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FEBER 2019

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Zurück in die Zukunft

Vom Lamm zum Schaf und retour

 

Der Gasthof Lamm war jahrelang ein fixer Bestandteil der Innsbrucker Wirtshauskultur. Die urige Lokalität in Mariahilf überzeugte durch bodenständige Küche und große Portionen. Dann der Umbau vor ein paar Jahren zum Nobelitaliener „Agnello nero“ (zu deutsch: Schwarzes Schaf). Unglaublich, was man hier architektonisch aus den alten Gemäuern herausholen konnte, ein sehr stilsicherer Ort mit italienischer Topküche entstand. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer, entpuppte sich der Pächter aus Italien doch tatsächlich als schwarzes Schaf und war auf einmal weg. Zurück blieben ein wunderschönes Lokal und einige unbeglichene Rechnungen.

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Im Herbst 2018 wurde das Schaf wieder zum Lamm. Eine Familie aus Vorarlberg sorgt seitdem für Ruhe in Mariahilf. Und zwar mit dem klassischen Gegenprogramm zum Vorpächter. Der Fokus liegt nicht mehr auf der Architektur des Gastraumes und der Speisen, sondern auf Qualität und regionalen Zutaten. „Frisch und saisonal gekocht“ beschreibt das Motto der jungen Pächter am besten, die sich vom edlen Ambiente wenig beeindruckt zeigen und gerne mal leere Getränkekisten neben der edlen Bar stapeln. Und so hat das Lokal optisch sehr schnell Federn gelassen, dafür inhaltlich deutlich an Substanz gewonnen.

Top-Italiener mit Beigeschmack

Wie macht sich der Rosengarten in Mühlau?

 

Diese Frage lässt sich kurz oder lang beantworten. Kurz: Gut. Lang: Es ist kompliziert. Generell kann man sicherlich von einer Win-win-win-Situation sprechen. Die Mühlauer haben ein tolles Lokal dazugewonnen, die Verpächter einen erfolgreichen Wirt und der Rosengarten selbst eine neue Wirkungsstätte, die sich jetzt schon größter Beliebtheit erfreut und vor allem im Sommer dank des schönen Gastgartens richtig durchstarten wird.

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Qualitativ ist der Rosengarten sicherlich in der Kategorie „Top-Italiener“ einzuordnen, solide Standards treffen hier auf eine sehr feine Auswahl an Meeresspezialitäten. Einziges Manko – übrigens des alten wie neuen Rosengartens – ist die doch recht offensive Verkaufsstrategie. Wer ein Glas Wein bestellt, bekommt gerne Mal eine ganze Flasche, nur so für den Fall. Verlässt man den Pizzaweg in Richtung „Vorspeise, Hauptspeise, Wein“ ist man pro Person schnell jenseits der 50 Euro angelangt und das vielleicht sogar, ohne dass man dies vorhatte. Und so muss man sagen, der Rosengarten macht es möglich, dass zwar das Preis-Leistungs-Verhältnis passt, aber man dennoch mehr ausgeben kann, als einem lieb ist.

Rauchzeichen der Zeit

Im Sitzwohl isst man hervorragend, am Weg dorthin vergeht einem allerdings der Appetit.

 

Wer den Weg im BTV-Stadtforum in den ersten Stock wählt, um dort im Sitzwohl zu speisen, hat prinzipiell nichts falsch gemacht. Immerhin beweist man damit nicht nur guten Geschmack, sondern auch, über den entsprechenden Brieftaschenumfang zu verfügen. Die Bar im Erdgeschoß gehört ebenfalls zum Restaurant und ist eines der letzten Raucher-Dorados. Das alleine stört noch nicht wirklich, doch es fehlt die Abgrenzung zum Stiegenhaus. Und so mieft es in ebendiesem ordentlich nach Rauch, denn warme Luft steigt bekanntlich ganz gerne nach oben. Wie sich das behördlich ausgeht, bleibt ein Rätsel. Doch selbst, wenn diese Konstellation erlaubt sein sollte, geht sie gar nicht. Spitzenlokal und verrauchtes Stiegenhaus? Hier hat jemand die Rauchzeichen der Zeit nicht ganz erkannt.