Toskana
(Viaduktogen 12)
Rebecca:
Irgendwann letztes Jahr ist an diesem Ort etwas Magisches passiert – hier hab ich die beste Pizza ever gegessen! Ich schwör’s! Und heute? Magische Momente lassen sich wohl nicht wiederholen, aber die Salamipizzaschnitte im Toskana schmeckt! Die Portion ist ordentlich – vor allem um 3,5 Euro –, dünner und knuspriger Boden, gute Salami und das Ganze nicht zu fettig. „Pizzaaaaaaaaa, Pizzaaaaaaaaa, Pizzaaaaaaaaa!“
Haris:
„Geil, geil, einfach nur geil“, antworte ich Rebecca, als sie mich nach dem ersten Bissen fragt, wie ich den Kebab finde. Ich lass mich von der an meinem Handrücken runterrinnenden Sauce nicht beirren. Ich stelle mir vor, wie das Fleisch und das zarte Brot den Alkohol in meinem Magen aufsaugen werden und wie ich am nächsten Morgen (in wenigen Stunden) fit wie ein Turnschuh in einen neuen Tag und zu neuen Entdeckungen aufbrechen werde. Die 4,5 Euro sind jedenfalls gut investiertes Geld.
Lisa:
Hier ist vermutlich ein Geständnis angebracht: Ich war vor diesem Abend noch nie im Toskana, habe noch nie die laut Rebecca „legendären!“ Pizzaschnitten probiert oder einen Becher Ben & Jerry’s um sagenhafte 9 Euro gekauft. Wie betrunken muss man wohl sein, um das zu tun? Dann landet eine riesige Pizzaschnitte mit Spinat in meinen Händen und vertreibt jeden Gedanken an Eiscreme. Sie sieht überraschend appetitlich aus. Mein Eindruck nach dem ersten Bissen: „Überraschend okay!“ Beim zweiten Bissen dann schon ziemlich geil. Vielleicht hat Rebecca doch manchmal Recht.
NÜCHTERN BETRACHTET
Rebecca:
Ich bleibe dabei. Die Pizzaschnitten im Toskana können genau das, was eine Pizzaschnitte soll: Gute Portion, guter Teig, guter und genau richtig verteilter Käse und gute Salami. Einfach gut.
Lisa:
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer: Am Nachmittag schmeckt sie sogar noch ein bisschen besser, weil sie wirklich vor unseren wachsamen Augen zubereitet und frisch aus dem Ofen serviert wurde.
Haris:
Ein ordentlicher Döner besteht aus selbstgemachtem Brot, frischem Gemüse, einer guten Sauce und kross gegrilltem Fleisch (davon am besten viel). All diese Kriterien erfüllt der Toskana-Döner.
Il Dottore
(Kaiserjägerstraße 1)
Rebecca:
Ich bestelle einen Falafel-Dürüm und finde sowohl das Wort Falafel als auch das Wort Dürüm zum ersten Mal in meinem Leben witzig. Das Ding ist riesig, was ich gerade toll finde. Genauso toll finde ich, dass ich mich gegen Zwiebel entschieden habe – wenn ich mir Haris Bosna anschaue … Bosna – auch ein lustiges Wort.
Haris:
Find ich übrigens auch. Bosna ist ein lustiges Wort, und zwar eins von jenen, bei denen man nicht weiß, ob es die oder der Bosna heißt, weshalb ich einfach nur Bosna sage und auf die restlichen Fragen vom „Dottore“ nur nicke. Beißt man in die eine Seite, schmeckt man die würzige Wurst. Auf der anderen Seite knacken die (zu vielen) Zwiebeln. Am nächsten Tag zu Mittag merke ich, dass ich immer noch wie ein Onionring rieche, obwohl ich in der Zwischenzeit zweimal duschen war.
NÜCHTERN BETRACHTET
Rebecca:
Der Falafel-Dürüm kann auch nüchtern betrachtet was. Zwei würzige Falafel, frischer Salat, zwei Couscous-Mischungen, Tomaten und zwei frische, milde Saucen – und das um 4,50 Euro. Nüchtern ist mir der Dürüm aber tatsächlich zu viel, und er hätte auch ein wenig länger im Ofen bleiben dürfen – der Fladen ist leider gar nicht knusprig.
Haris:
Leider ist das Brot nicht frisch und die Wurst ist ziemlich mickrig. Wie ich mir bereits nach der Erfahrung mit Alkohol gedacht habe, wiegt die Unmenge an Zwiebeln diesen Umstand nicht auf. Hätte ich doch lieber was anderes bestellt. Die 3,50 Euro wären besser angelegt gewesen.
Kaiserstube
(Museumstraße 31)
Rebecca:
Mit den kaiserlichen Häuptern an der Wand und dem Kellner mit Wiener-Kaffeehaus-Charme komme ich mir gerade wahnsinnig deplatziert vor. Aber dann kommt ein Cordon bleu (16,90 Euro), das so groß ist wie mein Gesicht, und alles andere ist mir egal. Auf dem Weg habe ich noch überlegt, ob ich Kasspatzln essen soll und in meinem Kopf eine Liste erstellt, warum der Esel der beste Winnie-Pooh-Charakter ist, gerade bin ich mit meiner Wahl sehr zufrieden (in Hinblick auf das Cordon bleu und den Esel).
Haris:
Spareribs zum Frühstück – ich habe Kevin Spacey in der ersten Staffel von House of Cards immer dafür beneidet. Nun sitze ich hier und habe gerade „Rippelen“ bestellt, wie mich der Kellner höflich gekonnt ausbessert. Frühstück ist es zwar nicht, Abendessen aber auch schon lange nicht mehr. Ich bin betrunken und kann dem Kellner dennoch nicht sagen, dass das die besten Spareribs sind, die ich je gegessen habe. Es wäre einfach gelogen. Sie sind nämlich zäh, trocken und langweilig gewürzt. Das Knoblauchbrot und der Salat sind aber der Hammer.
Lisa:
Es ist überraschend wenig los, als ich mir mitten in der Nacht unter den Argusaugen von Sissi und Franz Kasspatzln (7,90 Euro) bestelle. Die Kaiserin, die sich bisweilen nur von Veilchensorbet ernährt haben soll, hat sich vermutlich in genau diesem Moment im Grab umgedreht, das ist mir allerdings ziemlich egal – ich habe Hunger, okay? Die Kasspatzln sind in dem Moment genau das Richtige: Sie schmecken, und sie machen mehr als satt. Es könnte aber durchaus mehr Käse drin sein – es ziehen sich nicht mal Fäden.
NÜCHTERN BETRACHTET
Rebecca:
Nüchtern machen das Ambiente und der freundliche Kellner mit Hemd und Weste mehr Sinn. Das Cordon bleu ist immer noch eine gute Wahl, Preiselbeeren, Ketchup und Mayo muss man extra bestellen – freiwillig bekommt man Sauce Tartare. Ich wage zu behaupten, dass das Cordon bleu aus der Fritteuse und nicht aus der Pfanne kommt, es ist aber nicht fettig, das Fleisch ist zart und der Käse würzig. Sauber!
Haris:
Ohne größere Vorfreude bestelle ich die Rippelen noch einmal. Doch schau da: Sie sind saftig, zart und man kann sie wunderbar essen. Langweilig gewürzt bleiben sie trotzdem. 18,50 Euro für die ganze Portion ist auch unter diesen Umständen ein stolzer Preis. Der Salat und das Knoblauchbrot sind auch nüchtern sehr gut.
Lisa:
Wieder ist die Portion mehr als ausreichend, aber dieses Mal scheint sich ein bisschen mehr Käse in die Schüssel verirrt zu haben, wie der Faden-Test zeigt. Nüchtern sind die Kasspatzln noch mächtiger als betrunken, aber die Spatzln sind weder zu weich noch zu fest und sie schmecken. Absolut solide Leistung.
Chilis
(Angerzellgasse 10)
Rebecca:
Lisa und Haris gegenüber behaupte ich, dass ich mich für die Salamipizzaschnitte entscheide, um sie mit der aus dem Toskana vergleichen zu können. Profi halt. Die Wahrheit ist, dass Salamipizza mein präferiertes betrunkenes Essen ist. Ich sehe aber sofort – und auch in meinem Zustand –, dass das Chili diesen Vergleich verlieren wird. Die Pizza ist fettig, die Salami pink und die Portion kleiner. Gegessen habe ich sie natürlich trotzdem.
Haris:
Beef Dürüm habe er gerade nicht, aber Chicken könne er anbieten. „Gerne“, sage ich und schau ihm beim Zubereiten zu – so wie jeder Besoffene es bei einem Dürüm tut. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, schmeckt aber unaufregend. Die Sauce ist fad, das Gemüse gatschig und das Fleisch nicht gut gegrillt. Zumindest unter Alkohol-einfluss kann mich der Dürüm nicht überzeugen. Kulinarisch fad, wird dann doch kurz für Aufregung gesorgt. Ein Typ verlässt zornig das Lokal und bezeichnet alle Anwesenden als „betrunkene, hungrige Arschlöcher“. Niemand widerspricht.
Lisa:
Bei Pommes (3,50 Euro) sollte nicht viel schiefgehen, denke ich, bis MEINE Portion einfach einer anderen Kundin gereicht wird. Höflich passiv-aggressiv frage ich, ob meine Pommes eh bald fertig sind, und schon wird eine neue Ladung in die Fritteuse gekippt – wo sie dann prompt vergessen wird und eine Ewigkeit einsam vor sich hin brutzelt. Soll ich einfach abwarten und riskieren, dass die Fritteuse in Flammen aufgeht? Ich frage dann doch nach und bekomme die Pommes kommentarlos serviert. Nach ihrem knapp 15-minütigen Ölbad sind sie aber so fettig und knusprig, dass man sie einfach nicht essen kann.
NÜCHTERN BETRACHTET
Rebecca:
Das Chili zu Mittag? Buchstäblich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Plötzlich gibt’s Tischservice, dort sitzt einer im Anzug, in der anderen Ecke jemand beim Zeitunglesen, das Lokal ist gut besucht. Und das Essen? Meine Pizzaschnitte schaut besser aus, der Käse ist besser verteilt, aber die Pizza ist immer noch ziemlich fettig und die Salami immer noch pink. Besser als zu Stoßzeiten betrunkenen Ansturms, aber wirklich gut geht anders.
Haris:
In der Mitte auseinandergeschnitten wird mir der Dürüm auf einem schwarzen Tablett serviert. Das Gemüse ist frisch und schmeckt wirklich gut, wobei das Hühnchen wieder mal nicht kross gegrillt ist, was wirklich wichtig wäre. Der Dürüm schmeckt ganz okay, zählt aber mit 5,90 Euro in der Branche eher zur oberen Preisklasse.
Lisa:
Mittags ist das Lokal echt eine komplett andere Welt, und zum Glück sind auch die Pommes im Tageslicht besser. Besser, aber noch lange nicht gut – sie sind zwar nicht zu Tode frittiert, aber trotzdem recht fettig und fast nicht gesalzen. Dafür gibt es ausreichend Ketchup und Mayonnaise, um das zu überdecken.