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MAI 2016

Die Generalprobe

Von 19. bis 21. Mai ist der IFSC Boulder Weltcup wieder zu Gast in Innsbruck. Heuer in der Olympiaworld – und damit größer und spektakulärer denn je.

Foto: Elias Holzknecht, Reini Fichtinger

Die Kletterstadt.

Seit 2010 ist Innsbruck regelmäßiger Host der Boulder-Weltcups und der Europameisterschaft im Klettern (2010 und 2015). Mittlerweile hat sich die Stadt als Gastgeber einen Namen gemacht. Michael Schöpf, ÖWK-Sportmanager und Event Director erklärt diese Entwicklung so: „Ich glaube, es ist die Gesamtmischung. Wir haben seit Jahren sehr erfolgreiche Athleten, wir haben die Local Heroes, die Szenerie ist perfekt und mit dem Entertainment-Duo Florian und Tobias Rudig haben wir Leute, die wissen, wie man Stimmung macht."

Der Probelauf.

In zwei Jahren wird Innsbruck auf die große Probe gestellt, dann nämlich findet die Kletter-Weltmeisterschaft hier statt, und zwar in allen Kategorien: Vorstiegsklettern, Speedklettern, Bouldern und Paraclimbing. 23 Jahre ist es her, seit Innsbruck eine Kletter-WM ausgerichtet hat. Diesmal steht einiges am Spiel: Schließlich geht es um die nachhaltige internationale Positionierung als Kletterstadt und darum, der perfekte Gastgeber zu sein.

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Die WM 2018 steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Zum einen wird mit dem Kletterzentrum Innsbruck eine neue Infrastruktur geschaffen – und damit eine Top-Wettkampfstätte, in der man nicht nur die WM, sondern in den Folgejahren auch regelmäßige Boulder-Weltcups und Jugendbewerbe ausrichten kann.

Die Challenge.

Im Boulder-Wettkampf geht es darum, in drei Durchgängen (Qualifikation, Halbfinale und Finale) jeweils vier bzw. fünf Boulder mit möglichst wenig Fehlversuchen durchzusteigen. Wer am wenigsten Versuche braucht, um das sogenannte Boulderproblem zu bewältigten, gewinnt. Wird ein Boulderproblem nicht zum Ende, also bis zum „Top“ geklettert, gibt es eine definierte Zone bzw. einen „Bonusgriff“, den es zu erreichen gilt, um Punkte aus der Bonuswertung zu erzielen.

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Zunächst sind im Qualifikationsdurchgang fünf Boulderprobleme innerhalb von jeweils fünf Minuten zu meistern. Ins Halbfinale kommen die 20 besten Kletterer. Hier haben sie zwar etwas mehr Zeit, da sie in der gleichen Zeit nur vier Boulder klettern müssen – dafür sind diese um einiges knackiger und schwieriger zu lösen. Die besten Sechs ziehen ins Finale ein, wo jedem Athleten nur noch vier Minuten pro Boulder zur Verfügung stehen. Erst wenn alle Finalisten am ersten Problem fertig sind, wird zum nächsten der insgesamt vier Boulder gewechselt. Am Ende gewinnt der Kletterer mit den meisten Topbegehungen bei der geringsten Anzahl an Versuchen. Die Bonuswertung ist zweitrangig und auch dabei ist die (minimale) Anzahl der Versuche ausschlaggebend.

Blocmaster Boulder Jam.

Der Blocmaster Boulder Jam bietet auch dieses Jahr die große Chance für Hobby- und Nachwuchskletterer, sich unter professionellen Rahmenbedingungen an der Weltcup-Boulderwand zu beweisen. „Den Link zwischen Breitensport und Spitzensport herzustellen, ist für uns extrem wichtig“, betont Schöpf. „Auch wenn die Boulder nicht die gleiche Schwierigkeit haben, so ist es die gleiche Wand, es sind dieselben Griffe und Volumes, nur eben in einer anderen Komposition.“ Diese Voraussetzungen motivieren vor allem Jugendliche, die die Chance nützen, im gleichen Set-up klettern zu können wie die Spitzenathleten

Die Athleten.

Insgesamt werden 200 Athleten aus 35 Nationen zum IFSC Boulder-Weltcup in Innsbruck erwartet. Diese mussten sich zunächst einmal in nationalen Wettbewerben beweisen und zum Weltcup qualifizieren. Wer die Favoriten in Innsbruck oder gar im Gesamtweltcup sind, ist derzeit schwer zu sagen. Die ersten Weltcups der Saison werden zumindest zeigen, welche Athleten stark sind und ob es Newcomer gibt.

 

Die Location.

Der Marktplatz war und ist eine sehr beliebte Austragungsstätte. Heuer steht der Platz aufgrund von Bauarbeiten nicht als Venue-Location zur Verfügung. Also zieht der IFSC Boulder Weltcup in die Olympiaworld – und damit auch dorthin, wo 2018 das WM-Halbfinale und das -Finale stattfinden werden. Dieser Umstand unterstreicht den Generalproben-Charakter des Events. Die Olympiaworld bietet Platz für 5.000 Zuschauer, Wetterunabhängigkeit sowie eine multifunktionale Event-Location. „Wir haben hier eine perfekte Infrastruktur, aber man muss sie erst kennenlernen, sie verinnerlichen und schauen, wie sie am besten zu unserem Sport passt“, erzählt Michael Schöpf. Dabei geht es um die Aufstellung der Wände, das Set-up, die Sicherheitsmaßnahmen, das Ticketsystem und vieles mehr. Ganz nach dem Motto: Jetzt wird getestet, um aus Fehlern lernen zu können.

IFSC Boulder Weltcup

Innsbruck, 19. bis 21. Mai

in der Olympiaword Innsbruck

www.boulderworldcup-innsbruck.com

 

Der internationale Routensetzer und Innsbrucker Reini Fichtinger im Gespräch.

Interview
6020:

Was ist der Unterschied zwischen einem Boulder für den Weltcup und einem für den Breitensport? Reini Fichtinger: Der Unterschied ist, dass die Schwierigkeit genau passen muss. Den Final-Boulder sollte mindestens ein Kletterer schaffen, jedoch nicht alle beim ersten Versuch. Idealerweise klettern ihn zwei bis drei Athleten in mehreren Versuchen.

Welche Kriterien muss ein Wettkampf-Boulder erfüllen? In der Regel sollte jeder Boulder sechs Züge haben. Es gibt jeweils eine Zonenwertung sowie eine Top-Wertung und innerhalb des Boulders sollte es zwei voneinander abgetrennte Probleme geben.

Wie läuft es beim Weltcup eigentlich ab? Wir kommen eine Woche vorher zum Veranstaltungsort. Gemeinsam mit den anderen Routensetzern machen wir einen Plan von Runde zu Runde, sodass wir am Ende Boulderrouten in vier unterschiedlichen Stilen haben. Kurz darauf fängt jeder an, seine Ideen umzusetzen. Hat man einen bestimmten Zug im Kopf und möchte in der Mitte einen Sprung ausprobieren, so baut man erst diesen Teil und später den Start dazu.

Während des Weltcups muss zwischen Qualifikation, Halbfinale und Finale „umgeschraubt“ werden. Wie macht ihr das? Meistens haben wir einen Tag Zeit dazwischen. Die Boulder haben wir natürlich im Vorfeld schon geschraubt und getestet. Wir machen Markierungen an der Wand und können sie dann in kurzer Zeit noch mal setzen. In dieser Phase prüfen wir noch mal und können das Level noch leicht anpassen.

Auf welchem Level muss der Routensetzer klettern, um Boulder für den Weltcup zu bauen? Wir haben den Athleten gegenüber mehrere Vorteile. Wir müssen den Boulder nicht in einem Stück durchsteigen, wir haben mehr als fünf Minuten Zeit und wir wissen, wie der Boulder zu lösen ist.

Vielen Dank für das Gespräch