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OKTOBER 2018

Kino

Präsidentieller Gedächtnisschwund

„Waldheims Walzer“ ist ein unterhaltsam beängstigender Rückblick auf die österreichische Präsidentschaftswahl 1986 und österreichischer Kandidat für den Oscar 2019.

Foto: Ruth Beckermaann Filmprodukton
M

an kann alle Leute eine Zeit lang an der Nase herumführen und einige Leute die ganze Zeit, aber nicht alle Leute die ganze Zeit.“ Dieses Zitat Abraham Lincolns stellt Regisseurin Ruth Beckermann ihrem Dokumentarfilm „Waldheims Walzer“ über die umstrittene Wahl Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten 1986 voran. Was sie Waldheim damit vorwirft, ist nicht weniger, als in exponierter politischer Position bereits als UN-Generalsekretär die Weltöffentlichkeit belogen zu haben.

 Weltweiter Aufschrei

In den Siebzigerjahren fand der „kreati-
ve“ Umgang Waldheims mit der eigenen Vita noch wenig Beachtung. Das änderte sich, als er für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidierte. Ausgehend von einem „Profil“-Artikel und Veröffentlichungen der New York Times und des Jüdischen Weltkongresses wurde Waldheim 1986 eines „partiellen Gedächtnisverlustes“ überführt: Dass er am Balkan Ordonanzoffizier im Stab des später als Kriegsverbrecher hingerichteten Generals Alexander Löhr gewesen ist, verschwieg Waldheim ebenso wie seine Mitgliedschaft in der SA und im NS-Studentenbund. 

 

Waldheims Walzer Dokumentation. Österreich 2018. 93 Minuten. Regie: Ruth Beckermann