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MÄRZ 2017

Was soll bloß aus dir werden?

Seit der Übersiedelung des Riesenrundgemäldes vor mittlerweile sieben Jahren steht die alte Rotunde im Saggen hauptsächlich leer. In Ermangelung guter Ideen von offizieller Seite hat 6020 kreative Innsbrucker nach ihren Visionen für eine Nachnutzung gefragt.

Foto: Gerhard Berger, Daniel Jarosch, Hinterhuber, Daniel Jarosch, studio3
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it ihrer Idee eines neuen Rundgemäldes für die alte Rotunde ist Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer Anfang Feber im Gemeinderat abgeblitzt. Abgesehen von ihrer eigenen Fraktion und der Innsbrucker VP konnte sich niemand für ein Panorama des Künstlers Yadegar Asisi für satte 4,6 Millionen Euro erwärmen – was die Bürgermeisterin „sehr bedauere“, wie sie im Gespräch mit 6020 erzählt.

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Die als zu hoch kritisierten Kosten hätte man innerhalb des fünfjährigen Werkvertrags, in dessen Rahmen das 360-Grad-Panorama in Innsbruck hätte bleiben dürfen, hereingebracht, ist Oppitz-Plörer überzeugt. Schließlich habe es an allen anderen Standorten, an denen ein Gemälde von Yadegar Asisi hängt, funktioniert. 

Keine neue Idee.

Um die sanierungsbedürftige Rotunde hätte man sich bei dieser Art der Nutzung übrigens keine Gedanken machen müssen: „Wir hätten quasi eine Rotunde in die Rotunde gebaut, so wäre das Werk von Asisi geschützt gewesen“, erklärt Oppitz-Plörer. Das Argument, der Standort im Saggen sei verkehrstechnisch nicht gut angebunden und habe vor allem keine Parkplätze, empfand die Stadtchefin schon im Rahmen der Übersiedelung 2010 als „überstrapaziert“. In einer modernen Stadt würde man beim Sightseeing ohnehin auf die Öffis setzen.

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Der mit 2013 offiziell abgeschlossene Bürgerbeteiligungsprozess zur Nachnutzung der Rotunde führte übrigens zu dem Ergebnis, dass die Rotunde als offener Raum gestaltet und vor allem nicht privatisiert werden sollte. Auf die Frage, ob es nun nach gescheiterten Panorama-Idee eine neue gäbe, hat Oppitz-Plörer eine klare Antwort: „Nein.“

Wem gehört was?

Sollte es jemals zu einer dauerhaften Nachnutzung der Rotunde kommen, müssten sich Stadt und Land übrigens einig sein. Das Gebäude an sich gehört nämlich dem Land, Hungerburgstation samt Brücke der Stadt. 

Nachgezählt

Weil die Grünen bei ihrer Kritik an den Rotunden-Plänen auch gleich dem Tirol Panorama einen Seitenhieb verpassten (nämlich, dass man dem „ohnehin schlecht besuchten Panorama am Bergisel“ nicht noch ein weiteres hinzufügen müsse), hat 6020 die Besucherzahlen des Tirol Panorama recherchiert: Im Eröffnungsjahr 2011 pilgerten 187.000 Besucher auf den Bergisel, im zweiten Jahr waren es 136.000, 2013 brachen sie auf 99.105 ein und 2016 waren es noch 85.478 Besucher. 

Einfach mal spinnen ... 

Es ist Zeit für neue Ideen für die alte Rotunde – was würden Menschen aus der Kunst, Kultur und Architektur mit dem Gebäude anstellen? 

 

 

„Man müsste schon wahnsinnig sein, um den Zugang zum Wasser nicht
zu erschließen“

 

 

„Draußen eine Himmelsleiter, drinnen variabel bespielbar“

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as Riesenrundgemälde ist ein „Massenmedium“ aus vergangenen Tagen. Es wäre deshalb sinnvoll, es mit den Möglichkeiten moderner Medien wie 360°-Projektionen, Mappings und moderner Tontechnik zu verbinden. Momentan fehlt in Innsbruck ein flexibel nutzbarer und ästhetisch ansprechender (Veranstaltungs-)Raum, der für einige hundert Besucherinnen und Besucher funktioniert und nicht nach Halle XY aussieht.

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Ein Ort, zu dem sich die Stadt Innsbruck bekennt und an dem zeitgenössisch relevante Festivals und größere Veranstaltungen stattfinden können, ohne Nachbarschaftssabotage und Lederhosen-Veto. Die Rotunde könnte ein solcher Ort werden. Dass der Zugang zum Wasser erschlossen werden müsste, liegt ohnehin auf der Hand – man müsste schon wahnsinnig sein, um diese Chance nicht zu nutzen.

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Man braucht zum Beispiel nur die Mitgliederliste des Kulturnetzwerkes „Trans Europe Halles“ herzunehmen, um zu sehen, wie man mit alten Gebäuden innovativ umgehen und welche neuen Nutzungsformen man ihnen geben kann.

 

David Prieth kümmert sich um das Programm der Bäckerei und ist freischaffender Künstler und Veranstalter in Innsbruck.

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eine persönliche Idee zur Alten Rotunde gilt nach wie vor: Es ist die Idee einer Himmelsleiter, die Umwandlung der Alten Rotunde hin zu einer offenen und assoziativen Form. Sie wurde im Rahmen der Aktion „Kunst im öffentlichen Raum“ des Landes Tirol als temporäre Installation von 2013 bis 2016 umgesetzt: event horizon (vertikal). Eine Laser-Lichtinstallation, die einen definierten Punkt an der Erdoberfläche mittels einer vertikalen Linie mit dem All verbindet. Die Stadt Innsbruck könnte diese Arbeit käuflich erwerben und sie dadurch in eine permanente Installation umwandeln.

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Bezüglich der Widmung des Inneren und der völligen Neugestaltung des umliegenden Areals habe ich gemeinsam mit Univ.-Prof. Gabriela Seifert am studio2 (Institut für Gestaltung der Fakultät für Architektur Innsbruck) im Sommersemester 2016 unter Einbindung von Studierenden und dem Arbeitstitel „Anti-Club“ Entwürfe zu einem variabel bespielbaren Indoor- und Outdoor-Veranstaltungszentrum mit Öffnung zum Inn hin ausgearbeitet. Dieses würde eine notwendige Bereicherung der Innsbrucker Kultur- und Veranstaltungsmöglichkeiten darstellen.

 

Christoph Hinterhuber lebt als Bildender Künstler in Innsbruck.

Ideen der 6020-Redaktion

 

Bälleparadies
für Erwachsene

Pop-up-Restaurant mit
wechselnden Köchen

Konzertvenue à la Roundhouse in London, die auch für die Festwochen der Alten Musik, das Klangspuren Festival etc. genutzt werden kann

Riesentrampolin

Indoor-Markt für Handwerk,
Kunst, gebrauchte Sportgeräte etc.