merikas Westküste 1851: Die Sisters Brothers haben durch Auftragsmorde einen zweifelhaften Ruf erlangt. Beim Ziehen der Pistolen gleich schnell, unterscheiden sich die Brüder dennoch wesentlich im Temperament: Eli (John C. Reilly) ist nicht nur der Ältere, sondern auch ruhiger und beherrschter.
//Davon profitiert Charlie (Joaquin Phoenix), der als Jüngerer das manische Temperament des Vaters geerbt hat. Immer wieder hilft ihm Eli aus der selbstverschuldeten Patsche, bleibt dafür aber unbedankt. Und während die Sisters Brothers im Auftrag eines ominösen „Commodore“ nach dem vermeintlichen Dieb Hermann Warm (Riz Ahmed) fahnden, versuchen sie mit mäßigem Erfolg, die aus diesem Rollenungleichgewicht entstehenden persönlichen Verwerfungen zu planieren.
Zügelloses Temperament.
Als sie Warm schließlich finden, ist dieser nicht nur in Gesellschaft des dubiosen Glückritters Jim Morris (Jake Gyllenhaal), sondern auch im Besitz eines Geheimnisses, das sich als der wahre Grund seiner Verfolgung durch den „Commodore“ herausstellt: Er kann mit einer chemischen Formel ausgeschwemmtes Gold im Flusswasser zum Leuchten bringen.
The Sisters Brothers Abenteuer, Komödie. FR, ES, RO, US, BE 2018, 121 Minuten. Regie: Jacques Audiard. Mit: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed
Warm ist allerdings nicht daran interessiert, reich zu werden, er will mit dem Gold als Startkapital eine demokratische Protogesellschaft gründen. Und auch wenn diese Idee bei den Sisters Brothers schon aus intellektuellen Gründen nicht auf wirklich fruchtbaren Boden fallen kann, begreifen sie doch deren finanzielle Möglichkeiten: Die Brüder werden von Headhuntern zu Goldwäschern. Lange lässt sich Charlies manisches Temperament jedoch nicht zügeln, und was eigentlich gut begann, endet im Chaos.
//Regisseur Jacques Audiard (Ein Prophet, Der Geschmack von Rost und Knochen) gelingt mit seinem neuesten Film ein Western, der auf stereotype Charaktere verzichtet, dafür aber eine umso spannendere Geschichte erzählt. Dabei wirft Audiard seine Protagonisten nicht nur durch die Strudel der Persönlichkeitsentwicklung, er lässt sie auch unter Gewaltzwängen und an der Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben leiden. Mit einer echten Starbesetzung ausgestattet, gab es für diesen gleichzeitig melancholischen und brutalen Film zu Recht Standing Ovations in Venedig und den „Silbernen Löwen“ für die beste Regie in Berlin.