Heimweh nimmt viele Formen an.
Während einer seinen Nachbarn vermisst, den er früher täglich, mittlerweile aber so gut wie nie mehr zu Gesicht bekommt, ist es bei dem anderen die Sprache, deren Klang er nur noch selten wahrnimmt. Bei einem dritten kann es sich sogar beim Einkaufen äußern: Betritt er zum Beispiel, zig Kilometer von seiner eigenen Heimat entfernt, ein Geschäft, in dem Produkte verkauft werden, die er fast vergessen hat, fühlt er sich in eine andere Zeit und oftmals auch an einen anderen Ort versetzt. Mit sehnsüchtigen Augen streift er über die Schrift und nimmt die Verpackung fast mit Andacht in die Hand, als ob er pietätlos handle, wenn er sie einfach nur in den Einkaufskorb werfen würde.
Kabul Market
Amraserstraße 48
Dass Afghanen gerne Mandeln, Pistazien und Nüsse aller Art essen, verrät einem schon ein flüchtiger Blick in die Auslage des Kabul Markets in der Amraser Straße. Hier trifft man Salem, der entspannt hinter einem Tisch sitzt, Tee trinkt und afghanischen Honig (mit Mandeln oder Pistazien) isst.
Salem stammt aus Masar-e Sharif, einer Stadt im Norden Afghanistans.
Wegen des Kriegs ist er 2009 aus seiner Heimat geflüchtet und arbeitet seit 2015 im kleinen afghanischen Supermarkt in Pradl. Neben den Knabbereien findet man hier auch Reis, Rosinen, Kichererbsen und viele Gewürze, die in der afghanischen Küche unentbehrlich sind. Besonders beliebt ist der gebrannte Zucker, der in Afghanistan gerne zum Tee gereicht und als Nachspeise auch mit Nüssen, Pistazien oder Mandeln gemischt wird.
Asia Food Market
Südtiroler Platz 5
Etwa 1.000 Produkte haben nach eigener Auskunft Jiang und ihr Ehemann Zheng im Asia Food Market am Bahnhof anzubieten. Vom Bier aus Korea über Gewürze aus Indien bis zu Reisnudeln aus China findet man hier fast alles, was man für fernöstliche Küche braucht.
Jiang und Zheng kommen aus Wenzhou, einer Stadt an der Ostküste Chinas. Jiang lebt seit 1999 in Innsbruck.
Als ihr Ehemann Zheng 2009 dazukam, eröffneten sie das Lebensmittelgeschäft am Bahnhof. „Reis ist bei uns mit Abstand das wichtigste Lebensmittel“, verrät Inhaberin Jiang. Er werde nämlich zu allen drei Mahlzeiten am Tag gegessen. Außerdem seien Gewürze sehr wichtig. Jiang selbst kocht zuhause am liebsten mit Sternanis und Zimt.
Salama Shop
Sterzingerstraße 10
Da Somalia an der Küste Ostafrikas liegt, prägen viele Einflüsse aus Asien seine Küche. Im Shop von Yusuf in der Sterzinger Straße findet man Gewürze, mit denen Reis und Hühnchen zubereitet werden – zwei Zutaten, ohne die fast kein somalisches Gericht bestehen kann.
Seinen Salama Shop betreibt Yusuf seit zweieinhalb Jahren. Gebürtig ist er aus Afgooye, einer Stadt in unmittelbarer Nähe von Mogadishu, der Hauptstadt Somalias.
Die Lebensmittel kaufen hauptsächlich Kunden aus Afrika, die hier Produkte finden, die sonst schwer zu bekommen sind. So sind hier nicht nur Limonadensirups, die in Somalia sehr beliebt sind, zu finden, sondern auch spezielles Kaffeepulver, mit Ingwer, Cardamom und Zimt gewürzt. Dieses wird in Somalia einfach mit kochendem Wasser aufgegossen und getrunken.
Il Gusto
Maria-Theresien-Straße 46
Wer Italiener kennt, weiß, dass die Lebensmittel, die es außerhalb Italiens zu kaufen gibt, für sie höchstens ein schwindliger Abklatsch von dem sind, was sie daheim bekommen. Umso wichtiger für sie ist es, einen Ort in der Stadt zu haben, an dem sie sich heimisch fühlen und das bekommen, wonach sie gerade suchen – und meistens noch mehr. Denn hier wird man gefragt, was man denn zu kochen gedenkt, und erhält eine Extraportion von dem und eine von jenem.
Seit 1998 betreiben Leonardo, Antonio und Carlo das Il Gusto in der Maria-Theresien-Straße. Neben Touristen wissen auch viele Einheimische das kleine Stück Italien zu schätzen, dass die Pugliesi hier errichtet haben.
Im Il Gusto wird man auf Italienisch begrüßt, während man nach Produkten sucht, die so nicht in jedem Supermarkt zu finden sind. Ob Olivenöl, Nudeln oder Schinken: Die drei Brüder versichern einem, dass man, egal worauf man zeigt, etwas Einzigartiges erhält.
Iran Markt
Colingasse 9
„Reis ist nicht einfach nur Reis“, sagt Rezah, Verkäufer im Iran Markt. Rezah, der in Shiras im Iran geboren wurde, lebt mittlerweile seit acht Jahren in Österreich. Einen richtigen Perser erkenne man vor allem daran, dass er bereit ist, lange nach dem richtigen Reis für sein Gericht zu suchen. Das Lebensmittel gehört absolut zu jedem Gericht.
Seit 2018 kann jeder, der auf der Suche nach dem richtigen Reis ist, in die Colingasse, Ecke Bürgerstraße, einkehren und sich beraten lassen.
Neben dem besagten Reis, der eine eigene Wissenschaft zu sein scheint, findet man hier auch andere orientalische Produkte wie getrocknete Feigen, Rosinen sowie eingelegtes Gemüse (meist salzig oder sauer), das zu iranischen Eintöpfen serviert wird.
Nach dem Essen wird Tee getrunken und dazu Halva (hartgebrannter Zucker) serviert. Alkohol ist im Iran strikt untersagt. Jugendliche weichen daher gerne auf einen Malzsaft aus, der ähnlich schmeckt, aber keinen Alkohol enthält.