Update
Mit Anfang September „bereicherte“ ein dritter E-Scooter-Verleiher, Hive, das Innsbrucker Stadtbild. Die 6020-Testcrew konnte Hive-Roller beim Test Mitte August noch nicht berücksichtigen, da sie weder angekündigt waren, noch zum Testen bereit standen.
Inzwischen hat sich Hive wieder aus Innsbruck zurückgezogen.
ier“ und „Circ“ sind die beiden einzigen derzeit in Innsbruck stationierten Anbieter von Verleih-E-Scootern: ein Umstand, der dem strengen Akkreditierungskatalog der Stadtverwaltung geschuldet sein dürfte. Aus Testersicht ist das ein Glücksfall: Müssen doch nicht acht Modelle verschiedener Anbieter verglichen werden (wie es in Wien derzeit der Fall wäre), sondern nur zwei.
Schnell auf Schiene.
Zunächst zu den Gemeinsamkeiten: Der einmalige Anmeldevorgang dauert sowohl bei Tier als auch bei Circ nicht länger als drei Minuten. Unmittelbar danach lassen sich die E-Scooter problemlos per App starten und zu überschaubaren Kosten mieten. Beide Modelle halten die maximale Höchstgeschwindigkeit von 18 km/h genau ein und machen beim schweißfreien Radfahrer-Necken in voller Fahrt richtig Laune. Auch beim Abzug schenken sich die Geräte von Tier und Circ nichts: Keiner fährt dem anderen davon.
//Selbsterklärend und intuitiv fahrbar sind die E-Scooter beider Anbieter dennoch nicht, umso weniger, wenn man der Generation angehört, die Woodstock noch hätte live miterleben können. Deshalb empfiehlt 6020-Testchef Walter M. für seine Altersgruppe auch, vor der ersten E-Scooter-Fahrt im Straßenverkehr einige ausgedehnte Testrunden am abgesperrten Parkplatz zu absolvieren, damit die kippelige Kurvenlage später nicht zum uneleganten Malheur auf feuchten Straßenbahnschienen führt.
Fesch, aber kompliziert.
Um zu sehen, wo sich die Scooter-Spreu vom Weizen trennt, lassen wir gleich noch einmal Walter M. zu Wort kommen: „Der Circ-Scooter fährt auf größeren Rädern und lässt sich damit ruhiger bewegen als der Tier-Scooter. Auch beim Bremsen hat das Circ-Modell mit seiner Handbremse sowohl was Bedienbarkeit als auch was die Länge des Bremsweges betrifft, klar die Nase vorn. Für den Tier-Scooter mit seiner Hinterrad-Fußbremse und Vorderrad-Tastenbremse braucht es nicht nur eine längere Eingewöhnungszeit, bis man versteht, wie es funktioniert. Tier ist auch was die Bremsperformance betrifft nicht auf dem Niveau des Circ-Scooters. Ein weiteres Plus des Geräts ist die um einige Zentimeter höhere Bodenfreiheit. Zudem lässt sich der Circ-Scooter leichter aus dem Sleep-Modus erwecken, wenn man ihn einmal kurz abgestellt hat: Orange-Schwarz ist hier ganz klar mein Favorit!“
Software ausbaufähig.
Viel zu ergänzen bleibt da Co-Tester Klaus E. auf dem Tier-Scooter nicht mehr. Auch er empfindet die Circ-Bedienung intuitiver und flucht nicht nur einmal, wenn der Tier-Scooter auch nach mehrmaligem Antreten erst viel zu spät in die E-Gänge kommen will: Möglicherweise ein Defekt des Testgeräts, das sich aber in abgeschwächter Form bei einem weiteren Tier-Gerät wiederholt. Als bekennender Radfahrer hat Klaus insgesamt weniger Probleme mit Straßenzuständen, die leichte Gewichtsverlagerung und etwas Balancegefühl erfordern, fühlt sich aber ähnlich wie Walter am Circ-Scooter besser für die städtische Kurvenhatz gewappnet.
//So ganz ungeschoren kann Klaus den Circ-Scooter dennoch nicht davonkommen lassen: „Die Tier-App ist intuitiver zu bedienen, eine km/h-Anzeige wie die am Circ-Scooter ist bei 18 km/h Höchstgeschwindigkeit entbehrlich und vergrößert das Ablenkungsrisiko. Vor allem aber ist es mühsam, wenn sich ein Circ-Scooter erst gar nicht mehr abmelden lässt und die App dem Nutzer trotz „unser Fehler“-Nachricht die verstreichenden Minuten bis zur Behebung des Problems in Rechnung stellt.
//Was schlussendlich bleibt, ist die Erkenntnis, dass trotz aller (Anfangs-)Probleme das E-Scootern innerstädtisch gewaltig viel Spaß macht. Als Autoersatz, wie der E-Scooter von seinen Verleihern angepriesen wird, muss er sich allerdings einer besseren Alternative geschlagen geben: Ein Fahrrad ist nicht nur leistungsfähiger, sicherer und gesünder, es müssen dafür auch keine Akkus produziert und entsorgt werden, außer ... Aber das steht auf einem anderen Blatt Papier.
Fragen an die Verleiher:
300 Scooter suchen ein Zuhause
Wie viele Ihrer Scooter gibt es derzeit in Innsbruck? Severin Götsch, Tier: Entsprechend der städtischen Regulierung 150 Scooter.
//Philip Auer, Circ: Derzeit 150.
Was geschieht mit den nicht mehr funktionierenden Rollern? Tier: Sie dienen als Ersatzteilspender. Batterien sammeln wir und führen sie zum gegebenen Zeitpunkt dem besten Recyclingkreislauf zu, den der Markt dann zu bieten hat.
//Circ: Wir führen Komponenten der Wiederverwertung zu. Zudem verpflichten wir uns zum zertifizierten Recycling. Wir haben auch ein geschlossenes Programm für das Recycling von Batterien definiert.
Welche Benutzerdaten werden gesammelt, was geschieht mit den Daten? Tier: Wir erheben ausschließlich servicerelevante Daten, die anonymisiert gespeichert werden. Darüber hinaus haben wir ein Data-Security-Team, dessen einzige Aufgabe es ist, den gesetzeskonformen Umgang mit diesen Daten sicherzustellen. Allgemeine Daten – etwa die Anzahl an Fahrten oder andere für die Stadtverkehrsplanung relevante Kennzahlen – teilen wir auf Wunsch mit der Stadtverwaltung. Benutzerbezogene Daten werden in keiner Weise an Dritte weitergegeben.
//Circ: Wir sammeln nur die Daten, die für unsere Kunden notwendig sind, um Scooter zu finden, Fahrten einzusehen und Zahlungen leisten zu können. Unsere Prozesse sind vollständig GDPR-konform und wir verkaufen keine Daten an Dritte.
Wer haftet, wenn ein Tier-Scooter falsch abgestellt wurde? Tier: Wir sind für diese Fälle versichert.
//Circ: Circ übernimmt die Haftung.
Reklamation bei falsch abgestellten Rollern: Tier: Tel.: 43 (0)720/11 66 33 (wird gerade eingerichtet) • Circ: Tel.: 43 (0)720/11 50 23 E-Mail: [email protected]