s gibt mehrere Verfilmungen von Jack Londons ‚To Build a Fire‘, unter anderem sogar eine, wo Orson Welles die Erzählstimme spricht“, erzählt Robert Spindler. Orson Welles zählt zu den Lieblingsregisseuren des Innsbrucker Filmemachers. Spindlers Filmversion kommt hingegen fast ohne Dialoge aus. In dieser Geschichte geht es um einen Mann, der sich durch die Wildnis Kanadas kämpfen muss. Es ist Winter, es liegt viel Schnee, und dem armen Kerl gehen bald Proviant, Zündhölzer und sogar die Zähne aus. Trotz Einöde und Stille ist er aber nicht ganz auf sich gestellt, ein Husky ist sein treuer Begleiter – und spielt eine wichtige Rolle.
//„Etwas Kuscheliges in der kalten Welt Alaskas ist ein echter Blickfang, und im Grunde nur eine Marketingstrategie meinerseits“, erzählt Spindler und schmunzelt. Dem Hund schaut man gerne zu, während man mit dem Mann mitfiebert. Die beiden bilden eine strategische Allianz: Für den Hund gibt’s etwas Futter, im Gegenzug warnt das Tier sein Herrchen vor vereisten Stellen, die über einem Bach einbrechen könnten. Man möchte meinen, der Hund passt zu dieser unwohnlichen Landschaft, der Mensch überhaupt nicht. Vielleicht schafft er es ja noch bis zur warmen Hütte. Ob die Geschichte nun glücklich endet, sei an dieser Stelle nicht verraten. Dafür wirft sie einige zeitlose Fragen auf: Ist der Hund in dieser Angelegenheit ein Nutztier, das man zwecks Nahrungsbeschaffung und Wärme töten darf, oder doch ein Freund? Kann der Mensch beim Kampf gegen die Natur jemals gewinnen? Oder muss er nur lernen, sich den Naturgesetzen zu fügen?
Es ist Winter, es liegt viel Schnee, und bald gehen Proviant, Zündhölzer und sogar die Zähne aus.
Einfach Filme machen.
Gedreht wurde „To Build a Fire“ 2014 im Karwendel, die Dreharbeiten dauerten fünf Tage. „Die große Herausforderung dieser Verfilmung war, eine reine Bildsprache für die Gedanken der Hauptdarsteller zu finden“, erzählt Spindler. Im Originaltext werden nämlich beide Blickwinkel beschrieben. Eine kleine Meisterleistung für einen Amateur, der gleichzeitig auch die Agenden eines Produzenten inklusive Verwaltung der Sponsorengelder innehat. Dabei verfolgt Spindler keinerlei kommerzielle Interessen, sondern filmt um des Filmens Willen. „Mein Ziel ist es, mich von Projekt zu Projekt zu verbessern und eines Tages vielleicht einen richtigen Spielfilm auf professionellem Level zu machen“, sagt er. Dabei genießt er die Freiheit, seine Regie- und Produzentenarbeit als reines Hobby betreiben zu können, im eigentlichen Brotjob ist er Projektassistent am Institut für Amerikanistik.
//Hier beschäftigt er sich unter anderem mit Filmwissenschaften, hier fing im Grunde alles an. Im Laufe seines Studiums besuchte er mehrere Seminare bei Sonja Bahn, der „Grande Dame“ des Films an der Universität Innsbruck. „Ich war begeistert von der Möglichkeit, einen Film zu drehen anstatt eine Proseminararbeit zu schreiben“, erzählt der 31-Jährige. Das außerordentliche Engagement seiner Dozentin hat ihn zum Filmemachen regelrecht inspiriert: „In ihren Seminaren herrschte eine wunderbare Atmosphäre und es gab trotzdem viel Input, sie waren das Highlight meines Studiums.“
„Mein Ziel ist es, mich von Projekt zu Projekt zu verbessern.“
Robert Spindler
Made in Tyrol.
Schon als Jugendlicher hatte Robert Spindler ein Faible für Abenteuergeschichten: Seefahrer, Winnetou, Robin Hood oder Moby Dick. „Allesamt zwar ‚nur‘ Jugendbücher, die aber tief menschliche Geschichten erzählen“, erklärt der Filmemacher. Denn hinter jedem Abenteuer entstehen archetypische Spannungsfelder voller Dramatik. So zählt Spindler auch das Genre Western zu den Abenteuerfilmen, hier geht es um die Eroberung der Wildnis zugunsten der fortschreitenden Zivilisation. Der Held? Ein einsamer Cowboy, der sich zwar in die neue Ordnung einfügt, aber auch in Nostalgie verharrt und sich nach der Unberechenbarkeit der Naturgewalten mit all ihrer Schönheit sehnt.
//Ist nach der Zivilisierung Schluss mit dem Abenteuer und der Romantik der Wildnis? „Nein, moderner Komfort ist doch auch angenehm“, antwortet der Geschichtenerzähler prompt. Denn nur darum geht es: Geschichten zu erzählen. Das ist dem Hobbyregisseur bereits mit zwei anderen Western made in Tyrol gelungen: „Im Westen nur Bohnen“ und „MC Finnen and Wallace“. Ein weiteres Filmprojekt trägt den Titel „The Fencers“ und ist eine Hommage an klassische Duellsituationen.
IM KARWENDEL GEDREHT. In einer Nebenrolle: Kai Rossmann
„To Build a Fire“ ist Robert Spindlers aktuellstes Werk. Gezeigt werden seine Filme auf Kurzfilmfestivals und auf eigens organisierten Veranstaltungen. Ideen für weitere Projekte hat er jede Menge, jede einzelne wird fein säuberlich notiert. „Ich kriege auch Drehbücher zugeschickt, sogar als Amateur“, sagt er, „aber eine Story muss mir letztendlich am Herzen liegen und mich emotional berühren können.“ Zudem geht sich nur ein Film alle drei Jahre aus – und der will auch akribisch geplant werden: Drehbuch, Location, Crew und Besetzung. „Ich habe mittlerweile eine eigene Schauspielerkartei, darunter sind Profis und Laien“, erzählt er. Denn wenn die Optik in sein Konzept passt, ist die Erfahrung eines Darstellers zweitrangig. „Hauptsache, sie halten sich an meine Anweisungen und hinterfragen meine Autorität nicht“, postuliert der Filmemacher. Seine Ansage wirkt nur auf Papier bedrohlich, Robert Spindler ist gewiss kein cholerischer Regisseur. Seine Aufgabe ist es lediglich, den Spagat zwischen Kunst und Budget zu meistern. Dafür hatte sogar Hundedarsteller Cheyenne Verständnis – meistens jedenfalls.
Alle Infos zu Robert Spindlers Filmen und Vorführungen gibt’s unter: Wordpress oder Facebook.