überreglementierung ist typisch für eine Provinzstadt“, wettert Felix Rauch, Instrumentenbauer und Bandmitglied vom StreetNoise-Orchestra. Die aus derzeit 24 Musikern bestehende Gruppe bezeichnet sich selbst als Activist Streetband und spielt oft bei Kundgebungen oder Straßenfesten. Um Genehmigungen suchen sie nicht an. „Nachdem es keine Verordnung gibt zum Thema Straßenmusik, gilt für uns das entsprechende Landesgesetz. Wir machen Straßenkunst und für die braucht es laut Landesgesetz keine Genehmigung“, erklärt Musiker und Student Fabio Schafferer.
„Die Überreglementierung ist typisch für eine Provinzstadt.“
Felix Rauch, StreetNoise-Orchestra
Ums Provozieren geht es den Musikern nicht, im Gegenteil, sie wollen gute Stimmung verbreiten und bei Demonstrationen, wie etwa anlässlich des EU-Gipfels Mitte Juli, erhitzte Gemüter beruhigen. Um Anrainer nicht zu stören, spielen sie immer nur kurz am selben Ort und sind beim Musizieren viel unterwegs.
//„Es gehört zu unseren selbst auferlegten Aufgaben, den öffentlichen Raum unvermittelt zu bespielen. In anderen Städten wird Straßenmusik als Kunstform verstanden, da wird das deutlich besser geregelt als in Innsbruck. Vor kurzem haben wir nachts in Rom gespielt, das hat keinen gestört“, erklärt Fabio. Das StreetNoise-Orchestra ist immer wieder im Ausland unterwegs und spielt dort mit anderen Streetbands. Einmal wöchentlich trifft sich die Gruppe in einem Probenraum in der Jungen Talstation (alte Hungerburg-Talstation). Musiker mit tragfähigen Instrumenten sind jederzeit willkommen. Denn eines ist allen Musikliebhabern klar: „Wo man singt, da lasse dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“