eizpilze, Schirme und Partyzelte werden in nächster Zeit wohl zum Erscheinungsbild Innsbrucks dazugehören. Wenn die Gastronomen entsprechende behördliche Genehmigungen einholen, dürfen sie nämlich auch während der kalten Monate im Freien ihre Kostbarkeiten kredenzen. Die Innsbrucker Politik kommt den Betrieben dabei auch finanziell entgegen: „Die Stadt wird heuer auf das in der Gastgarten-Richtlinie vereinbarte Entgelt verzichten, und es wird zusätzlich das Aufstellen von mit Strom betriebenen Heizpilzen erlaubt sein“, versichert Vizebürgermeister Johannes Anzengruber.
Die Gastronomen hätten somit in einer überaus schwierigen Zeit doch die Chance auf einen finanziellen Lichtblick. Dennoch bangen natürlich viele weiter, zumal die steigenden Infektionszahlen immer die Gefahr bergen, dass es noch zu wesentlichen Änderungen für die Gastronomie kommt.
Was nun die aus der Krise geborene Winter-Gastgarten-Regelung tatsächlich bringt, wird sich zum ersten Mal zeigen, wenn die Innsbrucker Christkindlmärkte eröffnen und somit der erste große Feldversuch für das neue Konzept der winterlichen Außengastronomie startet.
„Die Stadt wird heuer auf das in der Gastgarten-Richtlinie vereinbarte Entgelt verzichten.“
Vizebürgermeister Johannes Anzengruber
lles neu.
Der Sommelier Dietmar Pfister betreibt sowohl das Invinum in der Altstadt als auch das Vinum.In in der Markthalle und darf seinen Glühwein heuer erstmals auch im Freien anbieten. Obwohl noch nicht sämtliche Details geklärt sind, rechnet er damit, dass die neue Regelung für ihn durchaus zum Pluspunkt werden könnte und dass er alles in allem deutlich mehr seiner heißen Getränke an den Mann bzw. die Frau bringen wird als in den vergangenen Jahren. Einige Details bereiten dem Gastronomen aber noch Kopfzerbrechen: „Es ist noch nicht geklärt, wo genau ich meine Schirme und Heizstrahler in der Altstadt aufbauen kann. Ich darf ja zum Beispiel keine Feuerwehrzufahrt blockieren und so weiter.“
Dass Antworten seitens der Stadt und der Behörden auf solche Fragen recht lange auf sich warten lassen, ist für Pfister zwar lästig, aber auch verständlich, sind wir doch alle mit täglichen Änderungen im Bezug auf etwaige Coronamaßnahmen konfrontiert.
Studenten-Hotspot.
Erfahrung mit Außengastro in der kühlen Jahreszeit hat man dagegen beim Fischerhäusl. Den Studenten-Hotspot hinter dem Dom zu St. Jakob wird es auch heuer wieder geben – allerdings in abgeschwächter Form. Wo sonst im Stehen, teils direkt an der Bar und oft dicht aneinandergedrängt gegessen und vor allem getrunken wurde, wird es heuer einen „klassischen“ Gastgarten mit Sitzplätzen, Bedienung und Abstandsregeln geben.
Der Betreiber Thomas Weber ist zuversichtlich, dass das Fischerhäusl auch heuer wieder ein gemütlicher Treffpunkt für Studenten sein wird – nur eben mit coronabedingten Einschränkungen. Diese bringen Weber, der sehr wohl mit Umsatzeinbußen rechnet, aber nicht in Rage, sieht er sich doch in der Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Sicherheit seiner Gäste zu gewährleisten.
„Es wird heuer weniger Stände geben, aber trotzdem alles, was das Herz begehrt.“
Robert Neuner, Christkindlmarkt-Organisator
Entzaubert.
Einer, der ebenfalls schon Erfahrung mit Außengastronomie im Winter hat, kämpft indes mit großen Schwierigkeiten. Der Magic-Glühwein-Stand in der Altstadt wurde bis auf Weiteres behördlich geschlossen, wie man der Facebook-Seite des Magic entnehmen kann. Die Stadt Innsbruck in Person von Vizebürgermeister Anzengruber beruft sich auf Anfrage zwar auf den Datenschutz und die Magic-Betreiber konnte 6020 leider nicht erreichen, doch es scheint so, als wären diese von den Behörden dafür zur Rechenschaft gezogen worden, dass sich vor dem Glühwein-Buschenschank bereits nach der Eröffnung im Oktober gelegentlich große Ansammlungen formierten, bei denen Abstandsregeln keine große Rolle mehr spielten.
Christkindlmarkt neu.
Spätestens wenn am 15. November der Christbaum in der Altstadt aufgestellt ist, weiß man: Es weihnachtet schwer – auch in Pandemiezeiten. Die Bodenlöcher, die seit Monaten die Altstadt zieren, werden dann zugeschüttet und die Christkindlmarktstände aufgebaut sein. Es wird zwar deutlich weniger „Standln“ als in den vergangenen Jahren geben, aber trotzdem „alles, was das Herz begehrt“, versichert Robert Neuner von der Veranstaltungsfirma IAI, die in Kooperation mit der Stadt das Konzept für die Weihnachtsmärkte geplant hat.
Dieses sieht vor, dass die Marktgastronomie, wo immer es möglich ist, an die umliegenden Gastgärten, die nun eben praktischerweise geöffnet haben dürfen, ausgelagert wird. Dort, wo dies nicht möglich ist, wo also keine gastronomischen Betriebe vor Ort sind, sollen planmäßig vom Marktbetreiber selbst Gastronomiebereiche geschaffen werden, erklärt Neuner. Doch auch hierbei gilt voraussichtlich: Konsumation nur auf zugewiesenen Sitzplätzen und nicht – wie üblich – direkt am Stand. Heiße Maroni und Mandeln „to go“ soll es allerdings geben.
Mehr Platz und weniger Stände sind die Basis des „entschleunigten Konzepts“, wie man es bezeichnet. Auf vorangekündigte und größere Veranstaltungen, die einen unkontrollierbaren Besucherstrom nach sich ziehen könnten, wird heuer verzichtet.
Ob Innsbrucks Gastronomen womöglich aufgrund neuer Coronamaßnahmen noch mehr Zugeständnisse machen müssen, wird erst die Zukunft zeigen. Die Devise lautet jedenfalls: flexibel bleiben.
Personenzählung an den Christkindlmärkten
Im Rahmen des neuen Konzepts für die Christkindlmärkte wurde auch ein digitales Erfassungssystem eingerichtet, um die Besucherzahlen im Auge behalten zu können. Konkret heißt das, dass die ein- und austretenden Personen gezählt werden, sodass man zu jeder Zeit weiß, wie viele Menschen sich an welchen Orten in der Stadt aufhalten. Diese Zählung kann man auch von zu Hause aus abrufen. „Das ist uns ganz wichtig, dass wir den Leuten schon zu Hause mitteilen können, wie viele Leute in der Stadt sind, und sie sich nicht unnötig auf eine Reise machen müssen“, so Robert Neuner. Die Websites, über die nachgeschaut werden kann, wie viel in Innsbruck los ist, sind www.christkindlmarkt.cc, www.innsbruck.info und www.innsbruck.gv.at.