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OKTOBER 2018

Essen & Trinken

Früher war alles besser

Das Europastüberl als Schatten seiner selbst

Als kleine Hilfe für all diejenigen, die sich daran nicht mehr erinnern können: Das Europastüberl war einmal das Restaurant schlechthin in Innsbruck. Vor nicht einmal zehn Jahren wurden hier noch jeden Mittag und Abend Vertragsabschlüsse gefeiert, geheime Besprechungen abgehalten und wichtige Geschäfte bei einem guten Essen ausverhandelt. Qualität und Preise waren hoch, letztendlich den Gästen und der Wichtigkeit der Anlässe aber durchaus entsprechend.

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Heute ist von all dem Glanz nichts mehr übrig. Keinen Landeshauptmann, wenige Wirtschaftsbosse und kaum Bürgermeister gibt es mehr zu entdecken. Und das, obwohl sich der Ort für geheime Besprechungen besser eignet denn je. Denn man ist meist der einzige oder einer von wenigen Besuchern, wenn man die Nostalgiereise doch noch einmal antritt. Schade ist es um den altehrwürdigen Ort auch deshalb, weil es keinen legitimen Nachfolger gibt – die honorige Gästeschaft scheint sich einfach aufgeteilt zu haben. Die immer noch stattlichen Preise (z. B. Kalbswiener für 26 Euro) wirken jetzt natürlich überzogen und auch die Qualität lässt sich ohne Gäste nur schwer konstant halten. Unser Tipp: Innsbruck braucht noch Seminarräume.

Zeit ist Geld

Das Due Sicilie A Casa läuft zu gut.

„Fünf bis zehn Minuten“, so die Standard-Antwort im A Casa auf die Frage, wann die bestellte Pizza fertig sein wird. Und das ist auch nicht gelogen, wenn nicht viel los und der Pizzakoch gut drauf ist. Beim 6020-Besuch am Sonntagabend wurde der Rahmen aber deutlich gesprengt, selbst wenn man auf eine wirklich gute Pizza gerne ein bisschen länger wartet. Nach 36 Minuten waren die beiden Margherita fertig und haben vor lauter Warteärger gar nicht mehr so gut geschmeckt. Und wie es der menschliche Geist so will, kommen einem auch die 20 Euro dafür dann plötzlich teuer vor – vermutlich, weil man die vergeudete Lebenszeit im Geiste addiert. Deshalb unser Tipp: Bitte einfach ehrlich sagen, wie lange es dauert – diese „Lüge“ hat nämlich wirklich kurze Beine.

Herzlich Willkommen?

Der Konditorei AIDA aus Wien wird es nicht gerade leicht gemacht.

In Wien eine Institution, wollte die Konditorei AIDA auch mal außerhalb der Bundeshauptstadt ihr Glück versuchen. Die Wahl fiel auf Innsbruck, wo man sich gleich für den leerstehenden Pavillon bewarb. Die wohl optimale Location, könnte man meinen. Die Stadt als Eigentümer des Würfels sah das anders und vergab den Zuschlag an einen regionalen Betreiber und nicht an die Kette aus Wien. So ankerte AIDA in den Murauer-Räumlichkeiten in der Adamgasse. Für Touristen ein echter Geheimtipp, liegt sogar für Einheimische diese Location nicht gerade am Weg. Und wie es der Zufall so will, hat dieser Ort noch andere Nebeneffekte, die den Geschäftsstart nicht gerade einfacher machen: Immo-Eigentümer Raiffeisen will das Gebäude nämlich nächstes Jahr groß umbauen und konzeptionell verändern.

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Positiv könnte man sagen: Wer an diesem Ort mit Großbaustelle überlebt, kann es überall schaffen.

Ein Sommer wie damals

Der Lanser See fällt gastronomisch auch in der Nachsaison positiv auf.

Schwer romantisch, wild idyllisch – so lässt sich die Lage des Lanser Sees ganz gut beschreiben. Innsbrucks einziger Naherholungssee kostet den gemeinen Salzburger oder Kärntner wohl nur ein müdes Lächeln, für uns Innsbrucker ist er aber etwas ganz Besonderes. Seit der Renovierung 2016 ist viel passiert und der Lanser See inzwischen auch eine Ganzjahres-Eventlocation mit erfreulich frischer Gastronomie. Daniel Rhomberg bietet im Restaurant moderne Gerichte an, die das neue Credo des Sees würdig unterstreichen.

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Jetzt in der Nachsaison finden zwar nur noch ganz Mutige den Weg ins Wasser, aber rund um den See genießen dennoch viele ihre Freizeit. Freitag, Samstag und Sonntag hat dafür auch das Bistro beim Eingang von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Und nebst hausgemachtem Eistee und selbst gebrannten Mandeln kann man hier auch getrost den frischen Kuchen und selbst die Pommes empfehlen. Sechzigerjahre-Badeanstalt in wunderschönem Umfeld trifft auf kunstsinnige Renovierung und moderne Betreiber – eine wohl einmalige wie gelungene Mischung.